Vermögensverwaltungsbranche laut ZEB-Analyse vor tiefgreifendem Wandel
„Assetmanager haben nicht viel Spielraum“
ZEB-Studie zu Vermögensverwaltern zeigt Risiken – Kosten- und Preisdruck nehmen zu
wbr Frankfurt
Herausforderungen und Chancen in der Vermögensverwaltungsbranche zeigt die Assetmanagement-Studie 2024 der Unternehmensberatung ZEB auf. Beleuchtet werden globale und europäische Entwicklungen der Branche.
Gemessen am verwalteten Vermögen (AuM) war 2023 ein gutes Jahr. Nach einem Rückgang im Vorjahr stiegen die weltweiten AuM um fast 10%. Insbesondere die USA behaupteten mit einem Marktanteil von 50% ihre führende Rolle. ZEB stellt zudem fest, dass die zehn führenden Vermögensverwalter 36% des Marktes kontrollierten. Dies zeigt eine zunehmende Konzentration in der Branche, da dieser Anteil 2019 noch bei 28% lag.
Gewinnmargen gefallen
Die europäische Vermögensverwaltungsbranche erlebte ein Wachstum von etwa 9%, das damit leicht hinter dem globalen Schnitt zurückblieb. Auffällig dabei ist, dass die Gewinnmargen in Europa auf 27 Basispunkte fielen, den niedrigsten Stand seit 2020. Diese Margen stehen unter Druck, da die Kosten hoch sind und zahlreiche Kostensenkungsmöglichkeiten noch nicht ausgeschöpft wurden.
Eine der Hauptaussagen der Studie ist, dass sich die „fetten Jahre“ dem Ende zuneigen. Dies werde unter anderem durch den Preisdruck in der Branche verursacht. Mittelfristig zeigt die Simulation von ZEB, dass die Kostenkontrolle für viele Vermögensverwalter, insbesondere mittelgroße Unternehmen, von entscheidender Bedeutung sein wird. Diese Unternehmen sind aufgrund fehlender Skaleneffekte und geringerer Nettomittelzuflüsse anfälliger.
Kostensenkungen nötig
„Auf der Ertragsseite haben die Assetmanager am Ende nicht viel Spielraum“, sagt Carsten Wittrock, Partner bei ZEB. Der Preisdruck durch passive Investments und den hohen Wettbewerb lasse nur wenig Luft für Gebührenerhöhungen, selbst wenn das veränderte Zinsumfeld dies erleichtern könnte. Vor allem bei mittleren Vermögensverwaltern ist eine Kostensenkung dringend nötig. „Auf der Kostenseite gibt es zahlreiche noch nicht ausgeschöpfte Hebel. Einer der wichtigsten ist sicherlich das Datenmanagement“, so der Experte für Asset- und Wealth-Management.
Die Beratungsgesellschaft betont die Bedeutung der Digitalisierung, insbesondere in den Bereichen Datenmanagement, Prozessoptimierung und der Implementierung neuer Technologien. Zwar gebe es zahlreiche innovative Ansätze, aber in vielen Unternehmen fehlten standardisierte Prozesse und klare Datenstrategien. „Von daher müssen zunächst interne, zum Teil über Jahre gewachsene Strukturen und Prozesse angepackt und standardisiert werden“, betont Wittrock.
Eltif als Chance
Ein weiterer wichtiger Trend ist das Wachstum alternativer Anlageklassen, wie zum Beispiel Immobilien und Infrastruktur. „Der Erfolg von alternativen Assets wurde in den letzten Jahren stark von institutionellen Investoren getrieben“, sagt Wittrock, wobei diese Anlageklassen durch Eltif 2.0 nun auch privaten Anlegern zugänglich gemacht werden.
Trotz der Herausforderungen von der Preis- und Kostenseite bleibt Wittrock optimistisch, dass langfristig kein Worst-Case-Szenario eintreten werde. Letztlich habe sich immer gezeigt, dass die Märkte Krisen mit erstaunlicher Resilienz begegnen, so Wittrock. Die Profitabilität der Vermögensverwalter werde zwar nach Einschätzung von ZEB tendenziell weiter sinken, jedoch auf einem immer noch attraktiven Niveau bleiben.
Vorteile aktiver Strategien
Besonders aktive Manager stehen vor der Herausforderung, weiterhin durch Performance zu überzeugen. Sie könnten sich insbesondere in ineffizienten, weniger liquiden Märkten behaupten, in denen passive Strategien weniger effektiv sind. „Zumindest für regulierte Anleger gilt es, im Rahmen des Managements laufend auch Accounting- oder regulatorische Aspekte zu beachten“, erläutert Wittrock die Vorteile aktiver Anlagestrategien, die sich auch in der Risikosteuerung von passiven Investments unterscheiden.
Fokus auf Kernkompetenzen
Das Outsourcing von Dienstleistungen bietet ebenfalls Chancen, insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen. „Insoweit sehe ich das Outsourcing, die sorgfältige Auswahl von Sourcing-Dienstleistern und Plattformen voraussetzend, eher als Chance für innovative, vor allem auch kleinere und mittlere Unternehmen, sich auf ihre Kernkompetenzen zu fokussieren und sich weniger um nicht differenzierende Hygienefaktoren wie die Abwicklung kümmern zu müssen“, sagt Wittrock. Hierdurch könnten Unternehmen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die Fokussierung auf Kernbereiche stärken.
Die ZEB-Studie zeigt klar, dass die Vermögensverwaltungsbranche vor einem Umbruch steht, der durch Digitalisierung, Kostenkontrolle und die Erschließung neuer Anlageklassen geprägt sein wird. Diese Herausforderungen zu meistern, wird entscheidend sein für den langfristigen Erfolg vieler Vermögensverwalter.