Wefox zieht Mega-Finanzierung durch
bg/dpa-afx Frankfurt/Berlin – Das Berliner Insurtech Wefox hat in seiner am Dienstag verkündeten Finanzierungsrunde eine Bewertung von 3 Mrd. Dollar erreicht und zählt damit zu wertvollsten Fintechs in Deutschland. Da die Nachfrage bei Investoren so groß war, nahm das Start-up statt der ursprünglich avisierten 200 Mill. nun 650 Mill. Dollar (533 Mill. Euro) auf. Mit dieser dritten Runde des 2014 gegründeten Unternehmens habe man die „weltweit die größte Finanzierungsrunde im Bereich Insurtech und damit einen riesigen Meilenstein für Wefox erreicht“, so Wefox-CEO Julian Teicke. „Die Nachfrage war gigantisch.“
In der ersten Liga
Mit der Bewertung steigt Wefox in Deutschland in die erste Fintech-Liga auf: Nur Trade Republic erzielte mit 5 Mrd. Dollar eine höhere Bewertung und nahm mit 750 Mill. Dollar mehr frisches Kapital in einer Runde auf. Angeführt wird die Wefox-Runde vom Risiko-Kapitalgeber Target Global, der auch inzwischen börsennotierte Start-ups wie Delivery Hero und Auto1 finanziert hat. Beraten bei der Finanzierung wurde das Start-up von Goldman Sachs, die auch Investor sind. Salesforce Ventures, Partners Group, Omers Ventures und weitere VC-Fonds steuerten ebenfalls Mittel bei.
Teicke zufolge verfolgt Wefox den Anspruch, das Thema Versicherung „in Europa und dann global neu zu definieren“ – allerdings hinken Insurtechs trotz teilweiser strammer Wachstumsraten ihren hohen Ansprüchen hinterher (siehe oben stehender Artikel). Teicke hat jedenfalls den Anspruch, sein Unternehmen im Versicherungsgewerbe zu „einem der ganz, ganz Großen“ zu machen. „Wir wollen bis Ende 2030 einer der dominanten Versicherungsplayer weltweit werden. Und dieses Investment ermöglicht uns, in einer höheren Liga mitzuspielen.“ Dem CEO zufolge sollen sich die Prämieneinnahmen in diesem Jahr auf etwa 350 Mill. Dollar verdoppeln. 2022 soll das Unternehmen dann profitabel arbeiten. Die Munich Re stellt die Rückversicherung für Wefox-Produkte und unterstützt zudem mit Consulting und Infrastruktur. Das kam zum Beispiel zum Tragen, als Wefox kürzlich in Polen startete. Der Marktstart in Italien ist schon geplant, im Jahresverlauf sollen dann Produkte aus Gesundheits- und Lebensversicherung das Portfolio erweitern.
Der Fokus bei der Expansion wird zunächst auf europäischen Märkten liegen. Bislang ist Wefox in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in Polen aktiv. „In den nächsten zwei bis drei Jahren werden wir auch über Kontinente hinweg agieren“, kündigte Teicke an.
Wefox werde das Geld aus der Finanzierungsrunde auch in die IT-Entwicklung stecken, um damit „wirklich Technologieführer zu werden“. „Herkömmliche Versicherer haben im Durchschnitt einen Automatisierungsgrad von 10 bis 15%. Wir sind heute schon bei 80 % und wollen auf 90 %. Damit werden neun von zehn Geschäftsprozesse bei Wefox ohne menschliche Interaktion durchgeführt.“ Dies senke die Kosten und steigere die Kundenzufriedenheit, weil Schäden schnell beglichen würden.
Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz will Wefox aber auch dazu beitragen, dass bestimmte Schäden erst gar nicht entstehen. So könnten Skifahrer vor einem heraufziehenden Sturm oder Touristen in einer Metropole von Taschendieben in der Umgebung gewarnt werden. „Mit der Finanzierungsrunde sind wir stark ausgestattet für die Eroberung eines Marktes, der riesig ist und unglaublich viel Potenzial hat“, so Teicke.