Wenn die Zündschnur von beiden Seiten brennt

Kreditgenossen in die Enge getrieben

Wenn die Zündschnur von beiden Seiten brennt

ab Düsseldorf – Die Rechtsform der Genossenschaft mag in die Jahre gekommen sein, an Modernität hat sie jedoch nichts verloren. Das glaubt Ralf Barkey, bis vor kurzem Vorstandsvorsitzender des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbands und derzeit stellvertretender Vorstandschef des fusionierten Genossenschaftsverbands – Verband der Regionen, und verweist dabei auf die seit Jahren wachsende Zahl an Genossenschaftsgründungen.Der in diesem Sommer fusionierte Verband betreut an die 2 900 Genossenschaften aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistungen mit etwa acht Millionen Mitgliedern in 14 Bundesländern. Eindeutig auf dem Rückzug ist allerdings die Zahl der Kreditgenossenschaften, bedauert Barkey in einem Vortrag vor der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf. Das Bedauern betrifft allerdings weniger die Tatsache, dass es unter den Volks- und Raiffeisenbanken zu einer weiter anschwellenden Fusionswelle kommt, sondern das Faktum, dass die Zusammenschlüsse keinen betriebswirtschaftlichen Erwägungen entspringen, sondern ausschließlich den politisch gesteckten Rahmenbedingungen geschuldet sind. Explosive KombinationBarkey vergleicht die Kombination aus dauerhaften Niedrigzins und wachsenden regulatorischen Anforderungen mit einer Dynamitstange, die mit zwei Zündschnüren ausgestattet ist und von beiden Seiten brennt. Die eine Schnur, der Niedrigzins, lässt die Zinserträge schmelzen, die Regulatorik bringt dagegen die Kosten zum Explodieren. Allein im Verbandsgebiet des Rheinisch-Westfälischen Verbands kam es 2016 zu sieben Fusionen unter Volks- und Raiffeisenbanken, im laufenden Turnus dürften es mindestens 17 Zusammenschlüsse werden, schätzt Barkey. “Wir setzen gewachsene Strukturen auf Spiel”, warnt Barkey und verweist darauf, dass die genossenschaftliche Finanzgruppe in der Finanzkrise die einzige gewesen sei, die ohne staatliche Hilfe ausgekommen sei.Wenig ermutigend ist in diesem Zusammenhang ein Umfrageergebnis der Bankenaufsicht BaFin, die 2015 zu dem Schluss kam, dass die Profitabilität der Volks- und Raiffeisenbanken bis 2019 um ein Viertel sinken werde. Doch Barkey ist weit davon entfernt, den Kopf in den Sand zu stecken, hat es seine Finanzgruppe inzwischen doch geschafft, zumindest auf Ebene der Regulatoren ein offenes Ohr zu finden. Die Rede ist von der Small and Simple Banking Box, die mit BaFin-Chef Felix Hufeld und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble prominente Befürworter gefunden hat. “Jetzt muss die Europäische Zentralbank für die Idee gewonnen werden”, sagt Barkey.Doch wenngleich die Idee der Small and Simple Banking Box, die Banken anhand der Bilanzsumme unterschiedliche regulatorische Bürden auferlegt, auch Nachteile birgt, hält es Barkey zumindest für die zweitbeste Lösung. Besser wäre es nach Einschätzung von Barkey, die Differenzierung auf Basis von Risikostrukturen vorzunehmen. Das sei jedoch ein Ansatz, der auf EU-Ebene nicht durchzusetzen sei.