IT-Sicherheit

Versicherer warnen vor Homeoffice-Risiken

Durch mobiles Arbeiten sind in vielen Unternehmen leicht zu schließende Sicherheitslücken entstanden. So ließ die Hälfte der Unternehmen ihre Beschäftigten private Geräte nutzen.

Versicherer warnen vor Homeoffice-Risiken

ak Köln

Weite Teile der deutschen Wirtschaft sind laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) noch immer nicht ausreichend gegen die Risiken des mobilen Arbeitens gewappnet. Im Mittelstand hätten nur 8% der Unternehmen, die Homeoffice anbieten, ihre IT-Sicherheits- und Datenschutzregeln überarbeitet. Und auch nur 7% haben in zusätzliche IT-Sicherheit investiert. Das Forsa-Institut hatte im Auftrag des GDV Entscheider von 300 Mittelständlern befragt. Davon habe knapp die Hälfte in der Pandemie auf mobiles Arbeiten gesetzt. Ein Viertel gab an, dass sich die Zahl der Cyberattacken in der Pandemie erhöht habe.

20% des IT-Budgets sollten laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) in IT-Sicherheit investiert werden. „Das ist in der Realität nur selten der Fall“, sagte Ole Sieverding, Cyberversicherungsexperte bei Hiscox und Mitglied der GDV-Projektgruppe Cyberversicherung.

Durch mobiles Arbeiten seien in vielen Unternehmen leicht zu schließende Sicherheitslücken entstanden. So ließ die Hälfte der Unternehmen ihre Beschäftigten private Geräte nutzen. Gut ein Viertel setzt auf Messenger-Dienste wie WhatsApp.

Wie Daten des GDV zeigen, nimmt die Nachfrage nach Cyberversicherungen jedoch weiter zu. Im vergangenen Jahr sei das Beitragsvolumen der rund 40 Anbieter, die im GDV Mitglied sind, um ein Drittel auf 105 Mill. Euro gestiegen, sagte Sieverding. Das Schadenaufkommen habe im mittleren zweistelligen Millionenbereich gelegen. Allerdings sind einige große Cyberversicherer wie die Allianz-Industrieversicherungstochter AGCS nicht Mitglied im Verband. Homeoffice in der Pandemie steigert laut Rüdiger Kirsch von Euler Hermes auch die Risiken in der Vertrauensschadenversicherung. Er nannte den Fall eines Buchhalters, der während der Pandemie mehr als 200 Zahlungen auf eigene Konten anwies und so eine hohe sechsstellige Summe unterschlug. Das Vier-Augen-Prinzip für die Freigabe von Überweisungen sei beim mobilen Arbeiten nicht mehr als echte Prüfung wahrgenommen worden, sondern als rein mechanisches Bestätigen eines Zahlungsvorgangs.

Die kleine Nische Vertrauensschadenversicherung mit Beitragseinnahmen von gut 300 Mill. Euro habe 2020 knapp die Hälfte des Beitragsvolumens an Leistungen ausgegeben. In diesem Jahr stiegen die Schäden aber merklich an, weil mehr und mehr entdeckt würden, berichtete Kirsch. Die Schadenwelle, die im vergangenen Jahr produziert worden sei, werde frühestens Ende des Jahres voll erfasst sein.

Compliance- und Sicherheits-regeln

wurden in 22 % der Unter­nehmen für das mobile Arbeiten angepasst, damit sie weiterhin erfüllbar sind

werden in 46% der Unter­nehmen beim mobilen Arbeiten ohne Unterschied und Ausnahme eingehalten

können in 12% der Unter­nehmen beim mobilen Arbeiten nicht voll umgesetzt werden