Warburg baut Führung erneut um
ste Hamburg
Die Hamburger Privatbank M.M. Warburg sieht nach den Worten ihres seit Ende Januar amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Reiner Brüggestrat die in den vergangenen Jahren bestimmenden Themen Schiffsfinanzierung und Cum-ex-Geschäfte als „wirtschaftlich erledigt“ an und verweist zudem auf die erreichte Entflechtung von Eigentum und Management. „Wir können uns nun wieder stärker auf die Marktaktivitäten konzentrieren“, sagte Brüggestrat, ehemals Vorstandschef der Hamburger Volksbank, in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung der Warburg Bank, in der auch über Zahlen zum Geschäftsjahr 2021 berichtet wurde.
Während die politische und juristische Aufarbeitung der Verstrickung des Instituts in Handelsgeschäfte mit deutschen Aktientiteln über den Dividendenstichtag zwischen 2007 und 2011, für die Steuerforderungen durch die Mehrheitsgesellschafter Christian Olearius und Max Warburg bis 2020 vollständig beglichen wurden, andauert, verzögert ein weiterer Wechsel an der Spitze der Warburg Bank die geplante Fokussierung der Geschäftsbereiche. Seit dem Spätherbst vergangenen Jahres hatte das Institut gemeinsam mit Boston Consulting an der strategischen Ausrichtung gearbeitet. Die Analyse durch die Beratungsfirma soll abgeschlossen sein.
Wie die Warburg Bank nun bekannt gab, wird Manuela Better, in der Geschäftsleitung bislang für die Marktfolgebereiche zuständig, das Institut zum 1. August „in bestem Einvernehmen“ verlassen. Die 61-Jährige, bis 2020 im Vorstand der DekaBank für Risiko, Marktfolge Kredit und Compliance zuständig und von 2010 bis 2014 Vorstandschefin der Hypo Real Estate, war erst Mitte 2021 in die Geschäftsleitung berufen worden. Zu den Gründen für ihr Ausscheiden äußerte sich die Bank nicht. Für die Marktfolgebereiche wird den Angaben zufolge künftig Markus Bolder verantwortlich sein. Der 59-Jährige war von Mitte 2017 bis Ende vorigen Jahres persönlich haftender Gesellschafter des ehemals zum Oetker-Konzern gehörenden Bankhauses Lampe, das im vorigen Herbst von der Privatbank Hauck & Aufhäuser übernommen wurde, und arbeitete davor für die Erste Abwicklungsanstalt, die „Bad Bank“, in die die finanziellen Altlasten der abgewickelten WestLB ausgelagert worden waren.
Bolder, seit Montag dieser Woche Geschäftsleiter, steht nun gemeinsam mit Stephan Schrameier an der Spitze der Warburg Bank. Schrameier, 49, hatte erst im März als Nachfolger von Patrick Tessmann die Verantwortung für die Marktbereiche übernommen. Einen Sprecher der Geschäftsleitung, die auch noch um ein Mitglied erweitert werden könnte, hat das Institut derzeit nicht. Diesen Posten hatte Joachim Olearius, Sohn des im Zusammenhang mit den Cum-ex-Geschäften von der Kölner Staatsanwaltschaft inzwischen angeklagten Miteigentümers Christian Olearius, im Herbst vorigen Jahres mit seinem Ausscheiden aufgegeben.
Herausforderungen, die sich im Zuge des Russland-Ukraine-Kriegs, erhöhter Inflationsraten sowie gestörter Lieferketten für die Wirtschaft ergäben, werde man „mit schlanken Strukturen, einem konsequenten Fokus der Geschäftsstrategie sowie einer Konzentration auf die Marktaktivitäten angehen und meistern“, kündigte die Warburg Bank an. Für das Geschäftsjahr 2021 wurde laut Mitteilung – der Jahresbericht ist noch nicht veröffentlicht – ein kleiner Jahresüberschuss von 59 000 Euro verbucht – nach einem Vorjahresverlust von 7,9 Mill. Euro. Dazu trug vor dem Hintergrund sehr guter Schiffsmarktbedingungen eine Bereinigung von Schifffahrtsrisiken bei. Es seien Risikopositionen im Schiffskreditgeschäft von 151 Mill. Euro abgebaut worden, so die Bank.
Die dafür gebildete Risikovorsorge habe sich erheblich reduziert. Das Nettoergebnis aus der Risikovorsorge fiel 2021 mit 3,6 Mill. Euro positiv aus – nach −24 Mill. Euro im Jahr zuvor. Zudem profitierte das Institut auch durch einen Verkauf von vier Containerschiffen. Bei einem Rückgang der Bilanzsumme, unter anderem bedingt durch die Rückführung von Geschäften mit der Bundesbank (TLTRO III), auf 4,3 (i.V. 5,2) Mrd. Euro sowie dem Abbau von Risikoaktiva verbesserten sich die Eigenmittelquoten. Die aufsichtlichen Anforderungen würden eingehalten.
Warburg Bank | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 39 | 43 |
Provisionsüberschuss | 96 | 93 |
Verwaltungsaufwand | 151 | 136 |
Jahresergebnis | 0,1 | −7,91 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 4,3 | 5,2 |
Kernkapitalquote (%)2 | 23,1 | 19,4 |
Assets under Management & Administration (Mrd.)3 | 79 | 76,2 |
1) vor Ergebnisabführung; 2) nach Feststellung bzw. Billigung der Abschlüsse für die Bank; Finanzholding-Gruppe: 15,8 (i.V. 13,7)%; 3) im Konzern Börsen-Zeitung |