Versicherer suchen Schutz vor Inflation

Trendbarometer von Ernst & Young Real Estate: Immobilienquote in der Assekuranz steigt auf 6,7 Prozent

Versicherer suchen Schutz vor Inflation

kb Frankfurt – Deutsche Versicherer wollen weiter in Immobilien investieren und die Immobilienquote in diesem Jahr auf 6,7 (Vorjahr: 6,1) % erhöhen. Bevorzugte Regionen sind beste Lagen in Deutschland, aber auch Frankreich. Das Interesse an Einzelhandelsimmobilien ist weiter gestiegen, aber auch an Wohnungen mit stabilem Cash-flow. Allerdings gibt es nicht genügend geeignete Objekte. Dies ist das Ergebnis des 5. Trendbarometers Immobilien von Ernst & Young Real Estate, wobei 25 Versicherer mit einem durchschnittlichen Bestand von 2,3 Mrd. Euro befragt wurden. Dies entspreche einer Marktabdeckung von 70 % auf Basis der von der Assekuranz gehaltenen Immobilien zu Marktwerten. Heimat ist Trumpf”Es geht um Bestands- und Inflationsschutz; das treibt die großen Player im Markt um”, beschreibt Dietmar Fischer, Partner der Beratungsgesellschaft Ernst & Young Real Estate, die Situation. Zwei Drittel der Befragten hätten aufgrund der Euro-Krise ihren Fokus verstärkt auf die Heimatmärkte gelegt. Zugleich wollen Versicherer ihre Immobilieninvestments in Südamerika verdoppeln, dagegen in Nordamerika abbauen. Die Renditeerwartungen sind der Umfrage zufolge im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben. Bei direkt gehaltenen Immobilien rechnen die Versicherer im laufenden Jahr mit einer Rendite ihrer Investments von 5,2 (5,1) % und bei indirekt gehaltenen Immobilien von 5,8 (5,9) %. Im gesamten deutschen Immobilienmarkt geht man von einer Renditeerwartung von 4,8 % aus.Im abgelaufenen Jahr seien die Versicherer bei Immobilieninvestments mit “angezogener Handbremse” unterwegs gewesen, so Fischer. “Die Assekuranz hätte 2011 mehr investiert, wenn mehr geeignete Immobilien auf dem Markt gewesen wären.”Da im Gegensatz zum Vorjahr die Risikobereitschaft wegen der Schuldenkrise wieder spürbar abgenommen habe, stünden nun zu 95 (94) % Core-Objekte im Fokus. Die beliebteste Nutzungsart bleibt der Umfrage zufolge die Einzelhandelsimmobilie, wobei das Interesse sogar auf 90 (82) % gestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahr hat entsprechend die Verkaufsbereitschaft bei Einzelhandelsobjekten auf 25 (41) % und bei Wohnobjekten auf 15 (35) % deutlich abgenommen.Für Objekte der sich in Liquidation befindlichen offenen Immobilienfonds interessieren sich drei Viertel der Befragten. Sie waren sich aber nicht einig, ob diese Verkäufe – immerhin stünden Objekte für 12 Mrd. Euro zur Disposition – zu Preisrückgängen führten. In den Fonds lägen einige sehr interessante Objekte, die sicher abverkauft würden, zeigt sich Fischer erwartungsvoll im Hinblick auf spannende Transaktionen. Allerdings befänden sich in den zu liquidierenden Fonds auch einige Objekte, die schwer verkäuflich seien, da sie ursächlich für die Krise der Fonds gewesen seien. Die Mittelausschüttung an die Anleger werde aber erst in fünf Jahren zu sehen sein, die Restbestände müssten dann auf die Depotbank übertragen werden. Da diese die Objekte kaum halten wollten, werde es zu Abverkäufen unter Marktwert kommen, vermutet Fischer.Aufgrund des regulatorischen Umfelds (Solvency II, Basel III) steigt das Interesse an alternativen Immobilieninvestments, etwa an Real Estate Debt Funds, wo Versicherer und Banken gemeinsam im Boot sitzen und im Hinblick auf geplante Regularien ihre künftige Eigenkapitalbelastung senken können. Zugleich seien diese Funds interessant für Pensionskassen und Versorgungswerke, die durch einen Anteilserwerb kleinere Immobilieninvestments tätigen könnten.