Volks- und Raiffeisenbanken stärken ihre Reserven

Gut 3 Mrd. Euro wandern in den Fonds für allgemeine Bankrisiken - Verband erwartet Anstieg der Belastungen im laufenden Jahr

Volks- und Raiffeisenbanken stärken ihre Reserven

bn Frankfurt – Ein kräftiger Swing im Bewertungsergebnis hat den Gewinn der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken im vergangenen Jahr steigen lassen. Die 841 Genossenschaftsbanken erwirtschafteten vor Steuern insgesamt einen Jahresüberschuss von knapp 7,6 Mrd. Euro, das sind 1,4 Mrd. mehr als 2018 und mit einem Anteil von 0,81 % der durchschnittlichen Bilanzsumme 11 Basispunkte mehr als im Jahr davor, wie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) am Dienstag mitgeteilt hat. Starker Basiseffekt Vor Bewertung reduzierte sich das Betriebsergebnis infolge eines sinkenden Zinsüberschusses und eines steigenden Verwaltungsaufwands gleichwohl um 155 Mill. auf knapp 7,3 Mrd. oder um 6 Basispunkte auf 0,76 % der Bilanzsumme. Damit zeigt sich bei den Genossen ein Muster, das zuletzt auch bei der Ergebnispräsentation der Sparkassen Hessens und Thüringens zu beobachten war: Ein starker Basiseffekt, ausgelöst durch den Ausverkauf an den Märkten Ende 2018, hat die Auswirkungen einer Ergebniserosion im operativen Geschäft überkompensiert.So schnellte das Bewertungsergebnis im Wertpapierbereich 2019 auf 766 Mill. Euro in die Höhe nach einer Belastung von 1,15 Mrd. Euro im Vorjahr. Vor allem aufgrund eines “weiterhin regen Kreditwachstums” sei der Rückgang des Zinsüberschusses mit einem Minus von 0,6 % relativ moderat geblieben, sagte BVR-Vorstandsmitglied Gerhard Hofmann. Dabei half auch, dass der Zinsaufwand vor dem Hintergrund der Geldpolitik um 12,1 % fiel, während sich der Zinsertrag nur um 2,4 % reduzierte. Unter umgekehrtem Vorzeichen steht die Entwicklung im laufenden Jahr, nachdem die Coronakrise zuerst die Märkte weltweit hat einbrechen lassen und sich früher oder später im operativen Geschäft niederschlagen wird. Auch wenn die Eigenanlagen der Institute in erster Linie aus Anleihen bestünden, werde sich das positive Bewertungsergebnis der Wertpapiere angesichts der anhaltend hohen Volatilität an den Finanzmärkten 2020 nicht wiederholen. Hofmann: “Durch die geschwächte Konjunktur dürfte 2020 ein höherer Bedarf an Abschreibungen und Wertberichtigungen im Kreditgeschäft sowie im Wertpapierbereich der Banken entstehen.”Immerhin gehen die Volks- und Raiffeisenbanken mit aufgestockten Reserven in die Coronakrise. Nachdem der voraussichtliche Jahresüberschuss mit 7,6 Mrd. Euro 19 % höher liegt als 2019, wandern knapp 3,1 Mrd. Euro und damit rund 600 Mill. mehr als im Jahr davor in den Fonds für allgemeine Bankrisiken. Während die regulatorischen Eigenmittel um 3,7 % auf knapp 94 Mrd. und die Bilanzsumme um 5,3 % auf 985 Mrd. Euro zulegten, verminderte sich die Kernkapitalquote um zehn Basispunkte auf 14,9 %. Gute KapitalausstattungDie Gesamtkapitalquote wird auf 17,1 % beziffert, die kurzfristige Liquiditätsquote auf 214 %. Ihr regulatorischer Mindestwert liegt bei 100 %, allerdings hatte die europäische Bankenaufsicht in der vergangenen Woche mit Blick auf die Großbanken in Euroland bereits signalisiert, dass diese Untergrenze in Zeiten der Krise flexibel ist. Mit Blick auf den zu erwartenden Kapitalbedarf durch die Umsetzung des Abschlusses von Basel III und mögliche Belastungen aufgrund der Corona-Epidemie “bietet diese Kapitalausstattung eine gute Ausgangslage”, teilt der BVR mit.