Versicherer geben Spezialfonds Schub

Wachstum wird vor allem von Assekuranz und Altersvorsorgeeinrichtungen getragen

Versicherer geben Spezialfonds Schub

jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche verdankt ihren Aufschwung in weiten Teilen Versicherern und Altersvorsorgeeinrichtungen: Seit 2005 wuchs der Fondsbestand dieser Investorengruppe von 356 Mrd. auf 1,04 Bill. Euro zur Jahresmitte 2018, wie die Beratungsfirma Kommalpha zusammengetragen hat. Weil die Bestände der Fondsbranche laut deutschem Branchenverband BVI über alle Fondsgattungen und Anlegertypen hinweg im selben Zeitraum von 1,36 Bill. auf 3,03 Bill. Euro angeschwollen ist, entfällt der Zuwachs damit zu weit mehr als einem Drittel auf diese Investorengruppe. Kommalpha hat Daten der Bundesbank zusammengetragen. Umfeld und InnovationFür Clemens Schuerhoff, Vorstand der Gesellschaft und Autor der Studie, steht hinter dem Aufschwung eine Kombination des Marktumfeldes und einer Fondsinnovation: Das Niedrigzinsumfeld hat demnach den Druck auf Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen erhöht, die Kapitalanlage weiter zu professionalisieren. Das Modell einer Master-Kapitalverwaltungsgesellschaft (Master-KVG), die Fondsmittel für Investoren in einem Spezialfonds bündelt und die einzelnen Anlagesegmente an dritte Assetmanager weiterreicht, hat zugleich die gezielte Aufteilung der Vermögen erleichtert. Das Fondsvermögen der Investoren hat daher nicht nur absolut, sondern auch relativ an Gewicht gewonnen: Während der Kapitalbestand der Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen seit 2005 um 72 % gewachsen ist, legte das Fondsvermögen um 191 % zu. Altersvorsorgeeinrichtungen lassen mittlerweile mehr als 60 % in Fonds verwalten, Lebensversicherer mehr als 40 %. Beide Investorengruppen legen Anlegermittel auf lange Sicht an und können somit bestimmte Segmente des Vermögens an Fondsgesellschaften über viele Jahre hinweg auslagern. Nichtlebensversicherungen lassen kaum mehr als ein Viertel in Fonds verwalten, Rückversicherungen nur einen Bruchteil.Andere Investorengruppen haben vergleichsweise an Gewicht verloren: Banken machen mittlerweile nur noch ein Zehntel des Gewichts des gesamten Spezialfondssegments aus, das zur Jahresmitte bei 1,59 Bill. Euro steht. 2005 kamen die Geldhäuser noch auf ein Viertel. Die Institute mit ihren “Depot A”-Anlagen haben laut Kommalpha-Vorstand Schuerhoff schlicht nicht mit dem Wachstum mitgehalten. Auch die schrumpfende Zahl der Banken und Sparkassen trage womöglich zu einer Neuordnung der Anlagen bei. Darüber hinaus lagerten Unternehmen, die Pensionsverpflichtungen bislang selbst gesteuert haben, diese Aufgabe zunehmend aus, was ebenfalls das Wachstum von Altersvorsorgeeinrichtungen gegenüber anderen Investorengattungen stärke.Allerdings bedeutet das Gewicht der Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen nicht, dass die Fondsbranche hier auch viel Geld verdient. Investorenvertreter sind Fachleute und verfügen angesichts großer Anlagebeträge über Marktmacht – sie haben somit einen strengen Blick auf Kosten. Das Master-KVG-Geschäft wird darüber hinaus von wenigen Adressen dominiert, etwa von Universal-Investment, HSBC Inka und Allianz Global Investors. Das weniger umfangreiche Geschäft mit privaten Sparern – laut Bundesbank lagen zuletzt 596 Mrd. Euro der deutschen Haushalte in Fonds – geht typischerweise mit höheren Margen für die Vermögensverwalter einher. Richtung 2 Bill. EuroDas Ende der Fahnenstange sei im Spezialfondssegment aber noch lange nicht erreicht, sagt Schuerhoff. Spätestens 2024 werde die Marke von 2 Bill. Euro geknackt, schreibt er und bekräftigt damit eine frühere Prognose. Die verbliebene Differenz von rund 400 Mrd. Euro sei überwindbar. Das Spezialfondssegment gewinne auch dann an Bedeutung, wenn eine Zinswende den Druck auf Neuanlagen für Versicherer und Altersvorsorgeträger lindert.Neben Fonds haben Versicherer und Altersvorsorgeträger in den vergangenen Jahren auch verstärkt in Schuldverschreibungen investiert, die als Schuldtitel im klassischen Sinne dienen und sich auf Kredite beziehen. Einen starken Rückgang verzeichnet die Studie hingegen bei Bankeinlagen, die sowohl bei Versicherern als auch Altersvorsorgeträgern bei kaum mehr als 15 % liegen. Der Abbau der Mittel sei ein “klares Indiz für die Reaktion auf die Niedrigzinsphase”, auch wenn der Bestand noch immer “relativ hoch” sei.