Volksbanken beklagen Schieflage

Genossenschaftsverband: Statt Verbot von Negativzinsen braucht es Steueranreize für die Altersvorsorge

Volksbanken beklagen Schieflage

Der neue Chef des Genossenschaftsverbands, Ingmar Rega, hält steuerliche Anreize für die Altersvorsorge für dringend geboten. Die von Politikern angezettelte Diskussion über ein Negativzinsverbot gehe dagegen an der Mehrheit der Bevölkerung vorbei. Die 360 Banken des Verbands waren 2019 erfolgreich. sto Frankfurt – Die öffentliche Debatte über Negativzinsen geht nach Ansicht des neuen Chefs des Genossenschaftsverbands, Ingmar Rega, an den Bedürfnissen der breiten Bevölkerung vorbei. Es gebe eine “bemerkenswerte Schieflage in der öffentlichen Wahrnehmung: Es wird viel mehr über die Weitergabe von Negativzinsen diskutiert als über den ausbleibenden Vermögensaufbau für die Altersvorsorge der Menschen”, sagte der seit Jahresbeginn amtierende Vorstandsvorsitzende bei einem Pressegespräch in Frankfurt. Er führt den 14 Bundesländer außer Bayern und Baden-Württemberg umfassenden Verband, nachdem Amtsvorgänger Ralf Barkey überraschend im Dezember ausgeschieden war.Die Weitergabe der Negativzinsen betreffe nur eine “sehr kleine Gruppe” von institutionellen Investoren und Großanlegern, “die Probleme im Vermögensaufbau aber breite Schichten unserer Gesellschaft”, so Rega. Meist gilt eine Schwelle von 100 000 Euro, ab der Banken Negativzinsen berechnen. Einige Politiker “profilieren sich lieber mit einer Verbotsdebatte rund um Negativzinsen, anstatt wirksame steuerliche Anreize für die Altersvorsorge zu setzen”. Zudem verunsichere die Debatte um eine Finanztransaktionssteuer die Sparer. Wie viele der 360 Volks- und Raiffeisenbanken des Verbands Negativzinsen respektive Verwahrentgelte erheben, ist der Verbandsführung nicht bekannt. Es sei aber nicht geplant, diese für kleinere Vermögen oder auf breiter Front einzuführen, hob Rega hervor. Die Institute nähmen den “Schutz des Spargedankens” sehr ernst. Ergebnis verbessertDie Volks- und Raiffeisenbanken des Genossenschaftsverbands – Verband der Regionen konnten dank starker Zuwächse im Kreditgeschäft im zurückliegenden Jahr das Betriebsergebnis vor Bewertung leicht um 25 Mill. Euro auf 4,12 Mrd. Euro ausbauen. Dieses Ergebnis sei angesichts der niedrigen Zinsen, der hohen Kosten für die Regulierung und der beträchtlichen Ausgaben für die Digitalisierungsoffensive der genossenschaftlichen Banken erfreulich, sagte Rega. Aufgrund der positiven Stimmung an den Börsen im zurückliegenden Jahr erreichte das Betriebsergebnis nach Bewertung 4,51 Mrd. Euro nach 3,59 Mrd. Euro, da es hohe Zuschreibungen im Wertpapiergeschäft gab. 2018 hatten die Marktturbulenzen im letzten Jahresviertel für entsprechende Abschreibungen gesorgt.Das Kreditgeschäft wuchs 2019 mit 6,3 % noch einmal stärker als im Vorjahr und als die Konkurrenz. Der Bestand erreichte 312,8 Mrd. Euro. Die Einlagen legten um 5,4 % zu auf 353,3 Mrd. Euro. Dabei nahmen die täglich abrufbaren Gelder mit einem Plus von 8,7 % am stärksten zu.Der Trend zu Fusionen hielt unvermindert an: Die Zahl der Kreditgenossenschaften schrumpfte von 381 auf 360, die Zahl der personenbesetzten Filialen ging von 4 698 auf 4 514 zurück. Für das laufende Jahr sind bereits zwölf Fusionen angemeldet, so der stellvertretende Vorsitzende Siegfried Mehring.Durch die sich aus Brüssel und Berlin abzeichnenden neuen Vorgaben für die Finanzbranche, sich nachhaltiger aufzustellen und zu wirtschaften, erhofft sich Mehring, “dass die Stärken des Genossenschaftsmodells in der öffentlichen Debatte größere Aufmerksamkeit erhalten als bisher”. Denn die Volks- und Raiffeisenbanken würden vor Ort soziale, kulturelle und gesellschaftliche Aspekte fördern, seien also bereits sehr nachhaltig. – Wertberichtigt Seite 6