Versicherer sollen Risiken selbst bewerten

Straubhaar: Banken werden aus Eurozone getrieben

Versicherer sollen Risiken selbst bewerten

tl Frankfurt – Die Versicherer müssen ihre Risiken selbst analysieren und dürfen sich nicht auf andere wie Ratingagenturen verlassen. Falsch wäre es aber auch, sich auf branchenweite, standardisierte Verfahren zur Risikobewertung zu verlassen. Dies sind die Kernaussagen der Studie “Versicherungen in Zeiten der Krise – Szenarien der Weltwirtschaft und Auswirkungen auf das Versicherungsgeschäft”. Sie ist vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) im Auftrag des Versicherungsdienstleisters Aon erstellt worden.Seit der Finanzkrise laufen die Entwicklungen am Finanzmarkt und in der Realwirtschaft nicht mehr parallel. Als Beispiel verwies Thomas Straubhaar, Direktor des HWWI, in einer Telefonkonferenz auf den Euro-Dollar-Wechselkurs. “Der Euro ist zu stark. Er müsste gemessen an der Kaufkraftentwicklung eigentlich abwerten.” Die gestern beschlossenen Negativzinsen der EZB würden europäische Geschäftsbanken dazu verleiten, ihre Mittel in Schwellenländer und die USA zu transferieren. “Das würde den Euro schwächen.”Straubhaar begrüßte es zwar, dass Banken und Versicherer ihre Einzelrisiken bewerten, warnte aber vor den Gefahren standardisierter Verfahren. “Nutzen fast alle Marktteilnehmer das gleiche Verfahren und weist es Fehler auf, so laufen alle in die gleiche, falsche Richtung.” Verlassen dürften sich die Versicherer aber auch nicht auf makroprudenzielle Analysen von Aufsicht, EZB oder Ratingagenturen. “Das ist Stochern im Nebel. Dazu fehlen die Grundlagen”, ist der Wissenschaftler überzeugt. Bis diese geschaffen sind, müssten die Finanzmarktakteure sich in jedem Fall selbst ein Bild der Risiken machen. “Wer das gut macht, wird im Wettbewerb erfolgreicher sein als andere.”