USA setzen Liquiditätsquoten um

Aufseher mahnen Lücke von 100 Mrd. Dollar bei Inlandsbanken an - 2016 Regeln für ausländische Institute

USA setzen Liquiditätsquoten um

Mit den kurzfristigen Liquiditätsvorschriften finalisiert die US-Bankenaufsicht einen Mosaikstein fragmentierter Regulierung. Das punktuelle Aufweichen von Vorgaben ist Teil des Rituals. Dass Immobilienpapiere nicht anrechenbar sind, ist ein gutes Zeichen für die präventive Abwehr systemischer Risiken.bg Frankfurt – Die US-Bankenaufseher haben das Regelwerk zu Mindestvorgaben für die Liquidität weiter verfeinert. Federal Reserve und FDIC teilten mit, dass US-Banken bis 2017 einen Puffer an hochliquiden Assets von kumuliert 2,5 Bill. Dollar vorhalten müssen. Noch fehlen der Branche rund 100 Mrd. Dollar, um diese Schwelle zu erreichen. Konkret handelt es sich um die Erfüllung der kurzfristigen Liquiditätsquote (LCR, Liquidity Coverage Ratio), die sicherstellen soll, dass eine Bank auch bei Zufrieren der Refinanzierungsmärkte mindestens 30 Tage zahlungsfähig bleibt. Basel III übererfülltDie Liquiditätsvorschriften sind Teil des globalen Basel-III-Regelwerks, das in den USA sogar stringenter implementiert wird als es der Baseler Ausschuss mit Aufweichung der Vorgaben (Erweiterung des Kreises anrechenbarer Aktiva, in vollem Umfang erst ab 2019 gültig) von Anfang 2013 vorschreibt. Neben der kurzfristigen Quote LCR dient auch die einen längeren Zeithorizont erfassende Net Stable Funding Ratio (NSFR) der regulatorischen Liquiditätssteuerung. Diese misst die Deckungsquote mit Sicht auf ein Jahr, eine endgültige Definition der NSFR steht noch aus.Die von den US-Regulatoren nun formulierten kurzfristigen Liquiditätserfordernisse gelten zunächst nur für die größeren Inlandsbanken, müssen aber bereits Anfang 2017 voll umgesetzt werden und damit zwei Jahre früher als eigentlich von Basel III vorgesehen. Dem für die Regulierung zuständigen Notenbank-Gouverneur Daniel Tarullo zufolge arbeitet die Fed noch Regeln aus, welche die Holdings ausländischer Großbanken in den USA betreffen. Der US-Politik ist es bis heute ein Dorn im Auge, dass im Rahmen der Lehman-Krise auch ausländische Institute Zugriff auf Stützungsgelder der Federal Reserve hatten, die damit systemische Risiken aus anderen Jurisdiktionen übernahm.Zieht die Fed nun die Daumenschrauben bei der LCR an, muss zum Beispiel die Deutsche Bank mehr hochliquide Papiere in ihrer US-Tochter vorhalten. Bis Juli 2016 wollen die US-Aufseher die Anforderungen für Auslandsbanken festgezurrt haben. Für große Kapitalsammelstellen aus dem Schattenbankensektor sollen dem US-Systemrisikorat zufolge eigene Liquiditätsvorschriften erlassen werden. Zankapfel KommunalpapiereDabei deutet sich nun an, dass auch die Fed gewillt ist, für den klassischen Bankensektor den Kreis anrechenbarer Aktiva mit Nachbesserungen an dem knapp 400 Seiten dicken Regelwerk zu erweitern. Denn in den USA regt sich Widerstand, dass Kommunalanleihen nicht zu den hochliquiden Assets zählen, was ihre Attraktivität, sie auf der Bilanz zu halten, mindert. Ein Austrocknen des Municipal-Bond-Marktes könne die Finanzierung öffentlicher Aufgaben erschweren, warnen Städte und Gemeinden. Die Fed will das eigentlich schon endgültige Regelwerk dahin gehend ergänzen, dass die liquidesten Municipal-Papiere eine Anrechenbarkeit für die LCR erhalten. Hauptsache hochliquideIm Übrigen hat die Fed auch bei anderen Papieren gegenüber den ursprünglichen Vorschlägen die Schwelle für Anrechenbarkeiten gesenkt. Nun seien auch verbriefte Schuldtitel mit Firmenkrediten als Underlying begeben aus dem Nicht-Bankensektor als hochliquide Assets zugelassen, sofern sie über ein Investment-Grade-Rating verfügen, heißt es. Mit Immobilienkrediten besicherte Papiere – häufig ein substanzieller Teil des Kerngeschäfts von US-Regionalbanken – zählen weiterhin nicht zu den anrechenbaren Assets. Offenbar will die Fed keine weiteren Anreize zum Sammeln dieser die Finanzkrise auslösenden Papiere geben. Von daher werden die Institute vor allem US-Staatspapiere und Zentralbankreserven vorhalten – da diese geringe Renditen mitbringen, drückt es auf die Profitabilität eines Instituts, wenn solche Tranchen allein aus LCR-Gründen noch stärker übergewichtet werden müssen.Für die US-Großbanken stellt die aktuelle Bestandsaufnahme der Fed eine positive Nachricht dar, haben sie allem Anschein nach doch bereits ausreichend hochliquide Assets in den Büchern. Analysten vermuten, dass lediglich einige regionale Banken noch ein wenig hinterhinken beim Auffüllen der Liquiditätspuffer.—– Wertberichtigt Seite 8