Trübes Investitionsklima

Westfälische Sparkassen steuern sicher durch die Krise

Die Sparkassen aus Westfalen-Lippe haben 2024 an das Rekordergebnis aus dem Vorjahr angeknüpft. Doch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen nachdenklich.

Westfälische Sparkassen steuern sicher durch die Krise

Westfälische Sparkassen rechnen 2025 mit Ertragsrückgang

Ruf nach Agenda 2030 – Firmen bremsen weiter bei Investitionen – Renaissance der Sparprodukte

ab Köln

Das kann sich sehen lassen: Nach dem nominal besten Ergebnis in der Geschichte haben die westfälischen Sparkassen das Betriebsergebnis vor Bewertung 2024 mit 1,92 Mrd. Euro nahezu stabil gehalten. Doch auch, wenn sich Liane Buchholz, Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen Lippe (SVWL), über das „sehr auskömmliche“ Ergebnis ihrer Sparkassen freut, täuscht das nicht über die bevorstehenden Herausforderungen hinweg.

„2025 dürfte kein Selbstgänger sein“, gab sich die Verbandschefin in der Jahrespressekonferenz nachdenklich. Insbesondere im Zinsüberschuss, der 2024 noch auf dem Vorjahresniveau verharrte, dürfte es zu einem Rückgang kommen. Der Provisionsüberschuss, der erneut leicht wachsen soll, könne das nicht kompensieren, schätzt die Verbandschefin.

Bürokratieabbau erforderlich

Die wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen – namentlich Rezession sowie hohe Energie- und Bürokratiekosten – sind nicht neu. Schon vor einem Jahr habe sie eine Agenda 2030 gefordert, passiert sei bislang jedoch wenig. „Pessimismus und Lethargie können wir uns nicht leisten“, sagte Buchholz mit Blick auf den neuen Wind, der aus den USA wehe. Es helfe nicht, sich an Donald Trump abzuarbeiten. Vielmehr gelte es aufzuarbeiten, wie damit umzugehen sei.

Die Hoffnung, dass die kommende Bundesregierung die Zeichen der Zeit erkannt habe, ist jedoch groß. „Ein Umschwenken auf eine Agenda 2030 ist noch rechtzeitig und möglich“, sagte Buchholz. Was der Mittelstand jetzt dringend benötige, seien stabile Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau.

Luft nach oben

Zwar konnten die 45 Sparkassen aus dem Verbandsgebiet des SVWL das Kreditneugeschäft 2024 um 10% ausweiten – der Kreditbestand wuchs um 1,2% auf 118 Mrd. Euro –, doch sei das kein Grund für Jubel. Insbesondere im Firmenkundengeschäft mache sich die anhaltende Investitionszurückhaltung bemerkbar. An den Mittelstand wurden im abgelaufenen Turnus mit 9,9 Mrd. Euro 3,1% mehr Kredite herausgelegt. „Da ist noch Luft nach oben“, sagte Vizepräsident Jürgen Wannhoff und verwies darauf, dass sich die Darlehenszusagen 2020 und 2021 noch auf 13 bis 14 Mrd. Euro beliefen.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage verringerte sich die Risikovorsorge im Kreditgeschäft auf 229 (i.V. 297) Mill. Euro. Nach Einschätzung von Buchholz wird die Risikovorsorge 2025 und 2026 jedoch steigen. Darauf deuteten allein schon die steigenden Insolvenzzahlen hin, die sich zeitverzögert in den Kreditbüchern niederschlügen.

Zertifikateboom war gestern

Im Kreditgeschäft mit Privaten zog vor allem die Nachfrage nach Wohnbaufinanzierungen wieder an. Das Neugeschäft erhöhte sich um 22,7% auf 7 Mrd. Euro. Davon entfiel das Gros mit 5,5 Mrd. Euro (+25,1%) auf Baukredite. Damit sei die Talsohle im Wohnungsbau durchschritten, glaubt Wannhoff. Dessen ungeachtet sei der Handlungsbedarf riesig.

Erfreulich verlief dagegen die Entwicklung bei den Einlagen, die um 2,8% auf 125,2 Mrd. Euro stiegen. Dahinter stehe das gestiegene Zinsniveau, sagte Wannhoff. Zugleich sei die auf fast 11% erhöhte Sparquote als Reaktion auf das wirtschaftliche Umfeld zu sehen. Im Wertpapierabsatz registrierten die westfälischen Sparkassen – seit Anfang des Jahres werden fusionsbedingt nur noch 43 Institute gezählt – dagegen einen Einbruch um über 80%. Das liege an der gewachsenen Attraktivität von Spareinlagen, erläuterte Wannhoff. Das Zertifikategeschäft, das im Vorjahr noch brummte, spielte 2024 dagegen keine Rolle mehr.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.