Deutsche Bank

Was die Anleger wollen

Trotz herausragender Steigerung des Vorsteuerergebnisses bewegt sich die Aktie der Deutschen Bank nicht. Woran das wohl liegt.

Was die Anleger wollen

Was wollen sie denn noch, die Anleger, könnte man fragen: Da steigert die Deutsche Bank ihr Vorsteuerergebnis im zweiten Quartal unerwartet stark auf mehr als das Siebenfache des Vorjahreswerts, meldet das beste Quartal seit 2015 und hebt zudem ihren Ertragsausblick an – die Aktie aber zuckt nicht so recht. Offensichtlich hat Konzernchef Christian Sewing mit seiner auch am Mittwoch demonstrierten Begeisterung für den Erfolg der Restrukturierung noch nicht alle Marktakteure anstecken können.

Das hat seine Gründe. Zwar hat Sewing zweifellos recht mit dem Hinweis, dass die Bank nach einem Sprung der materiellen Eigenkapitalrendite von minus 0,6% auf plus 5,5% auf gutem Wege ist, ihr Ziel von 8% im kommenden Jahr zu erreichen. Wahr ist aber auch, dass einige der Faktoren, die momentan für blauen Himmel über den Doppeltürmen sorgen, recht volatil daherkommen. Dass sich etwa binnen Jahresfrist 90% der Risikovorsorge in Luft auflösen, wird sich kaum verstetigen lassen.

Unterdessen hat sich für das Haus, das bis Sewings Amtsantritt noch für seine Unfähigkeit­ zur Kostendisziplin bekannt war, unversehens ein neues Problem aufgetan: Nun, da man den beeinflussbaren Aufwand unter Kontrolle hat, steigen die Kosten außerhalb des eigenen Zugriffs, teilweise dauerhaft. Erst stellt Brüssel bei Lobby-Bemühungen, die Beiträge für den EU-Bankenabwicklungsfonds zu limitieren, die Ohren auf Durchzug, dann muss sich die Bank bei der Einlagensicherung in die Rolle als Zahlemann & Söhne nach dem Greensill-Debakel einfinden, und schließlich sorgt das höchstrichterliche Urteil zur Zustimmungsfiktion bei Änderungen der AGB dafür, dass die Privatkundenbank vor Steuern weiter rote Zahlen schreibt. Folge: Das Management kassiert sein erst im Dezember verschärftes Kostenziel per Ende 2022 und will sich nunmehr an der Aufwandsquote messen lassen. Das muss kein Schaden sein – wenn man voraussetzt, dass das Haus seine Erträge nötigenfalls parallel zu den Kosten in die Höhe ziehen kann, obwohl der pandemiebedingte Boom im Kapitalmarktgeschäft ausläuft.

Wer sich derweil schon bisher gewundert hat, wie nonchalant die Bank eine Deckelung des Abwicklungsfonds unterstellt hatte, nur um eines Besseren belehrt zu werden, der dürfte in neuerlichen Lobby-Anstrengungen, durch Saldierung EU-spezifischer und globaler Kapitalpuffer bei der anstehenden Umsetzung der Baseler Kapitalregeln Eigenmittel zu sparen, weiteres Potenzial für Enttäuschungen sehen. Was die Anleger noch wollen? Den Nachweis dauerhafter Ertragskraft.

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