Versicherer setzen stärker auf alternative Assets
Versicherer setzen auf alternative Assets
Systemisches Risiko laut Vereinigung der Aufsichtsbehörden rückläufig – Belastungen durch Klimawandel nehmen zu
Die Versicherer setzen weltweit immer stärker auf alternative Assets wie Immobilien. Dies galt zumindest in Zeiten extrem niedriger Zinsen, hat die internationale Vereinigung der Versicherungsaufseher festgestellt. Etwas mehr als ein Drittel der Kapitalanlagen sind potenziell vom Klimawandel betroffen.
Von der weltweiten Versicherungswirtschaft geht ein verringertes systemisches Risiko aus. Dieses Risiko ist deutlich geringer als das der Kreditwirtschaft. Diese Aussage gilt zumindest für das Jahresende 2022 im Vergleich zu Ende 2021. Denn das ist der Zeitraum, auf den sich die Daten und die zentralen Aussagen des jetzt veröffentlichten "Global Insurance Market Report 2023" der Internationalen Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (International Association of Insurance Supervisors – IAIS) beziehen. Die Daten wiederum stammen von etwa 60 der größten internationalen Versicherungsgruppen und von den nationalen Aufsehern, die Mitglieder der IAIS sind. Sie decken den Angaben zufolge rund 90% der weltweiten Beitragseinnahmen ab.
Immerhin dürften die meisten Aussagen des Berichts auch jetzt noch Gültigkeit haben. So wird auf die steigende Bedeutung alternativer Assets hingewiesen, speziell von gewerblichen Immobilien sowohl auf der Eigenkapital- als auch auf der Fremdkapitalseite. Diese alternativen Anlagen hätten ein höheres Liquiditätsrisiko und seien komplexer in der Risikobeurteilung und in der Bewertung. Allerdings sind nur einige, vor allem größere Versicherer in dieser Risikoklasse in größerem Umfang unterwegs.
Mehr Level-3-Assets
Konkret haben die Anteile der Level-1-Assets (Bewertung über Handel an öffentlichen Märkten) und Level-2-Assets (illiquider als Level 1, Bewertung abgeleitet aus öffentlichen Marktpreisen) an den gesamten Kapitalanlagen per Ende 2022 auf 26,0 (i.V. 31,4)% bzw. 26,8 (28,5)% abgenommen. Hingegen haben die nur aufgrund von Modellen bewertbaren Level-3-Assets auf 4,5 (4,1)% leicht zugelegt, befinden sich aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. Allerdings heißt es in dem Bericht, der Rückgang der Level-1- und Level-2-Assets könnte auch an den steigenden Zinssätzen liegen.
Gefahren dieses Trends zu riskanteren Anlagen sehen die Aufseher in erster Linie in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs. Gerade Assets, die auf keinen regulären, öffentlichen Märkten gehandelt werden, könnten angesichts versiegender Liquidität nur sehr schwer (zu starken Preisabschlägen) oder gar nicht mehr verkauft werden. Damit könnte die Fähigkeit der Versicherer, Versicherte auszuzahlen, gefährdet werden. Allerdings sind einige nationale Aufseher auch durchaus bereit, in Krisenzeiten die Kündigungsmöglichkeiten von (Lebens-)Versicherungen zu beschränken. Teilweise ist dies auch gesetzlich vorgesehen.
Belastungen durch Klimakrise
Der IAIS-Marktbericht beschäftigt sich auch mit klimabezogenen Risiken, insbesondere in der Kapitalanlage. Die Daten von 41 Jurisdiktionen, die etwa 93% des globalen Versicherungsmarktes repräsentieren, zeigen, dass weltweit etwas mehr als ein Drittel (37%) der Kapitalanlagen einen Klimabezug hatten. In Europa und Afrika waren es Ende 2022 etwas mehr, nämlich 40%. Die Datenqualität habe sich zwar verbessert, doch gebe es bei vielen Aktien, Unternehmensanleihen und (Immobilien-)Krediten noch immer keine klimabezogenen Informationen. Gewarnt wird vor Transitionsrisiken und steigende Belastungen durch Unwetter.