US-Aufsicht warnt vor Coin Offerings

SEC mahnt zur Vorsicht bei Kryptowährungen - Behörde stoppt zweites ICO innerhalb von sieben Tagen

US-Aufsicht warnt vor Coin Offerings

Die US-Finanzmarktaufsicht SEC hat Anleger einmal mehr zur Vorsicht bei Investitionen in Kryptowährungen gemahnt. Die Behörde warnt vor allem vor neuen Digitaldevisen und stoppt das zweite Initial Coin Offering (ICO) in sieben Tagen.Von Stefan Paravicini, New YorkJay Clayton, dem Chairman der US-Finanzmarktaufsicht SEC, geht es derzeit ein bisschen wie der Sagenfigur Kassandra aus der griechischen Mythologie. Denn wie Kassandra einst die Troianer vergeblich vor einem heimtückischen Geschenk der Griechen warnte – das Troianische Pferd -, so scheinen derzeit auch die Warnungen der Securities and Exchange Commission vor Kryptowährungen bei Investoren auf taube Ohren zu fallen. Am Montag unternahm Clayton einen neuen Versuch, nachdem an der Chicago Board Options Exchange (CBOE) kurz zuvor der erste Terminkontrakt auf die Digitalwährung Bitcoin an den Start gegangen war. Die jüngsten Kassandrarufe der SEC beziehen sich allerdings nicht auf Bitcoin-Futures, sondern vor allem auf neue Kryptodevisen, in die Investoren im Rahmen sogenannter Initial Coin Offerings (ICOs) investieren können.Erst am Montag hat die SEC das zweite ICO innerhalb von sieben Tagen gestoppt. Ungeachtet der zunehmenden Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden für den Markt dürften die Angebote neuer Digitalwährungen im Rahmen dieser noch relativ neuen Form von Crowdfunding-Aktivitäten im vierten Quartal nach Einschätzung von den Marktbeobachtern bei Token Report aber einen Rekordwert erreichen. Drei Wochen vor Ende des Quartals haben Start-ups mit ICOs knapp 1,4 Mrd. Dollar eingesammelt, während es im dritten Quartal insgesamt 1,7 Mrd. Dollar waren. Die Zahl der Coin Offerings ist auf bestem Weg, die Schwelle von 500 zu durchbrechen, nachdem es zuletzt noch 266 waren. Seit Jahresbeginn haben Investoren im Rahmen von ICOs rund 3,7 Mrd. Dollar in neue Digitalwährungen investiert, die häufig in Verbindung mit dem geplanten Unternehmenszweck eingesetzt werden können. Investitionen in diese sogenannten Tokens sind Wetten auf den Erfolg des Unternehmens und seines Produktes. Anleger träumen von BitcoinDaten von Bloomberg zeigen indessen, dass sich von den in den 30 größten ICOs im laufenden Jahr ausgegebenen Tokens jene am besten entwickelt haben, die nicht in Verbindung mit einem Produkt stehen. Das legt nahe, dass viele Investoren vom Erfolg als Cyberwährung unabhängig von einem Produkt träumen, wie ihn die wichtigste Digitaldevise Bitcoin im laufenden Jahr mit einer Versiebzehnfachung ihres Wertes traumwandlerisch vorgemacht hat.”Investoren müssen wissen, dass bis heute noch kein einziges ICO bei der SEC angemeldet wurde”, ruft Clayton den Krypto-Enthusiasten jetzt zu. Dabei müsse jede Aktivität, bei der Wertpapiere angeboten werden, die vom Wertpapierrecht vorgegebenen Bedingungen etwa hinsichtlich Transparenz und Anlegerschutz erfüllen, schreibt der SEC-Chef in der Mitteilung vom Montag. Dass ICOs in gewissen Fällen wie Wertpapiere behandelt werden müssen, hatte die Behörde bereits im Sommer in einem Bericht festgestellt, in dem die SEC das ICO von The DAO im Sommer 2016 untersuchte, bei dem mehr als 150 Mill. Dollar eingesammelt wurden, bevor Hacker den Code der Kryptowährung auf der Blockchain von Ethereum knackten und in einem der bisher größten Betrugsfälle rund um ein Coin Offering 55 Mill. Dollar erbeuteten.Ende September hat die SEC eine Cybereinheit formiert, die sich um Kryptowährungen und um ICOs kümmert. Wenige Tage später reichte die Behörde eine Klage gegen einen New Yorker Geschäftsmann ein, der mit REcoin Group Foundation und DRC World zwei ICOs bewarb, die angeblich mit Immobilienwerten hinterlegt sein sollten. Anfang November sprach die SEC eine Warnung an Prominente aus, für “potenziell illegale” ICOs zu werben. Vor einer Woche stoppte die SEC das ICO der kanadischen Plexcorp, die Anleger seit August mit dem Versprechen einer Verdreizehnfachung ihres Einsatzes lockte (vgl. BZ vom 7. Dezember). Gestern gab die Finanzmarktaufsicht bekannt, dass Munchee, der Betreiber einer App zur Bewertung von Restaurants aus San Francisco, nach Einspruch der Behörde ein geplantes ICO abgebrochen hat. Das nächste Troianische Pferd dürfte bereits in Richtung Investoren rollen.