BLOCKCHAIN

Vertiefter Regulierungsgraben

In London bekommen die Regulatoren Druck von der Straße. Fintechs und Banken scharren mit den Hufen, um möglichst erlaubnisfrei Experimente durchführen zu können. Sie wollen sich kompetitive Vorteile verschaffen beim Rennen um die Pole Position im...

Vertiefter Regulierungsgraben

In London bekommen die Regulatoren Druck von der Straße. Fintechs und Banken scharren mit den Hufen, um möglichst erlaubnisfrei Experimente durchführen zu können. Sie wollen sich kompetitive Vorteile verschaffen beim Rennen um die Pole Position im digitalen Wandel. Das hat bislang auch ganz gut funktioniert, strömte doch reichlich Risikokapital an die Themse, um mit Rückendeckung eines innovationsfreundlichen Regulierers die Architektur der nächsten Generation von Finanzdienstleistungen federführend zu entwickeln.Seit dem Brexit-Votum bröckeln nun zwar die finanziellen Zuwendungen der Risikokapitalgeber, der Regulator tut aber, was notwendig ist, um seinem Auftrag der Finanzplatzförderung nachzukommen. Denn unter diesem Blickwinkel ist das gesamte “Project Innovate” inklusive des regulatorischen Sandkastens der FCA zu betrachten. Die Finanzaufseher wagen damit einen Spagat, der nicht zur kontinentaleuropäischen Tradition passt, dürfen sich im Rahmen der Sandkastenspiele doch nichtautorisierte Firmen im erlaubnispflichtigen Bereich des echten Lebens tummeln. Ausnahmeregelungen machen es möglich, dass sich britische Unternehmen in juristischen Grauzonen bewegen dürfen, während deutsche Fintechs sich artig an den Gesetzestext halten – ein Level Playing Field ist das nicht.Und die FCA arbeitet daran, den Regulierungsgraben weiter zu vertiefen. Mit dem Bekenntnis, Blockchain-Lösungen von Firmen aus der Sandbox zur Anwendung freizugeben, preschen die Londoner Aufseher nach vorne und setzen damit das Signal, dass es sinnvoll sei, die Milliarden an Blockchain-Investitionen nach Großbritannien zu lenken. Der Vorgang liefert einen Vorgeschmack, was die Briten an Instrumenten zur Regulierungsarbitrage mobilisieren werden, um ihren Platz in der Weltwirtschaft zu behaupten. “To make Brexit a success”, so lautet ja die pragmatische Formel von Premierministerin Theresa May.Wünschenswert wäre in Sachen Blockchain eine abgestimmte Vorgehensweise zumindest mit der EU-Wertpapieraufsicht ESMA. Deren Konsultation zu der von vielen als disruptiv empfundenen Technologie läuft noch bis Anfang September. Bedenken und Empfehlungen der Branche liefern in der Regel wertvolle Hinweise – aber oft ist ja nicht mal Zeit für eine Auswirkungsstudie, bevor neue Regeln umzusetzen sind. Angesichts des Tempos der Blockchain-Entwicklung müssen die bislang skeptisch-abwartend positionierten EU-Stellen schauen, dass sie dem Londoner Gebaren etwas entgegenzusetzen haben.