Wachsende Sorgen um Italiens Banken

Bankenfonds-Chef Maccarone fürchtet Kreditklemme und Systemrisiko

Wachsende Sorgen um Italiens Banken

bl Mailand – In Italien wachsen angesichts des anhaltend hohen Zinsaufschlags (Spread) für italienische gegenüber deutschen Staatsanleihen die Sorgen um die Stabilität des Bankensystems, aber auch Befürchtungen einer möglichen Kreditklemme. Salvatore Maccarone, Chef des privaten Bankenrettungsfonds, der gerade Garantien von 320 Mill. Euro für die Ausgabe eines ungesicherten Bonds der Genueser Sparkasse Carige übernommen hat, hält vor allem kleinere Institute für gefährdet und fürchtet ein Systemrisiko. “Die Gefährlichkeit des Spread hängt von der Gesundheit der Banken ab”, sagte er in einem Interview mit der Zeitung “La Stampa”. Gerade diese Banken könnten gezwungen sein, ihre Kreditvergabe einzuschränken, wenn der Spread für zehnjährige Staatsanleihen dauerhaft bei 300 Basispunkten bliebe.Nach Ansicht Maccarones sind Italiens Banken insgesamt in einem deutlich besseren Zustand als noch vor wenigen Jahren. Die Tatsache, dass sie insgesamt 364 Mrd. Euro an Staatsanleihen in ihren Bilanzen stehen haben, schwäche sie aber. Probleme haben neben Carige und Monte dei Paschi di Siena (MPS) auch mehrere kleinere Volks- sowie Genossenschaftsbanken.Im Rahmen der für März geplanten Kapitalerhöhung um 400 Mill. Euro bei Carige stellt sich die Frage, wer künftig die Kontrolle dieser Sparkasse ausüben wird. Carige ist an der Börse gerade noch 100 Mill. Euro wert. Im Rahmen der Kapitalerhöhung würden schon mehr als 200 Mill. Euro genügen, um die Mehrheit zu übernehmen. Offen ist, ob Großaktionär Malacalza Investimenti (27,5 %) mitzieht. Als denkbar gilt es, dass der US-Fonds Apollo Global Management, der die Bank schon 2016 übernehmen wollte, einen neuen Anlauf unternimmt. Möglich ist jedoch auch, das der private Bankenrettungsfonds, der Carige unter die Arme gegriffen hat, um eine Bankenkrise zu verhindern, bei Carige dauerhaft einen nicht unbedeutenden Anteil behält. Das Interesse an Carige dürfte nicht sehr groß sein – auch weil die Bank 21 % faule Kredite in ihrer Bilanz stehen hat.Unterdessen wird um Details der von der Linksregierung Matteo Renzis geplanten und weitgehend fertigen Reform der Genossenschaftsbanken gerungen. Geplant ist, die 280 Institute in drei große Einheiten zu integrieren: eine für die Institute im Norden und im Osten des Landes, eine für die Mitte und den Süden und eine für die Südtiroler Raiffeisenbanken. Eigentlich müssen die neuen Einheiten nur noch in Hauptversammlungen zustimmen. Doch Vizepremier und Lega-Chef Matteo Salvini dringt auf Änderungen: Es soll keine Verpflichtung der Institute geben, in eine dieser Gruppen zu gehen. Vor allem größere Genossenschaftsbanken sollen selbständig bleiben können.Die meisten Banken stehen den Reformplänen positiv gegenüber. Banker und Ex-Wirtschaftsminister Corrado Passera hält sie für “absolut notwendig und gut”, wie er der Börsen-Zeitung sagte. Kleine Institute müssten in größeren aufgehen. Von den mehreren hundert Banken sollten vier bis fünf große und etwa 70 mittelgroße Banken übrig bleiben.