Verbraucherzentralen werben mit Studie für "Extrarente"
jsc Frankfurt – Die Verbraucherzentralen forcieren ihren Einsatz für eine öffentlich organisierte Lösung für die kapitalgedeckte Altersvorsorge: Am Freitag sprach sich der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) auf Grundlage einer Studie für eine hohe Aktienquote im Rahmen einer “Extrarente” aus, die der Verband in Abgrenzung zur staatlich geförderten privaten Vorsorge, der Riester-Rente, empfiehlt. “Eine breit gestreute Anlage in Aktien für die Altersvorsorge würde sich für Verbraucher lohnen und beträchtliche Renditen ermöglichen”, hält der Verband fest.Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hatte im Auftrag des VZBV hypothetische Kursentwicklungen für verschiedene Varianten berechnet. Über einen Zeitraum von 45 Jahren hätte ein reines Aktienportfolio in den meisten simulierten Fällen besser abgeschnitten als ein gemischtes Portfolio, das jeweils zur Hälfte aus Aktien und Anleihen besteht. Konkret würde ein Sparer mit durchschnittlichem Einkommen, der über die gesamte Zeit 4 % seiner Einkünfte investiert, im Mittel 5 560 Euro pro Monat im Ruhestand erhalten, allerdings ohne Inflationsbereinigung und mit starken Abweichungen in den Szenarien. Ein gemischtes Portfolio hätte 3 380 Euro erzielt.Die Aktienanlage ist zugleich riskant, wie die Ökonomen vorrechnen: Eine sichere Geldanlage mit entsprechend niedrigem Zinssatz hätte in sieben von 100 Fällen ein höheres Ergebnis erzielt als ein reines Aktienportfolio – trotz der langen Laufzeit. Die Forscher empfehlen, gegen Ende der Ansparphase die Aktienquote deutlich zu senken, um das Risiko zu begrenzen. Berechnet hat das ZEW die Szenarien durch eine “Monte Carlo”-Simulation, bei der aus bisherigen Kursen etliche neue hypothetische Verläufe per Zufallsprinzip zusammengesetzt werden. Agenda gesetztVeröffentlicht wurde die Studie zu einem kritischen Zeitpunkt: parallel zum Auftakt des CDU-Parteitags in Leipzig. Ein öffentliches Vehikel für eine kapitalgedeckte Vorsorge ist dort Gegenstand von drei Anträgen, und zwar von den Landesverbänden Hessen und Baden-Württemberg und des Arbeitnehmerflügels CDA. Erst vor wenigen Tagen hatte VZBV-Vorstand Klaus Müller mit Hessens Finanzminister Thomas Schäfer (CDU) für ein öffentlich-rechtliches Standardprodukt geworben – in Abgrenzung zur Riester-Rente.Die Interpretation der Studie fällt unterschiedlich aus. Der VZBV sieht die “Notwendigkeit einer grundlegenden Reform der privaten Altersvorsorge” und verweist auf die “Extrarente”. Das ZEW will die Studie derweil nicht als Plädoyer für ein bestimmtes Vorsorgesystem verstanden wissen. “Die Ergebnisse des Gutachtens lassen sich sowohl auf staatliche Fonds als auch auf betriebliche Altersversicherungen oder auf die private Altersvorsorge anwenden.” – Personen Seite 16