Wall Street kann auch ohne Geschenke feiern

Kleine und mittelgroße Institute sind größte Gewinner der Reform von Dodd-Frank - Konsolidierungswelle in der Branche erwartet

Wall Street kann auch ohne Geschenke feiern

Der US-Kongress hat zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise die Aufweichung der Bankenregulierung beschlossen. Gewinner sind kleine und mittelgroße Banken. Die Institute an der Wall Street können aber auch ohne große Geschenke feiern. Die Branche hat zum Jahresauftakt so gut verdient wie noch nie. sp New York – Der US-Kongress hat am Dienstag die bislang weitreichendsten Änderungen am Wall-Street-Reformpaket Dodd-Frank Act verabschiedet, mit denen die Bankenbranche von Teilen der im Jahre 2010 als Reaktion auf die Finanzkrise eingeführten Regulierung entlastet werden soll. Vor allem kleine und mittelgroße Banken profitieren, während den größten Instituten an der Wall Street trotz jahrelanger Lobbying-Bemühungen in Washington vergleichsweise kleine Zugeständnisse gemacht werden. Neben positiven Auswirkungen auf die Ertragslage der US-Institute, die im ersten Quartal nach Angaben des US-Einlagensicherungsfonds FDIC so viel verdient haben wie noch nie, dürften die Änderungen auch eine Konsolidierungswelle unter kleinen und mittelgroßen Instituten auslösen.Zu den wichtigsten Anpassungen im neuen Gesetz, das bereits auf dem Weg ins Weiße Haus ist und dort ohne Umschweife von US-Präsident Donald Trump unterschrieben werden dürfte, gehört die Heraufsetzung der Schwelle für die strengsten Regulierungsanforderungen. Sie kommen bisher ab einer Bilanzsumme von 50 Mrd. Dollar zum Tragen, weshalb eine Bank wie New York Community Bancorp mit Assets in Höhe von zuletzt 49,6 Mrd. Dollar mit Blick auf M & A Zurückhaltung übt. Künftig liegt die Schwelle bei 250 Mrd. Dollar, womit Zusammenschlüsse von Instituten in der Größenordnung der New Yorker Regionalbank wieder schmerzfrei möglich sind. “Das gibt uns die Möglichkeit für mehr Deals und größere Deals, kündigte Joe Ficalora, der CEO von New York Community Bancorp, an. Dass es unter kleinen und mittelgroßen Instituten Appetit auf Übernahmen gibt, hat Fifth Third Bancorp gerade mit der knapp 5 Mrd. Dollar schweren Übernahme von MB Financial gezeigt (vgl. BZ vom 23. Mai).Weitere Entlastungen für kleinere Banken gibt es etwa bei der Vergabe von Hypotheken, bei Kapitalanforderungen und im Handel auf eigene Rechnung, der im Rahmen von Dodd-Frank durch die Volcker Rule untersagt ist. Die Einschränkungen für die Wall Street beim Eigenhandel weicht das Gesetz nicht auf, und auch die Verbraucherschutzbehörde CFPB bleibt unangetastet. Der Fortbestand des CFPB, das in der Branche und unter den Abgeordneten der Mehrheitsfraktion im Kongress wenig Anhänger hat, ist eines der deutlichsten Zeichen dafür, dass es sich bei dem Gesetz um einen der selten gewordenen politischen Kompromisse im stark polarisierten Washington handelt. Der politische Erfolg ist unter anderem dem Republikaner Mike Crapo zuzurechnen, der den Vorsitz im Bankenausschuss des Senats hat und einen Kompromiss ausgehandelt hat, der bei der Opposition auf ausreichend Akzeptanz gestoßen ist, um die nötige Mehrheit sicherzustellen. Das Gesetz ist auch ein später Erfolg für den ehemaligen Goldman-Sachs-Vorstand Gary Cohn, den längst zurückgetretenen Wirtschaftsberater von Trump, der die Grundzüge des Kompromisses zusammen mit Crapo ausgearbeitet hat. 2018 startet mit RekordenDie Reaktionen aus der Branche auf die Verabschiedung des Gesetzes im Kongress fielen freundlich aus. Auch ohne regulatorische Entlastung geht es den US-Instituten derzeit prächtig. Im ersten Quartal haben die vom US-Einlagensicherungsfonds FDIC erfassten Banken 56 Mrd. Dollar verdient. Das ist so viel wie noch nie und 27 % mehr als vor einem Jahr. Die Eigenkapitalrendite kletterte auf 11,4 % und liegt damit auf dem höchsten Niveau seit der vor zehn Jahren ausgebrochenen Finanzkrise.