Im GesprächLLB expandiert in Deutschland

„Wenn die Unsicherheit wächst, steigt die Attraktivität“

Die Liechtensteinische Landesbank baut ihre Präsenz in Deutschland aus. Das Institut mit Expertise im Wirtschaftsraum Schweiz spüre eine Unsicherheit unter wohlhabenden Menschen, sagt Gruppenchef Gabriel Brenna. Sparkassen und Genossenschaftsbanken sieht der Manager hierzulande als Konkurrenz.

„Wenn die Unsicherheit wächst, steigt die Attraktivität“

„Wenn die Unsicherheit wächst, steigt die Attraktivität"

Liechtensteinische Landesbank zielt auf wohlhabende Privatleute in Deutschland – Politische Unwägbarkeiten treiben Kunden an

Von Jan Schrader, Frankfurt

Die Liechtensteinische Landesbank baut ihre Präsenz in Deutschland aus. Das Institut mit Expertise im Wirtschaftsraum Schweiz spüre eine Unsicherheit unter wohlhabenden Menschen, sagt Gruppenchef Gabriel Brenna. Sparkassen und Genossenschaftsbanken sieht der Manager hierzulande als Konkurrenz.

Die Liechtensteinische Landesbank (LLB) sieht in der Angst vor politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit in Deutschland eine Triebfeder für ihr Geschäft: Wenn die Unsicherheit wächst, steigt die Attraktivität“, sagt Gabriel Brenna, Group CEO der Bank im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Expertise in der Anlage in Franken oder im Wirtschaftsraum Schweiz zeichne das Institut aus. „Wir spüren aus Deutschland eine steigende Nachfrage.“

Bisher in Liechtenstein, der Schweiz und Österreich präsent

Das Institut mit einem Geschäftsvolumen von 102 Mrd. sfr ist vor allem in Liechtenstein, der Schweiz sowie Österreich präsent und kündigte zu Jahresbeginn den Einstieg im deutschen Markt an. Rund 40 Mitarbeiter will die Bank in Niederlassungen in Frankfurt, München und Düsseldorf beschäftigen, mehr als die Hälfte davon seien bereits eingestellt, berichtet Brenna. Zuvor hatte die Bank ihre deutschen Kunden von Vaduz in Liechtenstein aus betreut.

In Frankfurt feierte das Haus Ende Mai seine Eröffnung. Die Bank agiert damit ähnlich wie die Liechtensteinische Rivalin LGT, die ebenfalls auf Deutschland zielt und in Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf und Köln vor Ort ist. Beide Häuser warben zuletzt zahlreiche Beschäftigte ab: So holte die LLB Matthias Luck von Julius Bär als Leiter nach Frankfurt und Jochen Schindler-Nagy von der UBS als Leiter nach München.

Rivalin der Sparkassen

Der deutsche Markt sei groß, aber auch umkämpft, sagte Brenna. Wichtige Konkurrenten seien nicht nur große private Häuser wie UBS oder die vor der Übernahme durch ABN Amro stehende Hauck Aufhäuser Lampe, sondern gerade auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken.

Denn die Bank aus dem Fürstentum zielt hierzulande auf Kunden mit einem Vermögen von etwa 1 Mill. Euro bis 20 Mill. Euro – eine Zielgruppe, die auch viele regionale Häuser bedienen wollen. Oberhalb dieser Spanne seien oft zusätzlich auch Angebote für Unternehmen gefragt, die internationale Großbanken aus einer Hand anböten, sagt Brenna. In Deutschland liege ein Schwerpunkt auf Privatpersonen, weniger auf institutionellen Kunden. Das verwaltete Vermögen aus der Bundesrepublik erreiche ein Milliardenvolumen. Mit konkreten Zahlen geizt der Manager.

Angst vor Schuldenkrise hält an

Die Sorge um die politische Stabilität ist hierzulande verbreitet: So bleibt eine Angst vor einer Euro-Schuldenkrise auch mehr als zehn Jahre nach der Pleite Griechenlands für 50% der Menschen hierzulande ein wichtiges Thema nach 73% im Jahr 2012, wie die jährliche Studie „Die Ängste der Deutschen“ des Versicherers R+V zeigt. Verbreitet ist auch die Angst vor einer Überforderung des Staats durch Geflüchtete (56%), eine Überforderung von Politikern oder eine schlechtere Wirtschaftslage (jeweils 51%).

Die Bank zieht somit Kunden an, die ihr Geld in Liechtenstein und in der Schweiz gut aufgehoben sehen. „Die Kunden wollen nicht nur in Assetklassen, sondern auch in Währungen und Wirtschaftsräume diversifizieren“, sagt Brenna. Die Bank sei über ihre drei Stammländer zugleich in der EU und in der Schweiz verankert. An der Börse in Zürich ist die Bank mit einem Kurs von 72,50 sfr je Papier rund 2,2 Mrd. sfr wert. Der Staat Liechtenstein hält etwas mehr als die Hälfte der Anteile.

In Österreich übernimmt die LLB die Tochter der Zürcher Kantonalbank, wie die Bank Anfang Juli ankündigte. Das Geschäftsvolumen wächst somit absehbar um 3 Mrd. sfr. In Deutschland ziele die Gruppe mit ihren rund 1.200 Beschäftigten allerdings weniger auf Übernahmen, sagt Brenna. Wichtig sei, Komplexität zu vermeiden.

Experimentierstube Willbe

Das 160 Jahre alte Traditionshaus experimentiert mit einem Digitalangebot. Die App Willbe ist als digitaler Vermögensverwalter gestartet, lockt derzeit aber auch Kunden über ein Tages- und Festgeldangebot. So bietet das Haus zum Beispiel für einen Eurobetrag mit Laufzeit von einem Jahr 3,15% Zinsen an. Mit rund 20.000 Kunden und einem Volumen von etwa 700 Mill. sfr ist Willbe spürbar gewachsen, im Konzern aber noch klein.

In der Zentrale in Vaduz muss Brenna derweil für Ordnung sorgen: Der frühere Credit-Suisse-Manager Andreas Gerber, designierter Nachfolger für Urs Müller, wird nun „aus persönlichen Gründen und im gegenseitigen Einvernehmen“ doch nicht in die Gruppenleitung einziehen, wie die LLB vor wenigen Tagen erklärte. Müller, der aus dem aktiven Berufsleben ausscheiden wird, bleibt bis zur Klärung der Nachfolge noch an Bord. Doch wer folgt? Nicht immer steigt mit Unsicherheit die Attraktivität.

Im Gespräch: Gabriel Brenna

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