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Versicherer weltweit bereit für höheres Risiko

Auf der Suche nach einer auskömmlichen Rendite sind Versicherungsunternehmen bereit, das Gesamtrisiko ihrer Anlageportfolios deutlich zu erhöhen. Dies geht aus der von Goldman Sachs durchgeführten Studie „Running the Risks“ hervor, wobei rund 290...

Versicherer weltweit bereit für höheres Risiko

kb Frankfurt

Auf der Suche nach einer auskömmlichen Rendite sind Versicherungsunternehmen bereit, das Gesamtrisiko ihrer Anlageportfolios deutlich zu erhöhen. Dies geht aus der von Goldman Sachs durchgeführten Studie „Running the Risks“ hervor, wobei rund 290 führende Manager (CEO und CIO) von Versicherungsunternehmen weltweit, die insgesamt mehr als 13 Bill. Dollar an Bilanzvermögen verwalten, zu den wichtigsten Marktentwicklungen befragt wurden.

Nach einem Tiefpunkt 2018 hat der Befragung zufolge die Risikoneigung über alle Branchenzweige hinweg deutlich zugenommen. Insbesondere in Asien sei die Risikoneigung deutlich ausgeprägt, hieß es bei der Präsentation der Studienergebnisse. Dies bedeutet, dass Versicherer ihre Liquidität abbauen wollen und im Gegenzug ihre Allokationen in den Bereichen Private Equity, Middle Market Corporate Loans sowie Infrastructure Debt Allocations stark aufstocken und die Duration verlängern werden. Auf der Allokationsliste weit oben stehen auch Emerging Market Corporate Debt und Infrastructure Equity.

Volatilität größte Sorge

Abbauen wollen die befragten Versicherer neben Cash und kurzfristigen Anlagemitteln auch Staatsanleihen und Agency Debt, da dies meist sehr langlaufende Anleihen sind. Angesichts der Zinsunsicherheit seien diese langen Laufzeiten wenig interessant, hieß es. Eher leicht reduzieren wollen Versicherer ihre Investments in Hedgefonds. Als größte Sorge treibt die befragten Versicherer die Volatilität an den Anleihe- und Aktienmärkten um. Sorgen bereitet auch ein möglicher Konjunkturabschwung in den USA und in Europa, während dies für China nicht erwartet wird. Versicherer in Asien betrachten allerdings eine mögliche geldpolitische Straffung in den USA als größtes Risiko. Die Covid-19-Pandemie wird infolge der Impfkampagnen nicht mehr als ein bedeutendes Risiko eingeschätzt.

Inflation wahrscheinlich

Die Mehrheit der Befragten (62%) rechnet nicht mit einer Rezession in den nächsten drei Jahren. Dagegen wird eher eine Inflation für möglich gehalten. Während eine Inflation in den vergangenen zwei Jahren kein Thema für die Versicherer war, hat sich diese Einschätzung komplett gedreht: So halten 79% der Befragten eine Inflation innerhalb der nächsten fünf Jahre für möglich, getrieben durch die coronabedingten enormen Konjunkturprogramme wie in den USA sowie die Bekräftigung der US-Notenbank, die Zinsen kurzfristig niedrig zu halten.

Nachhaltige Investments nach den ESG-Kriterien (Environmental, Social & Governance) gewinnen zunehmend an Bedeutung. Während 2017 lediglich ein Drittel der Versicherer bei ihren Anlageentscheidungen ESG berücksichtigten, sind es der aktuellen Umfrage zufolge weltweit bereits 83%. Als größtes Hindernis, ESG im Anlageprozess zu implementieren, betrachten die Versicherer den Zugang zu verlässlichen und standardisierten Daten. Aber auch die begrenzte Anzahl an ESG-konformen Investitionsobjekten erweist sich als Hindernis.