Warnung vor Finanzskandal-Déjà-vu

S&P sieht Banken vor kaum kalkulierbarem Risiko - Aufklärung oft Jahre später

Warnung vor Finanzskandal-Déjà-vu

jsc Frankfurt – Nach einer Serie an Geldwäsche- und Finanzskandalen steht die Kreditwirtschaft aus Sicht der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) auch künftig vor einer Phase der Unsicherheit: Trotz Anzeichen von Fortschritt in der Prävention von Finanzkriminalität zeichne sich ein Ende der Skandale zumindest mittelfristig nicht ab, meinen die Autoren.Denn erstens kommen Skandale erst nach Jahren ans Licht, wie der Bericht über Europas Banken festhält. Selbst wenn ein oder zwei Jahre kein Fall aus der heutigen Gegenwart bekannt wird, können Eigner und Geldgeber demnach nicht aufatmen. Dies belegen jüngste Fälle: Sowohl die Strafe der italienischen Unicredit, die 1,3 Mrd. Dollar an US-Behörden zahlt und damit Vorwürfe von Sanktionsverstößen ausräumt, als auch der Streit der Schweizer UBS mit dem französischen Staat über mutmaßliche Steuerfluchthilfen beziehen sich auf weit zurückliegende Jahre.Zweitens ist die Gefahr von Skandalen, die selten auftauchen, aber einen hohen Schaden nach sich ziehen, schwer zu kalkulieren, wie der Bericht angibt. Das zeigen aus Sicht der Analysten die Geldwäsche-Fälle in den baltischen Staaten. Gerade skandinavische Banken, die bislang zu den vertrauenswürdigen und gut geführten Instituten gezählt worden waren, sind mit Vorwürfen konfrontiert, vorneweg die Danske Bank und Swedbank, aber auch SEB und Nordea, wie der Bericht aufzählt. Die Schließung einiger kleiner Banken, etwa in Malta und den baltischen Staaten, führe vor Augen, wie schnell ein Geschäftsmodell untragbar für Gegenparteien, Kunden, Dienstleister und Aufseher werden könne.Das Länderrisiko für Banken von Malta und Estland habe die Ratingagentur schon angepasst. Den Ausblick für das langfristige Rating von Danske Bank und Swedbank, die derzeit mit “A” und “AA-” bewertet sind, hat die Agentur bereits jeweils auf “negativ” herabgestuft; im Falle der Deutschen Bank (BBB+) und der niederländischen ING-Gruppe (A-), die ebenfalls mit Vorwürfen im Zusammenhang mit Geldwäsche konfrontiert sind, hat die Agentur die Bewertung bisher nicht angerührt. Die Folgen für die Bonität seien je nach Fall unterschiedlich, heißt es. Offenheit in der KriseEine rasche Kommunikation ist laut Bericht im Krisenfall entscheidend – doch das ist leichter gesagt als getan, wie deutlich wird. Informationen, zum Beispiel Sender und Empfänger einer Zahlung, liegen dem Management demnach oft nur bruchstückhaft vor. Mitunter identifizierten externe Akteure die Zusammenhänge schneller. Der Kursrutsch von Danske Bank und Swedbank unterstreiche gleichwohl die Bedeutung der Kommunikation, warnen die Autoren. Beide Banken hätten die Fälle zunächst heruntergespielt.