SCHLUSSNOTE

Von wegen Billigwelt

Von Dietegen Müller Anleger, die einen Korb mit Aktien kaufen, Dividenden vereinnahmen und über Jahre ihre Beteiligung halten, dürften eher die Ausnahme sein. Dabei ist dieser Weg der Vermögensanlage gar nicht einmal der schlechteste. Er spart...

Von wegen Billigwelt

Von Dietegen MüllerAnleger, die einen Korb mit Aktien kaufen, Dividenden vereinnahmen und über Jahre ihre Beteiligung halten, dürften eher die Ausnahme sein. Dabei ist dieser Weg der Vermögensanlage gar nicht einmal der schlechteste. Er spart Transaktionskosten und Gebühren – beides kann über die Jahre einen wesentlichen Teil des Anlageertrags auffressen. Nun ist mit dem Siegeszug der passiven Anlage, namentlich börsengehandelter Indexfonds (ETF), das Versprechen verbunden, Renditen vor allem im Aktienmarkt kostengünstig abschöpfen zu können. Der Siegeszug der ETF ist imposant – in den USA wird rund die Hälfte der verwalteten Vermögen bereits in ETF gehalten, und in Europa, so ist zu hören, verbreiten sich ETF sogar noch schneller als in den USA, auch wenn der Trend später gestartet ist. Daraus nun zu schließen, dass Anleger in der schönen neuen Billigwelt des Investierens in Summe weniger Gebühren für ihre verwalteten Vermögen entrichten würden, wäre allerdings ein Trugschluss. So zeigen Daten des Kosten- und Perfomance-Analysten CEM Benchmarking, dass die durchschnittlichen gesamten Kosten von institutionellen Investoren in den vergangenen zehn Jahren von 37,8 Basispunkten auf 57,3 Basispunkte (BP) per annum gestiegen sind. Dies führt CEM vor allem auf einen veränderten Anlagemix der Institutionellen zurück. Im selben Zeitraum ist nämlich der Anteil von Real Assets, Private Equity und Hedgefonds von 10,6 % auf 20,6 % in den weltweiten erfassten Portfolios gestiegen. Demgegenüber ist der Anteil von Anlagen in börsengehandeltem Beteiligungskapital von 56 % auf 44 % gesunken. Kleiner Schönheitsfehler an der Studie ist, dass keine deutschen Investoren erfasst wurden, doch dürfte der Trend sich nicht fundamental davon unterscheiden, da der Anteil an alternativen Anlagen in institutionellen Portfolios überall überproportional wächst.Die Verbreitung passiv gemanagter Anlagen hat auf die Margen der aktiven Vermögensverwalter in den vergangenen zehn Jahren auch einen geringeren Margendruck ausgelöst, als das Bauchgefühl vermuten ließe. Laut dem Investmentberater Bfinance sind die Margen nur von 61 BP auf 57 BP im Jahr gesunken. Einen erheblich stärkeren Preisdruck hat Bfinance im Bereich der Faktor-Anlagen festgestellt: Low-Volatility-Managergebühren sind seit 2010 um rund 24 % und Smart-Beta-Gebühren seit 2011 um 25 % gefallen. Dies liege daran, dass Investoren immer noch Wert auf aktiv gemanagte Produkte legen, die sich von Smart-Beta-Anlagen und Indexanlagen nach Marktkapitalisierung unterscheiden. Im Bereich Private Debt sind die Fees seit 2014 um 30 % gefallen. In privaten Anlagen variieren die Gebühren zwischen 80 BP bis 200 BP pro Jahr, so Bfinance – eine erhebliche Streubreite. Nach Jahren hoher Zuflüsse, so die Folgerung, dürfte dort noch Spielraum für Gebührenverhandlungen bestehen.Als Fazit lässt sich sagen: Um die Gebührenfrage kommt kein Investor herum, der nicht ausschließlich über die Börse in Einzelwerte investiert. Und was die ETF an Kosteneinsparung versprechen, wird über die Alternative-Schiene womöglich wieder ausgegeben – hier gilt es besonders genau hinzuschauen, gerade weil auch Renditeversprechen oft nicht erreicht werden.