Verantwortungsvoll zum Klimaschutz beitragen

Nachhaltige Investitionsentscheidungen treffen - Anleger wollen verstehen, wie Unternehmen Werte realisieren

Verantwortungsvoll zum Klimaschutz beitragen

Den Temperaturanstieg begrenzen, CO2-Neutralität erlangen und ärmere Länder beim Klimaschutz unterstützen – Assetmanager können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass die Ziele des Pariser Abkommens zum Klimaschutz erreicht werden.Es war ein bahnbrechender Moment, als im Jahr 2015 alle 195 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) das Pariser Abkommen zum Klimaschutz (COP21) unterzeichnet haben – denn um seine Ziele zu erreichen, nimmt das UN-Klimaschutzabkommen so gut wie alle Länder der Welt in die Pflicht. Dabei geht es im Wesentlichen um die Begrenzung des Temperaturanstiegs auf unter 2 Grad, ein Gleichgewicht zwischen dem Ausstoß und der Aufnahme von CO2 bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts sowie die Unterstützung ärmerer Länder beim Klimaschutz, bei der Anpassung an den Klimawandel und bei der Beseitigung von Folgeschäden.Verpflichtende Berichte, finanzielle Hilfen der Industrieländer sowie höher gesteckte Klimaziele sind sicherlich ein erster Schritt, um die Ziele des Pariser Abkommens zu realisieren. Allerdings sind sich die meisten Experten darüber im Klaren, dass die Klimazusagen der Länder noch immer nicht reichen, um die Erderwärmung auf “deutlich unter” 2 Grad zu begrenzen. Deshalb gilt es, weitere Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören auf der einen Seite weitreichende gesetzliche Regelungen – beispielsweise bei der Frage, wie Vermögensanlagen besteuert und bewertet werden sollen.Deutschland bietet etwa hohe Subventionen für Investitionen in erneuerbare Energien. Die Politik kann folglich geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Auf der anderen Seite sind auch die verschiedenen Branchen und Sektoren gefragt, von innen heraus Veränderungen herbeizuführen. So kann zum Beispiel auch der Finanzsektor aktiv werden, um die Erderwärmung zu begrenzen. Finanzsektor gefordertEinen ersten Meilenstein hat auch hier das Pariser COP21-Abkommen gesetzt. Erstmals wurde überhaupt postuliert, dass die Finanzbranche bei der Lösung von Umweltproblemen eine wesentliche Rolle spielt. Denn der Sektor ist in fast allen Lebensbereichen präsent – von Produktionsprozessen und Dienstleistungen über Verpackung und Transport bis hin zum Konsum. Schließlich sind in allen Phasen eines Konjunkturzyklus Kapital und Investitionen nötig. Zudem müssen Kapitalströme gesteuert werden. Oder anders formuliert: Wenn alle Länder die Klima- und Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen, werden Unternehmen und Menschen in den kommenden 20 Jahren Investitionen nach völlig anderen Maßgaben tätigen. Man wird sich von Anlagen im Kohlesektor verabschieden und weniger auf Öl und Gas setzen. Stattdessen wird die Bedeutung von Investitionen in energieeffiziente Bereiche, erneuerbare Energien und damit verbundene neue Technologien steigen. Indem sich der Finanzsektor nachhaltig aufstellt, kann er einen wichtigen Beitrag für mehr Wohlstand leisten – Wohlstand, der auf einem Wirtschaftswachstum fußt, das der Umwelt möglichst wenig schadet. Verantwortungsvolles Investieren lautet folglich das Stichwort, das sich auch die Assetmanagement-Branche auf die Fahnen schreiben sollte. Der Grundgedanke von verantwortlichem Investieren ist nicht neu: Bei der Geldanlage liegt der Fokus auf “guten” Unternehmen und Branchen, “schlechte” werden gemieden. Inzwischen hat sich verantwortungsvolles Investieren allerdings zu einer leistungsstarken Methode entwickelt, um effektive Investitionsentscheidungen zu treffen – eine nachhaltige Methode, die eine langfristige Wertschöpfung für Investoren ermöglicht und gleichzeitig einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat.Möglich machen das die sogenannten ESG-Kriterien, die Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Environment, Social, Governance) in Investitionsentscheidungen berücksichtigen. Dank der Einbeziehung dieser Überlegungen in Anlagelösungen über alle Anlageklassen hinweg können Fondsmanager positive, messbare Ergebnisse erzielen, die mit den allgemeinen ESG-Zielen der Investoren übereinstimmen. Markantes BeispielDieser Ansatz ist von besonderer Bedeutung in einer Zeit, in der Unternehmen nahezu über Nacht zu Gewinnern werden können, während alteingesessene Konzerne auf der Strecke bleiben, weil sie sich vor modernen Trends und Technologien verschließen. Als markantes Beispiel hierfür lässt sich auf den rasanten Aufstieg des Elektroauto-Herstellers Tesla verweisen: Ein Jahrhundert später als Ford auf den Markt gekommen, hat das Unternehmen in wenigen Jahren den seit Generationen erfolgreichsten Automobilhersteller der Welt in puncto Marktkapitalisierung bereits vorübergehend überholt. Diese Verschiebung mag zwar plötzlich erscheinen, verdeutlicht aber die Dynamik, die verantwortungsbewusste und weniger umweltschädliche Produkte erzeugen können. Detaillierte Auskunft gefragtÜbertragen auf das Assetmanagement bedeutet das: Anleger wollen zunehmend verstehen, wie ein Unternehmen Wert schafft. Sie erwarten und fordern daher detaillierte Auskunft darüber, wie sich die Aktivitäten einer Organisation auf die Welt auswirken. In der Vergangenheit waren Investoren, die Branchen wie Tabak, Waffen oder Glücksspiel in ihrem Anlageuniversum ausgeschlossen haben, oft mit eingeschränkten Investitionsmöglichkeiten konfrontiert. Der Fokus lag dabei fast ausschließlich auf aktienorientierten Strategien, die in der Regel als Negativscreening oder Ethikfonds bezeichnet wurden. Dadurch entstand auch der Eindruck, dass die finanziellen Renditen begrenzt waren.Doch das Anlageuniversum für nachhaltige Titel hat sich deutlich weiterentwickelt. Verantwortungsbewusste Anlagestrategien sind sowohl in der Anzahl als auch in der Ausgereiftheit gewachsen und spiegeln den Appetit der Anleger auf Anlageprodukte wider, die ESG-Themen ansprechen und zum Beispiel auf Klimarisiken reagieren. Eine sinnvolle Umsetzung kann erfolgen, indem in einem ersten Schritt verschiedene Formen des Screening einen Ausgangspunkt für die Einbettung von ESG-Kriterien in die Anlagestrategie schaffen. Das Portfolio wird mit Blick auf Risiken und Chancen bewertet, die sich aus der Berücksichtigung der ESG-Kriterien ergeben. Jeder Titel erhält eine ESG-Bewertung, die in das gesamte ESG-Scoring auf Portfolioebene einfließt. Investitionen können so in einem breiteren ESG-Kontext betrachtet werden. Aktives EngagementEine gute Ergänzung ist die aktive Ausübung der Aktionärspflicht: Die Teilnahme an Abstimmungen und ein aktives Engagement sind ein wirksames Mittel, um auf Unternehmen und deren Entscheidungen auf Vorstandsebene einzuwirken. Die Einbettung von ESG-Kriterien kann auch beinhalten, dass über Key-Performance-Indikatoren (KPI) wie den CO2-Fußabdruck ein klarer ESG-Messrahmen entsteht.Die Integration von ESG-Kriterien geht noch einen Schritt weiter: Investitionsentscheidungen werden auf Basis der skizzierten ESG-Analyse und des ESG-Scores getroffen. Da es aus ESG-Sicht keine perfekten Unternehmen gibt, werden die Unternehmen danach beurteilt, wie sie auf kurze oder langfristige Sicht mit ESG-Risiken umgehen und sich daraus ergebende Chancen realisieren können – in der Erwartung, dass Unternehmen mit Managementteams, die Entscheidungen zur Minimierung von ESG-Problemen treffen, sich im langfristigen Wettbewerb besser durchsetzen werden. In Verbindung mit einer Finanzanalyse der Unternehmen entsteht ein klares Zukunftsbild. Die Integration von ESG-Kriterien schafft so ein Portfolio aus starken ESG-Titeln, die Branchen-Konkurrenten mit niedrigeren ESG-Werten übertreffen.Einen letzten und bedeutenden Schritt im Rahmen des verantwortungsvollen Investierens stellen Impact-Investments dar. Hierbei werden die neuesten Anlagetechniken so verfeinert, dass gezielt positive Veränderungen herbeigeführt werden. Impact-Investitionen haben gleichzeitig wettbewerbsfähige Erträge und positive gesellschaftliche Auswirkungen im Blick, die messbar und quantifizierbar sind. Auf diese Weise wird der Finanzsektor zur Lösung komplexer sozialer und ökologischer Probleme angeleitet, etwa weil Investitionen in Projekte stattfinden, die zum Beispiel einen verbesserten Zugang zu Bildung und der Gesundheitsversorgung verfolgen oder zur Verringerung der Auswirkungen des Klimawandels beitragen. Impact-InvestmentsAufgrund der strengen Auswahlkriterien zählten Impact-Investments traditionell zu den alternativen Anlageklassen wie Private Equity. Doch die Nachfrage nach börsennotierten Aktien in diesem Bereich steigt. Um die Integrität von Impact-Investments zu erhalten, sollten für den Aufbau entsprechender Portfolien allerdings Unternehmen mit Produkten und Dienstleistungen in Betracht gezogen werden, die entweder durch quantifizierbare Kennzahlen oder aktives Engagement einen positiven Beitrag leisten können. Denn schließlich handelt es sich bei Impact-Investments um das zukunftsorientierteste Segment innerhalb der verantwortungsbewussten Geldanlagen. Durch die Finanzierung von Projekten zur Förderung einer besseren Gesellschaft in einem Umfeld, in dem Unternehmen und Industrien mit langfristiger und nachhaltiger Wertschöpfung gedeihen können, soll ein positiver Investitionskreislauf geschaffen werden. Neue Welt an MöglichkeitenDie Finanzbranche und das Assetmanagement können nicht nur dazu beitragen, die weltweiten Emissionen deutlich zu senken und bis zur zweiten Hälfte des Jahrhunderts CO2-Neutralität zu erreichen. Durch integrierte und innovative Fondsmanagement-Techniken eröffnen verantwortungsbewusste Geldanlagen eine neue Welt an Möglichkeiten, die sich mit zunehmender Nuancierung der Instrumente und Messkriterien innerhalb dieses Anlagesegments weiter verbessern werden. Eine stärkere Prüfung nichtfinanzieller Kriterien kann Assetmanagern und Investoren helfen, Risiken in den Portfolien effektiver zu minimieren und gleichzeitig die finanziellen Erträge zu steigern.—-Matt Christensen, Global Head of Responsible Investment bei Axa Investment Managers