Weimer fordert mehr Einsatz für Finanzplatz

Deutsche-Börse-Chef sieht Chancen durch bevorstehenden Brexit

Weimer fordert mehr Einsatz für Finanzplatz

ck/bg Frankfurt – “Wir brauchen einen starken Finanzmarkt.” Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse, Theodor Weimer, auf dem Eurobörsentag der Börsen-Zeitung in Frankfurt. Wer glaube, dass man eine starke Volkswirtschaft beziehungsweise eine starke Exportwirtschaft ohne starken Finanzmarkt haben könne, irre sich. Der Finanzplatz Deutschland sei nie stark gewesen und werde derzeit schwächer. In Großbritannien entfielen 7 % des Bruttoinlandsproduktes auf den Finanzmarkt, in Deutschland liege der Anteil historisch bei 5 % und derzeit nur noch bei 4 %. Es könne nicht sein, dass keine deutsche Bank mehr unter den Top 50 der Welt nach Marktkapitalisierung zu finden sei. Das müsse sich ändern.Der bevorstehende Austritt Großbritanniens aus der EU biete Chancen für Frankfurt, so Weimer. Das Euro-Clearing gehöre nach Frankfurt. “Durch den Brexit werden Finanzmärkte neu verteilt.” Allerdings würden die Briten alles daransetzen, die Bedeutung ihres Finanzplatzes zu erhalten. Für London und Großbritannien gehe es ums Überleben. Wenn vielleicht 20 % oder 25 % verlagert würden, sei das ein gigantischer Markt. Weimer sprach sich dezidiert gegen zu viele Ausnahmegenehmigungen zugunsten Großbritanniens für die Zeit nach dem Austritt aus.In einer Diskussionsrunde zum Thema “Brexit-Status, Herausforderungen und Auswirkungen auf Kapitalströme” wurde eine unzureichende Vorbereitung von Teilen der Bankenbranche auf den britischen EU-Austritt beklagt. Die Banken seien noch nicht so weit fortgeschritten, wie die EZB sich das vorstelle, sagte Linette Field, Deputy Director General bei der EZB. Es fehle eine detaillierte Planung für den Brexit und für die Zeit danach. “Wir wollen das operative Modell für die kommenden drei bis vier Jahre sehen.” Die Ausführungen der Institute seien aber sehr vage und wenig detailliert.Unterdessen berichtet Eric Leupold, Bereichsleiter Pre-IPO & Capital Markets der Deutschen Börse, von Fortschritten im Venture Network des Marktbetreibers. “Sechs IPOs sowie 13 Exits bei Portfoliounternehmen sind gut, und die Pipeline ist ordentlich gefüllt mit Geschäftsmodellen, wo wir denken, dass wir die in Deutschland halten können und die nicht aufgekauft werden”, sagt er im Interview der Börsen-Zeitung.—– Schwerpunkt Seite 5