Westen verliert an Relevanz
Die jüngste vom Finanzstabilitätsrat FSB erstellte Liste der Banken mit der weltweit höchsten Systemrelevanz zeugt von der Verlagerung der globalen Gewichte von West nach Ost: Die China Construction Bank (CCB) gewinnt an Bedeutung, J.P. Morgan, Goldman und Wells Fargo verlieren an Relevanz. bn Frankfurt – Mit den Gewichten im globalen Bankensystem verlagern sich auch die Systemrisiken von West nach Ost. Dies lässt sich an der jährlichen Liste der Kreditinstitute mit weltweiter Systemrelevanz ablesen, deren Version für 2020 der globale Finanzstabilitätsrat (Financial Stability Board, FSB) am Mittwoch vorgelegt hat: US-Banken haben an globaler Systemrelevanz verloren, während Chinas Kreditwirtschaft weiter an Bedeutung gewinnt. So ist die China Construction Bank (CCB) von der fünfthöchsten und zugleich niedrigsten in die vierthöchste Kategorie aufgestiegen. Damit muss sie künftig auf Grund ihrer Systemrelevanz und damit zugleich ihrer Risiken einen Puffer von 1,5 Prozentpunkten auf ihre Eigenkapitalquote vorhalten, einen halben Punkt mehr.Derweil ist die nach Bilanzsumme größte US-Bank J.P. Morgan eine Stufe niedriger eingeordnet worden. Bisher hatte der FSB dem Institut die höchste Systemrelevanz beigemessen und daher einen Kapitalpuffer von 2,5 Prozentpunkten verlangt. Wie Citigroup und HSBC benötigt das New Yorker Institut nur mehr einen Puffer von 2 Prozentpunkten. An globaler Systemrelevanz eingebüßt haben auch Goldman Sachs sowie Wells Fargo. Die US-Investmentbank und der Retail-Riese aus San Francisco müssen nur mehr eine Zusatzanforderung von 1 Prozentpunkt und nicht mehr von 1,5 Punkten erfüllen.Darüber hinaus haben sich in der 30 Adressen umfassenden Einteilung keine Änderungen ergeben: Nach wie vor stammen 13 Häuser aus Europa, zehn aus Nordamerika und die übrigen sieben Asien, von ihnen wiederum drei aus Japan und vier aus China. Allerdings haben die Industrial and Commercial Bank of China, die China Construction Bank, die Agricultural Bank of China sowie die Bank of China schon Ende 2019 die Liste der Banken mit den größten Bilanzsummen mit jeweils 3 Bill. Dollar und mehr angeführt.Neben der Größe der Institute zieht der Stabilitätsrat, wenn er seine Liste erstellt, als Kriterien die Komplexität, das Ausmaß grenzüberschreitender Geschäfte, die Vernetzung der jeweiligen Häuser sowie die Frage heran, inwieweit die Infrastruktur eines Finanzinstituts ersetzbar wäre – für diesen Indikator wiederum spielt das Volumen der außerbörslich gehandelten Derivate eine Rolle, die im Handelsbuch bilanzierten Vermögenswerte sowie das Ausmaß jener Assets, für die weder ein Marktpreis noch vergleichbare Preise zu beobachten sind (Level-3-Assets). Gerade die unter diesen Aspekten erhobenen Werte dürften dafür gesorgt haben, dass die Deutsche Bank in der auf Basis von Daten per Ende vergangenen Jahres erstellten Liste unverändert in der vierthöchsten Kategorie rangiert (siehe Tabelle), obwohl die Bank im Sommer vergangenen Jahres eine mehrjährige Phase der Restrukturierung und Schrumpfung eingeleitet hatte. Leere KategorienNach der Rückstufung von J.P. Morgan sind auf der Liste des FSB nun die beiden höchsten Kategorien für Systemrelevanz verwaist. Die oberste Kategorie, die einen Zusatzpuffer von 3,5 Prozentpunkten mit sich bringt, hatte der Stabilitätsrat bei Einführung seiner Rangliste 2011 von vorneherein eingeführt, ohne ihr ein Haus zuzuordnen. Dies sollte die Großbanken mit der höchsten Systemrelevanz davon abhalten, noch weiter zu wachsen.Mit der Erstellung der Liste hatten die Aufseher auf die 2007 begonnene Finanzkrise reagiert. Neben höheren Kapitalanforderungen zieht die Einstufung auf der Liste für eine Bank auch zusätzliche Pflichten für Sanierungs- und Abwicklungsplanung nach sich. – Wertberichtigt Seite 6