Verkauf nachhaltiger Fonds läuft trotz Pandemie

Während Anleger insgesamt hunderte Milliarden abziehen, bleiben ESG-Produkte im Plus

Verkauf nachhaltiger Fonds läuft trotz Pandemie

jsc Frankfurt – Der Vertrieb von Nachhaltigkeitsfonds läuft trotz der Coronakrise weiterhin solide: Während Anleger aus dem Segment der Publikumsfonds weltweit im ersten Quartal netto 385 Mrd. Dollar abgezogen haben, stehen an Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtete Produkte mit 46 Mrd. Dollar im Plus, berichtet die Analysefirma Morningstar. Zwar sackte das Volumen der Fonds wegen des Kursrutsches an den Börsen im ersten Jahresviertel um 12 % auf 841 Mrd. Dollar ab, der Rückgang fiel aber prozentual geringer als im Fondsgeschäft insgesamt aus, das um 18 % schrumpfte. Die Gesellschaft zählt 3 297 Fonds, die ausdrücklich Kriterien wie Umwelt- und Sozialaspekte sowie die Unternehmensführung anwenden (Environmental, Social, Governance, kurz ESG). Im ersten Quartal kamen 102 neue Fondsangebote hinzu.Zuflüsse verzeichneten die Nachhaltigkeitsprodukte in allen untersuchten Märkten der Welt – ob in den USA und Kanada, Australien und Neuseeland, Hongkong und Taiwan oder in Japan. Nirgendwo ist das Segment allerdings so groß wie in Europa, wo mit 33 Mrd. Dollar annähernd drei Viertel der weltweiten Fondszuflüsse verzeichnet wurden und mit 684 Mrd. Dollar auch der Löwenanteil der verwalteten Mittel liegt.In Deutschland haben sich laut Branchenverband BVI mehrere Adressen im ersten Quartal hervorgetan: Der Versicherer Debeka hat unlängst vier nachhaltige Fonds mit Fokus auf die Weltregionen Europa, Asien und Nordamerika sowie auf den gesamten globalen Markt lanciert und im ersten Quartal 601 Mill. Euro eingesammelt. Der Versicherer hatte erst vor anderthalb Jahren eine Assetmanagement-Einheit gestartet.Die Deutsche-Bank-Tochter DWS hat derweil mit passiven und aktiven Fondsvarianten Geld eingesammelt: So erzielte die ETF-Marke Xtrackers einen Absatz von 418 Mill. Euro, während der aktiv verwaltete “DWS Invest ESG Equity Income” mit 255 Mill. Euro hervortrat. Union Investment, die ausschließlich aktiv verwaltete Fonds anbietet, hat mit den nachhaltigen Varianten aus den Reihen “Privatfonds” und “UniRak” insgesamt 949 Mill. Euro eingesammelt, die DekaBank kam mit der Palette “Deka-Nachhaltigkeit” auf 480 Mill. Euro. Aus dem breiten Angebot von Allianz Global Investors fallen der “Euroland Equity SRI” mit 105 Mill. Euro und der Rentenfonds “Euro Credit SRI” mit 112 Mill. Euro auf. Aufstieg der ESG-IndexfondsWährend der überwiegende Anteil der nachhaltigen Fonds aktiv verwaltet ist, bietet das Segment auch Chancen für Indexfonds, schreiben derweil die Analysten von Morgan Stanley. Zwar entfällt bisher nur ein kleiner Teil der verwalteten Vermögen auf passive Fonds, in den USA haben die Produkte im ersten Quartal aber deutlich mehr Mittel eingesammelt als klassische Fondsvarianten. Der US-Fondsriese BlackRock, der das Geschäft mit passiven Anlagestrategien dominiert, steht in der Absatz-Rangliste von ESG-Fonds mit annähernd 33 Mrd. Dollar – gerechnet seit Anfang 2019, also über insgesamt fünf Quartale hinweg – daher weit vorn, wie Morgan Stanley errechnet hat, ehe mit UBS und BNP Paribas (jeweils 11 Mrd. Dollar) und Amundi (9 Mrd. Dollar) europäische Adressen folgen, die jeweils aktive und passive Varianten bieten. Union Investment erreicht mit 5 Mrd. Dollar Fondsabsatz als höchstplatzierte deutsche Adresse den neunten Platz.