Was einen nachhaltigen Fonds ausmacht

Verbindlicher Standard fehlt bisher - Bei EU-Taxonomie könnte nur kleinster gemeinsamer Nenner herauskommen - UmweltBank bietet Rating an

Was einen nachhaltigen Fonds ausmacht

Das Interesse an “grünen” und ethischen Investments steigt stetig. Allerdings gibt es keinen verbindlichen Standard, was Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten eigentlich bedeutet. Die EU will das ändern. Es droht allerdings eine Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Anleger müssen sich also selbst informieren. Trend zur NachhaltigkeitDie Themen Klima- und Umweltschutz sind mitten in der Gesellschaft angekommen: Jugendliche organisieren Fridays-for-Future-Demonstrationen, ihre Eltern und Großeltern unterstützen sie und gehen mit ihnen auf die Straße. Nahezu alle Parteien in Deutschland schnüren mehr oder weniger sinnvolle Maßnahmenpakete für kommende Generationen. Auch viele Unternehmen setzen sich grüne Ziele – umgesetzt werden sie jedoch oftmals nur in der Kommunikation nach außen. Auch der Finanzmarkt bietet bereits zahlreiche nachhaltige Investments, von Öko-Fonds über nachhaltige ETFs bis hin zu grünen Direktinvestments, an. Etliche Anleger handeln derzeit nach dem Motto: “Wenn ich schon keine Zinsen bekomme, dann investiere ich mein Geld wenigstens in etwas Sinnvolles.”Der Trend zur Nachhaltigkeit macht sich auf dem Finanzmarkt mehr und mehr bemerkbar. Nach Angaben des gemeinnützigen Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) wurden 2018 in Deutschland rund 219 Mrd. Euro in entsprechende Produkte investiert. Zum Vergleich: 2014 waren es 127 Mrd. Euro. Allerdings kamen im vergangenen Jahr 93 % der Gelder in Fonds über Mandate von institutionellen Anlegern. Das mag ein Zeichen dafür sein, dass sich Privatkunden aufgrund der mangelnden Transparenz noch zurückhalten.Das Kernproblem: Nachhaltigkeit ist kein geschützter Begriff. Jeder versteht etwas anderes darunter. Noch existieren international keine festen Regeln oder Normen für nachhaltige Investments. Ein Hoffnungsschimmer: Die Europäische Union (EU) will Licht ins Dunkel bringen und arbeitet an entsprechenden Klassifizierungsmerkmalen. Diese sogenannte EU-Taxonomie soll die Anforderungen für nachhaltige Investments festlegen. Bis zur Fertigstellung können allerdings noch ein bis zwei Jahre vergehen.Viel problematischer könnte aber sein, dass am Ende nur der kleinste gemeinsame Nenner bezüglich Nachhaltigkeit gefunden wird. Denn nach dem derzeitigen Stand dürfte sogar in Atomenergie investiert werden, denn diese produziert kein CO2 – so zumindest ein Argument. Mit dem ökologischen Grundgedanken ist das aber natürlich nicht vereinbar. Man darf also gespannt sein, wie sich die EU zu dem einen oder anderen Thema entscheiden wird. Fest steht, dass es im Hinblick auf nachhaltige Investments schwierig werden wird, alle Wünsche und Bedürfnisse der EU-Mitglieder unter ein gemeinschaftliches “ökologisches Dach” zu bekommen. Zahlreiche HilfestellungenAnleger müssen aber nicht auf die EU-Taxonomie warten. Es gibt bereits Kriterien und sogar Siegel, die nachhaltige Investments bewerten und auszeichnen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen vergibt etwa das allgemein anerkannte FNG-Siegel. Hierfür können sich nachhaltige Investmentfonds bewerben. Fonds, die in den Bereichen “institutionelle Glaubwürdigkeit”, “Produktstandards” und “Impact” besonders gut abschneiden, erhalten bis zu drei Sterne.Auch Fachzeitschriften wie “Finanztest” veröffentlichen regelmäßig Tests und Bewertungen zu nachhaltigen Investmentfonds. Eine weitere Informationsquelle sind zudem die Verkaufsprospekte und Finanzberichte der jeweiligen Fonds. Darin werden die enthaltenen Titel aufgelistet und die Anlagestrategie erläutert.Eine gute Anlaufstelle für Anleger, die Wert auf nachhaltige Investments legen, sind Nachhaltigkeitsbanken in Deutschland. Die UmweltBank beispielsweise bietet ihnen mit ihrem “Nachhaltigkeitsrating Geldanlagen” eine Hilfestellung, um ihre Finanzprodukte zu vergleichen. “Alle von uns angebotenen Geldanlagen werden auf einer Skala von einem bis fünf Sternen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit bewertet. Fünf Sterne stehen hierbei für ein Maximum an Nachhaltigkeit”, erläutert Volker Grimm, Teamleiter Fonds und stellvertretender Abteilungsleiter Wertpapiere & Vorsorge. Prüfung von zehn KriterienBei Investmentfonds prüft die UmweltBank die Nachhaltigkeitsgüte anhand von zehn Kriterien. Dazu gehören unter anderem die vom Fondsinitiator definierten Positiv- und Ausschlusskriterien, die Kostenquote oder die Geschäftstätigkeit des Initiators. “Um die Höchstbewertung von fünf Sternen zu erhalten, muss ein Fonds mindestens neun der von uns überprüften Anforderungen erfüllen. Mit diesem Vorgehen können wir Investmentfonds relativ einfach bewerten und dem Anleger so eine erste Orientierungshilfe geben”, so Grimm.Wenn ein Fonds beispielsweise Gelder in Atomenergie, Rüstung, Massentierhaltung, Glücksspiel oder Alkohol investiert, wird er von vornherein nicht in das Angebot der UmweltBank aufgenommen. Außerdem stehen Anleihen von Ländern auf dem Index, die beispielsweise die Todesstrafe verhängen, Walfang betreiben, Kinderarbeit tolerieren oder die Presse- und Meinungsfreiheit beschränken.Zu den Bewertungsgrundlagen gehört auch, dass Fondsanbieter ihre Portfolios von unabhängigen, externen Fachleuten überprüfen lassen und sich nicht an Leerverkäufen in welcher Form auch immer beteiligen. Zudem ist die Einhaltung bestimmter Kostenquoten entscheidend. So dürfen die Verwaltungsentgelte z. B. bei Aktienfonds nicht über 2,5 % liegen. Eine geringe Kostenquote trägt nämlich dazu bei, dass ein Fonds die Anlegergelder in noch mehr nachhaltige Projekte oder Unternehmen investieren kann.Auch ihren ersten eigenen Nachhaltigkeitsfonds, den UmweltSpektrum Mix, wird die UmweltBank nach diesem umfassenden Nachhaltigkeitsrating bewerten, wenn er im Frühjahr 2020 ins Angebot aufgenommen wird. Anleger sollte recherchierenAbschließend lässt sich festhalten, dass es aktuell durchaus Siegel und Ratings gibt, die Anlegern die Auswahl nachhaltiger Fonds zumindest erleichtern. Inwieweit die geplante EU-Regelung die notwendige Transparenz und Vergleichbarkeit mit sich bringt, ist aber offen. Da aufgrund des allgemeinen Trends zu mehr Nachhaltigkeit leider auch bei Finanzprodukten ein gewisses Risiko zum Greenwashing besteht, bleibt es letztendlich dem Anleger selbst überlassen, im Detail zu recherchieren. Ziel sollte es sein, Fonds und Anbieter zu identifizieren, die ihre Kriterien heute schon transparent und verständlich zur Verfügung stellen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass eine Investition in “wenigstens etwas Sinnvolles” auch wirklich sinnvoll ist. Florian Schultz, Referent Marketing & PR, UmweltBank