SCHLUSSNOTE

Vorbereitet in die Zinswende

Von Claus Döring Zwar wissen wir vier Wochen nach der Präsidentenwahl in den USA immer noch nicht so recht, welche Wirtschaftspolitik uns unter dem Präsidenten Donald Trump erwartet, doch in einem Punkt sind sich die meisten Beobachter einig: Die...

Vorbereitet in die Zinswende

Von Claus DöringZwar wissen wir vier Wochen nach der Präsidentenwahl in den USA immer noch nicht so recht, welche Wirtschaftspolitik uns unter dem Präsidenten Donald Trump erwartet, doch in einem Punkt sind sich die meisten Beobachter einig: Die Inflation wird zurückkehren. Das wäre vermutlich sogar unter einer Präsidentin Hillary Clinton der Fall gewesen. Doch bei Trump ist die Wahrscheinlichkeit höher, wie zahlreiche Analysen nach dessen Wahlsieg und auch Umfragen unter Marktteilnehmern und Fondsmanagern zeigen. Einige Gedanken stützen diese Erwartung. Steuersenkungen und kreditfinanzierte Konjunkturprogramme sind per se geeignet, Investitionen und Binnennachfrage anzukurbeln und Bewegung in die Preise zu bekommen. Vor allem dürfte die US-Notenbank Fed, die in den zurückliegenden Jahren mit ihrer ultraexpansiven Geldpolitik die Märkte mit Geld überschwemmt hat, endlich die Zinswende vollziehen und im Dezember den Leitzins erhöhen. Zwei bis drei weitere Zinsanhebungen könnten im kommenden Jahr folgen. Investoren sollten deshalb mit Blick aufs neue Jahr zweierlei ins Kalkül ziehen: Erstens werden die von der Geldpolitik der Notenbanken aufgeblähten Kurse von Staatsanleihen kräftig unter Druck geraten, und zwar in den USA ebenso wie in Europa. Denn steigende Geldmarktzinsen und Inflationserwartungen haben nun einmal höhere Renditen bei mittleren und längeren Laufzeiten zur Folge und entsprechend Kursrückgänge. Zweitens werden die Aktienmärkte von der Rückkehr der Inflation profitieren, insbesondere Konjunkturzykliker dürften zu den Gewinnern gehören. Anleger sollten den Jahreswechsel nutzen, um den Anteil der Anleihen in ihrem Portfolio zu senken oder zumindest klassische Anleihen durch inflationsgeschützte Anleihen (sogenannte Linker) zu ersetzen. Letzteres lohnt sich dann, wenn die tatsächliche Inflation höher ausfällt als das Niveau der im Anleihekurs bereits eingepreisten Inflationserwartungen. Die Erfahrung spricht dafür, dass die Inflationsdynamik am Ende höher ist als vorher gedacht. Dies dürfte vor allem bei der jetzt absehbaren Zinswende der Fall sein, weil wegen der lang ersehnten Rückkehr der Inflation wohl erst dann dämpfende Maßnahmen ergriffen werden, wenn ein Inflationsniveau deutlich über jenen als Preisstabilität geltenden 2 % erreicht ist.Übergewichten sollte man in Inflationszeiten bekanntlich die sogenannten Sachwerte wie Immobilien, Rohstoffe und Aktien. Doch bei Immobilien sind in etlichen Märkten international wie auch regional aufgrund der lang anhaltenden Nullzinspolitik schon Preisblasen zu beobachten, so dass hier Vorsicht geboten ist. Rohstoffe zeigen aktuell ein sehr heterogenes Preisbild, wobei mit anziehender Konjunktur die Flut bekanntlich alle Schiffe heben wird. Aus jüngst veröffentlichten Studien geht freilich hervor, dass es oftmals besser ist, in Aktien von Rohstoffunternehmen zu investieren als in physische Rohstoffe oder Terminkontrakte. Fürs Aktiendepot bieten sich derzeit ohnehin zyklische Titel eher an als weniger konjunktursensible Werte wie Konsumtitel, die wegen ihrer stabilen Kurse und Dividendenrenditen für viele Anleger zuletzt Anleihecharakter hatten.So weit das einleuchtende, sich aus vielen Umfragen speisende Szenario für 2017. Und doch könnte es ganz anders kommen. Denn die Auguren und professionellen Beobachter hatten auch Brexit und Trump-Sieg nicht erwartet.