Thomas Ullrich, DZ-Bank

Volle Pulle bei Giropay

Die DZ Bank hat als erstes deutsches Institut eine Instant-Payment-Plattform nebst Mehrwertdiensten am Start. Sie sieht in dieser Infrastruktur die Basis für europäisch-harmonisiertes Bezahlen. Interview mit dem für Transaction-Banking zuständigen Vorstand Thomas Ullrich.

Volle Pulle bei Giropay

Björn Godenrath.

Herr Ullrich, die European Payment Initiative (EPI) ist im ersten Anlauf als großes Format gescheitert. Glauben Sie daran, dass die Wallet-Lösung zustande kommt – und wäre die DZ Bank offen, doch noch dazuzustoßen?

Wenn wir eine Anfrage bekommen, sind wir selbstverständlich bereit, sie zu prüfen. Die Wallet war übrigens bereits zum Zeitpunkt der EPI-Gründung ein Vorschlag der genossenschaftlichen Finanzgruppe, das Thema ist für uns also durchaus positiv besetzt. Was wir jedoch mit EPI bräuchten, wäre eine verbesserte Verbreitung im E-Commerce, denn im Händlergeschäft sind wir am Point of Sale mit der Girocard gut vertreten. Und der Gedanke war ja, dass jedes Land eigene Komponenten in EPI einbringt, um sofort eine europäische Reichweite zu erzielen – plus die zu entwickelnde EPI-Wallet, die auch Heimat für einen digitalen Euro sein könnte. Das alles hat im ersten Schritt nicht geklappt, denn ist nun mal so, dass einige ­Länder erst kürzlich in eine Payment-Infrastruktur investiert hatten und nicht begeistert davon waren, gleich Abschreibungen darauf vorzunehmen. Außerdem hatten einige Banken gerade neue Verträge mit internationalen Kartengesellschaften ge­schlossen. Der Zeitpunkt war daher nicht ganz glücklich für den EPI-Start.

Es heißt, bei der DZ Bank hätte man nicht die Girocard aufgeben wollen für EPI. Wahrheit oder Legende?

Das ist eine Legende. Die Girocard ist ein gutes Produkt und wir wären bereit gewesen, sie in EPI einzubringen. Aber angesichts von Investitionen von 150 Mill. Euro war für uns kein schneller europäischer Mehrwert absehbar, wenn im Scheme wichtige Länder fehlen.

Das heißt, jetzt muss man volle Pulle gehen beim Ausbau der Online-Fähigkeiten von Girocard als Herzstück des digitalen Bezahlens.

Genau das machen wir in der Deutschen Kreditwirtschaft auch. Es wurden bereits einige Funktionen in Giropay gebündelt, und im stationären Geschäft haben wir schon eine enorme Händlerreichweite erreicht. Nun wollen wir Giropay immer stärker in den E-Commerce hineintragen. Giropay befindet sich schon in einer Phase des beschleunigten Wachstums und wird jetzt mit weiteren Maßnahmen untermauert. So sind die Verträge auf der Vertriebsseite nach kartellrechtlicher Freigabe jetzt bei Paydirekt gebündelt, was uns hilft, bei den Online-Händlern besser platziert zu sein. Im Herbst wird es eine große Marketing-Kampagne geben, um diese Entwicklung auch beim Konsumenten sichtbar zu machen. Wir wollen das Konto in den Mittelpunkt stellen und können dafür einiges aus dem Banking einbringen – ein weiteres Beispiel ist Embedded Finance. Dafür werden Funktionalitäten wie E-Billing und Buy Now Pay Later aufgebaut.

Ist das kennzeichnend für den allgemeinen Entwicklungspfad im Zahlungsverkehr der DZ Bank?

In Sachen Innovation haben wir schon einiges zur Marktreife ge­bracht, zuletzt die blockchainbasierte Trigger-Lösung für Pay-per-Use auf Firmenkunden-Plattformen. In der Prozessautomatisierung spielt die Blockchain eine wichtige Rolle, im Massenzahlungsverkehr eher nicht. Ich würde auch nicht dazu raten, den digitalen Euro über eine Distributed Ledger Technology laufen zu lassen. Worauf wir wirklich fokussiert sind, ist Instant Payment. Dafür hat die DZ Bank mit Partnern eine hochstabile Plattform gebaut, die wir in einem ersten Schritt mit Request-to-Pay für das E-Billing veredeln. Damit wird ein riesiges Einsparpotenzial bei der Rechnungsstellung realisiert – das wurde mit großen Händlern schon verprobt. Und bei Instant Payment haben wir jetzt schon 2 % unseres Sepa-Volumens erreicht, was sich bald in Richtung 10 % entwickeln sollte.

In Brüssel ist man fest entschlossen, Instant Payment zum Standard für europäisches Bezahlen zu machen, notfalls auch per Gesetz. Wie ist die DZ Bank da in der Konsultation positioniert?

Die EU-Kommission wartet das Ergebnis einer Umfrage zu Instant Payment ab und wird auf deren Basis dann im kommenden Jahr eine entsprechende Regelung treffen. Wir warten allerdings nicht auf gesetzliche Vorgaben, sondern legen einfach los, denn der Kundenbedarf ist da.

Wo liegt das Preisniveau, das Instant Payment tauglich macht für den Massenzahlungsverkehr?

Das Basismodell dürfte der Sepa-Preis sein, damit sollten alle zurechtkommen. Und bei Mehrwertdiensten wie Request-to-Pay können dann auch höhere Kosten anfallen, da dem auf Kundenseite eine Ersparnis plus eine Prozessbeschleunigung gegenüberstehen.

Kann denn Instant Payment den Nukleus bilden für ein europäisch harmonisiertes Bezahlen?

Das ist unsere Vorstellung und deshalb haben wir uns schon mit signifikanten Investitionen positioniert. Sowohl für die Instant-Payment-Plattform als auch für die weiterentwickelte Lastschrift in Form der Request-to-Pay-Funktionalität haben wir einen zweistelligen Millionenbetrag investiert.

BVR-Präsidentin Marija Kolak hatte angekündigt, dass ein Kryptoangebot geprüft werden solle. Welche Rolle bekäme dabei die DZ Bank?

Die DZ Bank ist die größte deutsche Verwahrstelle von Fonds und wir planen, auch die Verwahrung von Kryptoassets zu übernehmen. Dafür werden wir in Kürze eine Lizenz bei der BaFin beantragen. Mit Digital Custody erweitern wir unser Leistungsportfolio. Der Prototyp der DWP Bank für den Handel mit Kryptowährungen sollte dieses Jahr fertig sein und wir werden dann auch den Bitcoin-Kauf und Verkauf anbieten. Daran arbeiten wir gemeinsam mit Atruvia und den Genossenschaftsbanken. Was wir außerdem entwickeln, ist der Handel von nichtfungiblen Assets. Sprich, wir sind in unserem Innovationslabor so weit, dass wir tokenisiertes Gold handelbar machen können.

Das Interview führte

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