Weser-Ems-Kreditgenossen verdreifachen Jahresergebnis
Weser-Ems-Kreditgenossen verdreifachen Jahresergebnis
Höherer Zinsüberschuss und Zuschreibungen bei Wertpapiereigenanlagen treiben Ergebnis – 2024 Rückgang erwartet
ste Hamburg
Dank eines wie in anderen Regionen deutlich gestiegenen Zinsüberschusses sowie Zuschreibungen auf Wertpapiereigenanlagen haben die Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet 2023 ihr Jahresergebnis vorläufigen Zahlen zufolge auf rund 480 (i.V. 144) Mill. Euro mehr als verdreifacht.
Demnach verbesserte sich nach Angaben des in Oldenburg ansässigen Genossenschaftsverbandes Weser-Ems (GVWE) das Betriebsergebnis nach Bewertung der 49 Institute auf 1,25 (0,38)% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) von 39,1 Mrd. Euro. Damit liege man im Vergleich der genossenschaftlichen Regionalverbände bundesweit weiterhin vorn, sagte Verbandsdirektor Axel Schwengels der Börsen-Zeitung.
Unauffällige Kreditrisikovorsorge im Nordwesten
Eine „weiterhin unauffällige“ Kreditrisikovorsorge der Banken im Nordwesten ging demnach im Berichtsjahr nach hohen zinsinduzierten Abschreibungen auf Wertpapiereigenanlagen 2022 im Zuge der EZB-Zinswende mit einem positiven Bewertungsergebnis bei Wertpapieren einher. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme standen nach −0,41% im Jahr zuvor nun 0,10% zu Buche.
Der Weser-Ems-Verband weist für seine Mitgliedsbanken ein höheres Betriebsergebnis nach als vor Bewertung aus. Das Vorbewertungsergebnis verbesserte sich im Vorjahresvergleich demnach auf 462 Mill. Euro, was 1,20 (0,92)% der Durchschnittsbilanzsumme entspricht. Auch damit sei man vor dem Genossenschaftsverband Bayern führend, so Schwengels. Die seit langem gehaltene Position liege an einem im Durchschnitt „sehr exponierten“ Kreditgeschäft, von dem die Banken in der Weser-Ems-Region profitierten.
Ein Mitglied weniger
Der Spitzenwert zeige, dass das genossenschaftliche Geschäftsmodell intakt sei und die Menschen in der Region den Volks- und Raiffeisenbanken vertrauten, fügte der Verbandsdirektor hinzu. Gegen den seit drei Jahren rückläufigen und auch von der demografischen Entwicklung geprägten Bundestrend sei die Mitgliederzahl bei den Häusern im Weser-Ems-Gebiet 2023 um rund 3.000 auf 554.000 gestiegen.
Die Zahl der Verbandsinstitute verringerte sich im vergangenen Jahr aufgrund zweier Fusionen und des Wechsels einer Bank aus dem Gebiet eines Schwesterverbandes um ein Haus. Für 2024 rechnet man beim GVWE derzeit mit drei Fusionen und zwei Verbandswechseln.
Genossenschaftsbanken Weser-Ems | 2023 | 2022 |
Vorläufige Kennzahlen nach HGB in Mill. Euro | ||
Zinsüberschuss | 776 | 627 |
Provisionsüberschuss | 240 | 240 |
Verwaltungsaufwand | 584 | 544 |
Betriebsergebnis vor Bewertung | 462 | 341 |
Betriebsergebnis nach Bewertung | 480 | 144 |
Bilanzsumme (in Mrd. Euro) | 39,1 | 38,3 |
Kundenkredite (in Mrd. Euro) | 29,7 | 28,3 |
Kundeneinlagen (in Mrd. Euro) | 25,6 | 25,5 |
Kernkapitalquote (in %) | 14,7 | 14,6 |
Mitarbeiterzahl | 6.150 | 6.100 |
Rückgang im Wohnbaubereich
Auch wenn die Nachfrage für Wohnungsbaudarlehen 2023 wie in anderen Regionen deutlich zurückging, blieb die Kreditvergabe für die Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet auch im vergangenen Jahr Wachstumsmotor, wie der GVWE unterstrich.
So sei das bilanzielle Kundenkreditgeschäft trotz Konjunkturflaute im Berichtsjahr um 4,8% gestiegen und habe damit über dem durchschnittlichen Wachstum von 2,6% auf Bundesebene gelegen. Damit sei man, so Schwengels, unter den gegebenen konjunkturellen Umständen „gut zufrieden“. Der Rückgang im reinen Wohnbaubereich belief sich den Angaben zufolge 2023 in der Region auf rund 20%.
Für 2024 avisiert der Verband eine „insgesamt stabile Entwicklung“, die Ergebnisse könnten aber geringer ausfallen. Die Zinsmarge werde sich infolge der gestiegenen Einlagenzinsen verengen – 2023 lag der Zinsüberschuss der Genossenschaftsinstitute im Nordwesten mit 2,02 (1,69)% der Durchschnittsbilanzsumme erstmals seit 2017 wieder über der 2-%-Marke.
Moderates Kreditwachstum
Im Kreditbereich geht der GVWE von einem „moderaten Wachstum“ aus, das „maximal auf der Ebene“ des vergangenen Jahres liegen dürfte. Auch im Weser-Ems-Gebiet sei die Verunsicherung in der Wirtschaft derzeit groß, erklärte Schwengels. Die hohen Zinsen bremsten die Investitionsneigung. Geschäftschancen gebe es im Bereich der erneuerbaren Energien. Eine gewisse Belebung zeige sich auch bei Eigenheimbaufinanzierungen.
Das Einlagengeschäft bei den Weser-Ems-Banken werde 2024 „herausfordernd“ bleiben, sagte Schwengels weiter. Im vergangenen Jahr legte das Einlagenvolumen um 0,4% auf 25,6 Mrd. Euro zu. Auch damit sei aber das Durchschnittswachstum auf Bundesebene von 0,2% übertroffen worden.