Versicherer streichen Dividende

Britische Aufsicht hat angeblich Druck gemacht - Legal & General will zahlen

Versicherer streichen Dividende

hip London – Eine Reihe britischer Versicherer wird ihren Aktionären für das vergangene Jahr keine Dividende zahlen und weitere Ausschüttungen vorerst aussetzen. Am Markt wird unterstellt, dass die Aufsicht Druck gemacht hat, um die Branche zur Räson zu bringen. Aviva, Direct Line, Hiscox und die RSA Insurance Group machten entsprechende Ankündigungen. Den Aktionären der betroffenen Gesellschaften entgehen damit insgesamt 1,27 Mrd. Pfund. Legal & General hatte dagegen erst vergangene Woche bekräftigt, 753 Mill. Pfund auszuschütten. Für Prudential ist die Aufsicht von Hongkong zuständig. Die bei der Bank of England ansässige Prudential Regulation Authority (PRA) begrüßte die “umsichtige” Entscheidung der von ihr Beaufsichtigten. Entscheidungen zur Kapitalausstattung oder zu wesentlichen Risikomanagementthemen müssten auf Grundlage einer Reihe von Szenarien getroffen werden, darunter auch solche, die sehr heftig seien, hieß es auf der Website des Regulierers.”Kein Unternehmen existiert im luftleeren Raum”, sagte RSA-Chairman Martin Scicluna. “Wir halten es derzeit für langfristig im besten Interesse von RSA, Duldsamkeit in Sachen Dividende zu zeigen.” Es sei derzeit unmöglich, die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf das Geschäft der Gruppe im laufenden Jahr vorherzusagen. Allerdings habe sich die regulatorische Solvenzquote nach Solvency II per Ende März im Rahmen der Zielspanne und oberhalb von 150 % bewegt. Auch Aviva sah sich nicht in der Lage, die Folgen der Pandemie abzuschätzen. Keine Schlussdividende für 2019 auszukehren, erhöhe die Solvenzquote um 7 Prozentpunkte auf rund 182 %, teilte das Unternehmen mit. Wichtiges Einkommen”Wir wissen, dass Einkommen aus Dividenden von Direct Line für unsere Investoren wichtig ist”, sagte Penny James, die Chefin von Direct Line. Es sei damit auch wichtig für die Menschen, die auf dieses Einkommen warten, weil es in ihre Renten und Sparpläne einfließe. “Unter normalen Umständen” wäre die Gruppe gut aufgestellt gewesen, um eine Dividende zu zahlen. Per Ende März belief sich ihre Solvenzquote auf 176 % und bewegte sich damit am oberen Ende der selbst gesetzten Zielspanne, die von 140 % bis 180 % reicht.”Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass die Rettung des US-Versicherers AIG 2008 ein Schlüsselmoment der Finanzkrise war”, kommentierte William Ryder, Analyst bei Hargreaves Lansdown. “Wir können jetzt keinen Vertrauensverlust in die Branche riskieren. Deshalb verstehen wir, warum den Aufsehern unwohl dabei ist, die Bewertung der Fähigkeit, eine Dividende zu zahlen, dem Management zu überlassen.” Andererseits müsse man auch an die Aktionäre denken, deren Pensionen auf Dividendeneinnahmen zurückgehen. Ein diversifiziertes Portfolio könne die Schmerzen zwar mildern, aber angesichts der Breite der Kürzungen in den vergangenen Monaten werde nahezu jedes Portfolio darunter zu leiden haben.