US-Banken bestehen Belastungstests

Fed: Auch im Extremszenario werden Kapitalquoten erfüllt - Deutsche Bank Trust hat dickstes Polster

US-Banken bestehen Belastungstests

Reuters Washington/New York – Die 34 größten US-Banken haben die erste Stufe des diesjährigen Belastungstests der Notenbank Fed bestanden. Selbst unter der Annahme einer extremen Rezession und eines sprunghaften Anstiegs der Arbeitslosenquote hätten sie noch genügend Kapital, um die Vorgaben der Aufseher zu erfüllen, teilte die Fed am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Zwar würden bei den Instituten – darunter Branchengrößen wie J.P. Morgan Chase oder Bank of America – im schlimmsten Fall Kredite von insgesamt 383 Mrd. Dollar ausfallen. Sie würden aber dennoch über deutlich mehr Kapital verfügen als vorgeschrieben. Die Quote habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr verbessert. Damit könnten die Banken selbst in schweren Zeiten weiter Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, sagte Fed-Führungsmitglied Jerome Powell.Die Fed führte die Stresstests als Konsequenz aus der Finanzkrise von 2008 ein, um die Krisenfestigkeit der Branche regelmäßig zu überprüfen. Im Extremszenario der Fed-Experten würde sich die Arbeitslosigkeit auf 10 % mehr als verdoppeln. Die Belastungstests bestehen aus zwei Teilen: Am kommenden Mittwoch wird dann bekannt gegeben, ob die Fed die Kapitalpläne der Institute billigt.Anleger warten mit Spannung auf die Veröffentlichung dieser Ergebnisse, da Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen davon abhängen. Am meisten steht Analysten zufolge dabei für die Citigroup auf dem Spiel, die ihren Aktienkurs durch weitere Rückkäufe ankurbeln will.Sie schnitt unter den großen Wall-Street-Banken im Stresstest am besten ab. Im Extremszenario würde die harte Kernkapitalquote der Fed zufolge auf 9,7 % schrumpfen. Bei J.P. Morgan, Bank of America, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley läge diese Quote zwischen 8,4 und 9,4 %.Das dickste Kapitalpolster aller getesteten Banken hat wie 2016 die Deutsche Bank Trust Corporation (DBTC) mit einer Quote von 60,2 % im Extremszenario. Trotz eines dicken Kapitalpolsters war der Kapitalplan der DBTC 2016 bei der Fed durchgefallen, die scharfe Kritik am Risikomanagement übte. Daher durfte die Gesellschaft, die in den USA lediglich für den Zahlungsverkehr und die Vermögensverwaltung zuständig ist, keine Gewinne aus dem Land abziehen. Den Großteil ihrer US-Aktivitäten – darunter das Investment Banking – hat die Deutsche Bank im vergangenen Sommer in der neuen Dachgesellschaft DB USA Corporation zusammengefasst, unter der auch die DBTC angedockt ist. Sie wird erst 2018 öffentlich am Fed-Stresstest teilnehmen. Weniger VorschriftenUS-Präsident Donald Trump will den Finanzkonzernen weniger Vorschriften machen, um so die Kreditvergabe und die Wirtschaft insgesamt anzukurbeln. Nach den kürzlich vom US-Finanzministerium veröffentlichten Plänen sollen die Handelsbeschränkungen für Großbanken gelockert werden, die bislang jährlichen Stresstests nur noch alle zwei Jahre stattfinden und die Überwachung von US-Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als 50 Mrd. Dollar gedrosselt werden. Außerdem sollen die Mechanismen für die Abwicklung maroder Geldhäuser überprüft werden.Die Ergebnisse des jüngsten Stresstests lieferten Argumente für eine Lockerung der Regulierung, sagte der Chef des US-Bankenverbands, Rob Nichols. “Auf diesem soliden Fundament sollten wir aufbauen und uns nun auf die Frage konzentrieren, wie man den Banken helfen kann, das Wirtschaftswachstum weiter anzukurbeln.” Die Fed gab vor kurzem bekannt, sie werde der Forderung der Finanzbranche nach einer größeren Transparenz bei den Stresstests nachgeben. Fed-Chefin Janet Yellen kündigte an, man werde Beispiele aus den vergangenen Jahren veröffentlichen. Allerdings müssten die dem Test zugrunde liegenden Modelle weiter unter Verschluss bleiben. Ansonsten könnten die Konzerne ihr Verhalten ändern, um bessere Ergebnisse zu erzielen, ohne jedoch das Risiko zu senken.