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Wer hat den besten Deutschlandfonds?

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 16.9.2017 Einer fehlt. "Jeder kann verstehen, dass es kein Spaß ist, jemanden wie Matthias zu verlieren", sagt Jörg de Vries-Hippen, Investmentchef für europäische Aktien von Allianz Global Investors, auf...

Wer hat den besten Deutschlandfonds?

Von Jan Schrader, FrankfurtEiner fehlt. “Jeder kann verstehen, dass es kein Spaß ist, jemanden wie Matthias zu verlieren”, sagt Jörg de Vries-Hippen, Investmentchef für europäische Aktien von Allianz Global Investors, auf einer Abendveranstaltung vor Journalisten. Gemeint ist Matthias Born, ehemals Co-Head für europäische Wachstumsaktien und langjähriger Manager des “Concentra”, eines traditionsreichen Deutschlandsfonds. Anfang Oktober fängt Born gemeinsam mit dem ebenfalls von dem Allianz-Fondshaus kommenden Nebenwerte-Spezialisten Peter Kraus bei der Hamburger Privatbank Berenberg an, die in Frankfurt auf der Bockenheimer Landstraße in einem alten Prachtbau ihr Fondsmanagement angesiedelt hat, keine fünf Minuten Fußweg von der Zentrale von Allianz Global Investors entfernt – ein Kaffee mit den ehemaligen Kollegen wäre also ab und an noch drin.De Vries-Hippen will den Weggang Borns als Chance verstanden wissen. Die Gesellschaft hat nun ein Team für deutsche Aktien aufgebaut, das neben dem “Concentra”, für den Teamchef Christoph Berger verantwortlich ist, auch den ältesten deutschen Aktienfonds “Fondak” führt, der von Thomas Orthen gesteuert wird. Anfang November kommt nun ein dritter Experte hinzu: der Nebenwertespezialist Stefan Dudacy, der aus dem Assetmanagement des Bankhauses Metzler kommt, wie die Allianz-Tochter am Freitag erklärte.Angekündigt hatte die Gesellschaft die Gründung eines Deutschlandteams bereits im April. Das Haus stand dabei vor einer ähnlichen Situation wie die Fondstochter der Deutschen Bank kurz zuvor. Denn bei der Deutschen Asset Management gab der bekannte Fondsmanager Henning Gebhardt vor einem Jahr seinen Wechsel zu Berenberg bekannt. Die Gesellschaft übertrug daher mehr Verantwortung auf den Fondsmanager Tim Albrecht. Berenberg mischt mitFür Fondshäuser sind Deutschlandprodukte wichtig: Sie sind Vorzeigevehikel in dem attraktiven Geschäft mit privaten Sparern. Für viele Anleger hat ein Fonds mit Bezug zum Heimatmarkt auch eine emotionale Bedeutung, wie Berenbergs neuer Fondskapitän Gebhardt erklärt. 4,6 Mrd. Euro bringen die beiden großen Deutschlandfonds der Allianz-Tochter auf die Waage, auf 14,0 Mrd. Euro kommen sogar die drei größeren Produkte der Deutsche-Bank-Fondsmarke DWS, also der “DWS Deutschland”, der “Investa” und der “Aktien Strategie Deutschland”. Im Juni hatte Berenberg selbst einen “Aktien-Strategie Deutschland” auf den Weg gebracht – eine Kampfansage an die DWS.Um die Gunst der Anleger buhlen aber auch andere bekannte Adressen wie DekaBank (“DekaFonds”) und Union Investment, (“UniFonds”). Da die Kursentwicklung leicht vergleichbar ist, haben auch Fondsmanager von Boutiquen und ausländischen Adressen eine Chance. So haben sich Björn Glück von Lupus Alpha mit dem “Smaller German Champions” sowie Olgerd Eichler mit dem “Mainfirst Germany” im Nebenwertesegment etabliert, während Christian von Engelbrechten mit dem “Fidelity Germany” auch größere Titel hinzunimmt und ebenfalls mit solider Leistung auffiel.Fondsmanager vergleichen ihre Disziplin gerne mit Sportarten – Leistung zählt. Am besten funktioniert aktives Fondsmanagement aus Sicht der Zunft, wenn sie durch möglichst wenig Vorgaben und keinen allzu engen Blick auf kurzfristige Rendite eingeschränkt wird. Für ein etabliertes Fondshaus ist das ein Wagnis, bedeutet es doch, dass ein Vorzeigeprodukt auch einmal mit weit unterdurchschnittlicher Leistung auffallen kann, wenn eine Strategie nicht aufgeht. Einem Standardprodukt, das über ein breites Vertriebsnetz verkauft wird, steht das jedenfalls nicht gut zu Gesicht. Kritiker vermuten, dass große Adressen dazu tendieren, sich mit der Zusammensetzung ihrer Portfolios nicht allzu weit von gängigen Indizes zu entfernen, um möglichst nicht negativ aufzufallen. Gerade die Allianz-Tochter hebt die Bedeutung aktiven Managements aber immer wieder hervor und wird mit dem neuen Team auch Wagnisse eingehen müssen, um den Erfolg nicht anderen zu überlassen. Der verschärfte Wettstreit um Leistung, den Berenberg mit ihrem Vorstoß ins Fondssegment ausgelöst hat, könnte die Vielfalt an Strategien beleben – für Anleger eine gute Nachricht. Abhängig von Star-ManagernMündet ein Wettstreit um Leistung jedoch in Personenkult, ist niemandem gedient – den Anlegern nicht, die den Blick ohnehin eher auf den Kern von Strategien richten sollten, und auch der Fondsgesellschaft nicht, die sich abhängig von Einzelpersonen macht. Anders als im Spitzensport sind freilich keine Transfersummen üblich, wenn ein bekannter Fondslenker geht. Da macht es in der Tat keinen Spaß, einen bekannten Manager zu verlieren.