Wenn Fintech-Start-ups zu teuer werden

Ab 1 Mrd. Dollar könnten Branchenfremde zugreifen

Wenn Fintech-Start-ups zu teuer werden

Bloomberg New York – In der Mythologie sind Einhörner ein Symbol für das Gute. Bei Fintech-Unternehmen hingegen könnten sie zunehmend zu einem Anzeichen für Unglück werden. Das Streben von Fintech-Unternehmen nach einer Bewertung von 1 Mrd. Dollar oder mehr ist möglicherweise nicht mehr im besten Interesse eines Start-ups. Das zumindest legen jüngste Bewertungstrends und Risikokapitalgeber aus dem Bereich nahe. Fintechs bereiten Investoren besonderes Kopfzerbrechen, wenn sie für große Unternehmen zu teuer für einen Einstieg werden, zugleich aber noch nicht über Geschäftsmodelle verfügen, die für ein Debüt an den öffentlichen Märkten reichen.”Man will das Erreichen eines ,halb-schwangeren` Stadiums vermeiden – die Marke der Verdaubarkeit ist überschritten, der Pfad der langfristigen wirtschaftlichen Unabhängigkeit wurde aber noch nicht klar erreicht”, sagt Sean Park, Mitbegründer des Risikokapitalgebers Anthemis. Finanzierungsdaten untermauern derartige Sorgen. Laut Marktforscher CB Insights sind die Finanzierungen für Fintechs, die von Risikokapitalgebern unterstützt werden, im zweiten Quartal auf Quartalsbasis um 49 % eingebrochen. Probleme bei recht bekannten Unternehmen wie Lending Club, dessen Bewertung von 5,4 Mrd. Dollar Ende 2015 auf 2,1 Mrd. Dollar eingebrochen ist, lassen die Investoren zunehmen nervöser werden. Die lauwarme Stimmung steht im krassen Gegensatz zur starken Begeisterung für Fintechs im vergangenen Jahr.Viele Start-ups sind mehr als 1 Mrd. Dollar wert, darunter die Onlinekreditplattformen Social Finance und Lu.com mit 4 Mrd. Dollar beziehungsweise 18 Mrd. Dollar. Andere stehen kurz davor. Beispiele sind die Robo-Berater Betterment und Wealthfront mit jeweils rund 700 Mill. Dollar. Mit jeder Zunahme der Bewertung wird die Gruppe potenzieller Käufer kleiner. Und bei großen Unternehmen nimmt die Skepsis zu, ob diese Bewertungen es noch erlauben, einen guten Ertrag mit ihrem Investment zu erzielen.Möglicherweise können Unternehmen außerhalb der Finanzbranche die höher bewerteten Start-ups kaufen. “Wir warten schon seit einiger Zeit auf den Eintritt von Technologieunternehmen”, sagt Uday Singh, Partner des Beraters A.T. Kearney. Doch seien “Finanzdienstleistungen so stark reguliert, dass sie keine Erfahrung mit der Art von Compliance haben, mit der sie es zu tun bekommen würden”.