Über 50 Stellen gestrichen

Vanguard macht deutschen Robo-Advisor dicht

Vanguard gibt das deutsche Robo-Advisor-Geschäft auf. Zwei bekannte Fintech-Manager haben den Vermögensverwalter bereits verlassen. Über 50 Stellen fallen weg.

Vanguard macht deutschen Robo-Advisor dicht

Vanguard macht deutschen
Robo-Advisor dicht

Zu wenig Volumen auf der Plattform – 56 Stellen gestrichen

phh Frankfurt

Vanguard stellt seinen deutschen Robo-Advisor wieder ein. Der US-Vermögensverwalter habe sein deutsches Geschäft "strategisch überprüft" und die "schwierige Entscheidung" getroffen, die Plattform Vanguard Invest zu schließen, teilte Vanguard über einen Sprecher auf Nachfrage mit. "Finance Forward" hatte zuerst über die Rückzugspläne des Fondsriesen berichtet.

Der nach Blackrock zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt hatte im Frühjahr 2022 ein stark automatisiert verwaltetes Depot mit passiven Indexfonds (ETFs) in Deutschland an den Start gebracht. Dem Unternehmenssprecher zufolge verwaltet der seit 2017 in Deutschland aktive Vermögensverwalter Vanguard derzeit mehr als 30 Mrd. US-Dollar im Auftrag von einer Million deutscher Anleger.

Vanguard beklagt zu wenig Volumen über Robo-Advisor

Die Kundenansprache erfolgte dem Sprecher zufolge zunächst hauptsächlich über Vertriebspartner, Direktbanken und Neobroker, ehe Vanguard den Robo-Advisor startete. Dieser wurde von deutschen Anlegern allerdings zu gering nachgefragt, so dass letztendlich zu wenig Geschäft über die Plattform lief, um diese effizient betreiben zu können. Die Ansprache über Vertriebspartner sei nach wie vor die erste Wahl für deutsche Anleger, so der Sprecher.

Trotz des gescheiterten Robo-Advisor-Versuchs will Vanguard weiterhin in das deutsche Geschäft investieren. Innerhalb von Europa hat Deutschland für den Vermögensverwalter eine hohe Bedeutung. So macht der deutsche Markt derzeit 60% des gesamten Nettozuflusses in Vanguard-ETFs in Europa aus. "Auch wenn wir Vanguard Invest einstellen, werden wir Anleger in Deutschland weiterhin bei ihrer Geldanlage unterstützen", so der Sprecher.

Vanguard streicht über 50 Stellen in Deutschland

Das Projekt wurde anfangs von BCG Digital Ventures begleitet – der digitalen Beratungseinheit der Boston Consulting Group. Außerdem holte der Vermögensverwalter die beiden Fintech-Manager Jesper Wahrendorf und Andreas Bittner an Bord und baute ein Mitarbeiterteam in Berlin auf. Sowohl Bittner als auch Wahrendorf haben Vanguard bereits wieder verlassen, wie ein Sprecher bestätigte. Von der Schließung des Robo-Advisors seien zudem 56 Stellen betroffen.

Wahrendorf, der im Oktober 2020 vom "Buy now, pay later"-Anbieter Ratepay kam, sprach in einem Podcast Anfang des Jahres auch über das unglückliche Timing für den Start des Robo-Advisors in Deutschland. Dieser erfolgte zwei Tage nach dem Angriff von Russland auf die Ukraine, weshalb Vanguard die groß angelegte Marketing-Kampagne wieder zurückgezogen habe.

Im US-Heimatmarkt läuft es für Vanguard aber deutlich besser. Dort verwaltet der Robo-Advisor momentan rund 300 Mrd. Dollar.

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