VÖB plädiert für geheime Stresstests

Reckers kritisiert "basarähnlichen Prozess" - Verschuldungsquote als Gefahr für Kommunen und Staaten

VÖB plädiert für geheime Stresstests

Bankenstresstests seien allem Unmut zum Trotz sinnvoll, meint Hans Reckers, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Öffentlicher Banken (VÖB). Allerdings möchte er die Resultate gerne geheim halten. Ähnlich sollen Aufseher laut Reckers auch mit der geplanten Verschuldungsquote (Leverage Ratio) verfahren.ssc Frankfurt – Als “sinnvolles und notwendiges Instrument” hat Hans Reckers, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB), regelmäßige Stresstests von Banken bezeichnet. Die Ergebnisse sollten allerdings geheim gehalten und nur “in besonderen Situationen” veröffentlicht werden, betonte Reckers bei einer Veranstaltung des Instituts für deutsches und internationales Recht des Spar-, Giro- und Kreditwesens in Mainz.In der Vergangenheit übte der VÖB harsche Kritik an den Stresstests, die die europäische Bankenaufsicht EBA 2011 durchführte. Sie attestierte den Landesbanken Nord/LB und Helaba sowie Commerzbank und Deutscher Bank jeweils Kapitallöcher in Milliardenhöhe. Leider habe die EBA die Kriterien in einem “basarähnlichen Prozess” immer wieder verändert und dies “sollte natürlich nicht zum Standard werden”, unterstrich Reckers.Ähnlich wie Reckers geben sich viele Vertreter der Kreditwirtschaft unzufrieden mit den Stresstests von 2011, plädieren aber für regelmäßige Tests in der Zukunft. Dies zeigt eine Umfrage des Frankfurter Center for Financial Studies (CFS). 39 % der Vertreter von öffentlichen Banken gaben darin an, dass die Stresstests 2011 die Vertrauenskrise an den Finanzmärkten überwiegend verstärkt hätten. Nur 28 % waren der Meinung, das Bankensystem sei stabilisiert worden, weil die Tests größere Transparenz hinsichtlich der Stabilität der Institute geschaffen hätten. Damit äußerten sich die öffentlichen Banker wohlwollender über die Tests als die Vertreter privater Institute, aber skeptischer als der genossenschaftliche Bankensektor.Anders als Reckers gaben indessen 50 % der vom CFS interviewten Vertreter von Sparkassen, Landes- und Förderbanken an, Stresstests sollten weiterhin nur in Ausnahme- und Sondersituationen angewandt werden. 39 % befürworten diese als regelmäßigen Bestandteil der Aufsichtspolitik. Für letztere Option votierten die privaten Banken zu 50 % und die Genossen sogar zu 100 %.Skeptisch äußerte sich Reckers auch zu den Plänen der Regulierer, eine verpflichtende Grenze für den Verschuldungshebel der Banken (Leverage Ratio) einzuführen. Vom kommendem Jahr an müssen Banken ihre Leverage Ratio bereits der Aufsicht melden, und von 2015 an müssen sie diese veröffentlichen (vgl. BZ vom 7. Januar).Die Diskussion um eine solche Kennzahl, bei der das Kernkapital einer Bank ins Verhältnis zum Geschäftsvolumen gesetzt wird, ohne eine Risikogewichtung vorzunehmen, “sei absolut berechtigt”, räumte Reckers ein. Er bestätigte damit den Einwand eines Veranstaltungsteilnehmers, der darauf hinwies, dass die vergangenen Finanzmarktkrisen vor allem von denjenigen Vermögenswerten ausgingen, die zuvor als besonders risikoarm eingestuft worden waren. Nur geringe MargenAllerdings berge der Verzicht auf eine Risikogewichtung große Gefahren, denn er könne zu Schwierigkeiten bei der Refinanzierung von Kommunen und Staaten führen, warnte Reckers. Da Kommunal- und Staatsanleihen vergleichsweise risikoarm seien, dafür aber nur “ganz schmale Margen” zuließen, lohnten sich diese Geschäfte kaum noch, wenn sie mit viel Eigenkapital unterlegt werden müssten, so das bis 2009 amtierende ehemalige Bundesbank-Vorstandsmitglied. Schon jetzt führten viele Institute ihr Geschäft mit Gebietskörperschaften zurück.Um Abhilfe zu schaffen, schlug Reckers vor, die Leverage Ratio den Aufsehern auf Dauer lediglich zu Informationszwecken zu übermitteln. Weder sollte ein verpflichtender Grenzwert eingeführt werden, noch sollten die Kreditinstitute die Kennzahl wie geplant veröffentlichen müssen, so die Meinung des VÖB-Geschäftsführers.