ANLAGESTRATEGIE

"Was für aktive Fonds gilt, gilt auch für Robo-Advisor"

Interview mit Yann Stoffel

"Was für aktive Fonds gilt, gilt auch für Robo-Advisor"

Yann Stoffel, Projektleiter der Stiftung Warentest im Team Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und SteuernHerr Stoffel, nach großer Medienaufmerksamkeit sind die Erwartungen an sogenannte Robo-Advisor hoch. Was leisten die Online-Anbieter in der Geldanlage?Da die meisten Anbieter noch nicht lange am Markt sind, ist es zu früh, das Ergebnis der Geldanlage zu bewerten. Wir haben aber nie erwartet, dass Robo-Advisor in der Vermögensverwaltung grundsätzlich besser sind als andere Anbieter. Alle Konzepte, die im Robo-Advisory eingesetzt werden, gab es vorher schon. Ein Kunde sollte sich die Anlagestrategie genau ansehen, um eine Vorstellung zu bekommen, was dort passiert.Kosten sind wesentlich für den Erfolg in der Geldanlage. Liegt hier der Vorteil der Robo-Advisor?In unserem Test im vergangenen Jahr haben wir erhebliche Unterschiede festgestellt: Die Gesamtkosten reichen inklusive Ausgaben für Fonds von wenig mehr als 0,6 Prozent bis annähernd 1,9 Prozent pro Jahr. Wir hoffen, dass die Kosten insgesamt sinken werden, denn niedrige Kosten sind wesentlich für eine gute Geldanlage. Wie werden Banken und Fondsbranche auf die neuen Konkurrenten reagieren?Die Standardisierung in der Bankberatung nimmt nach unseren Informationen zu. Robo-Advisory-Modelle können zu mehr Standardisierung beitragen. Bei den Kosten aktiv verwalteter Fonds sehen wir bisher wenig Bewegung.Nicht alle Robo Advisor sind gleichermaßen aktiv. Einige Anbieter schichten das Portfolio nach einer bestimmten Strategie fortlaufend um, andere stellen lediglich die ursprüngliche Gewichtung zwischen verschiedenen Anlageklassen regelmäßig wieder her. Leisten somit die einen mehr als die anderen?Wir sind skeptisch, ob ein Robo-Advisor mit ausgefeilten Strategien zuverlässig besser sein kann als andere Vermögensverwalter. Was für aktiv verwaltete Fonds gilt, gilt auch hier: Es ist schwierig, den Markt zu schlagen. Wir waren daher agnostisch mit Blick auf das Anlagekonzept und haben vielmehr auf die Streuung der Anlage geachtet.Aber ohne aktiven Ansatz leistet ein Robo-Advisor für den Anleger wenig. Eine regelmäßige Anpassung der Gewichte im Portfolio kann jeder Sparer mit wenigen Klicks selbst erledigen.Das ist im Prinzip richtig. Nicht jeder möchte oder traut sich aber, selbst die Entscheidung darüber treffen, wie sein Portfolio beschaffen ist. Viele Anleger brauchen jemanden, der sie an die Hand nimmt.Gleichzeitig sollten sich Anleger aus Ihrer Sicht aber näher mit der Strategie eines Robo-Advisors auseinandersetzen. Wie passt das zusammen?Das ist nicht unbedingt ein Widerspruch, schränkt die Zielgruppe aber ein. Robo-Advisor sind unserer Meinung nach derzeit nur für eine spezielle Anlegergruppe interessant: halbwegs kundige Anleger, die nicht alles selbst entscheiden wollen. Robo-Advisor sind noch kein Schweizer Taschenmesser, das alle Probleme löst.Das Interview führte Jan Schrader.