IM BLICKFELD

Wettbewerb lässt Fondsmargen in den USA schmelzen

Von Jan Schrader, Frankfurt Börsen-Zeitung, 6.4.2016 Wie leicht muss doch das Fondsgeschäft in den USA sein! Diesen Eindruck legen hiesige Branchenvertreter nahe, wenn sie die mangelnde Verbreitung von Aktien und Fonds in Deutschland beklagen und...

Wettbewerb lässt Fondsmargen in den USA schmelzen

Von Jan Schrader, FrankfurtWie leicht muss doch das Fondsgeschäft in den USA sein! Diesen Eindruck legen hiesige Branchenvertreter nahe, wenn sie die mangelnde Verbreitung von Aktien und Fonds in Deutschland beklagen und auf die lebendige Wertpapierkultur jenseits des Atlantiks verweisen. Mit umgerechnet 41 000 Euro je Kopf ist das Publikumsfondsvermögen in den Vereinigten Staaten weitaus größer als in Deutschland mit weniger als 10 000 Euro, wie der deutsche Fondsverband BVI für Ende 2014 errechnet hat. Nach der Finanzkrise hat sich das Publikumfondssegment in den USA sehr stark erholt. Darüber hinaus sorgen Pensionspläne wie die vom Arbeitgeber unterstützten, steuerfreien “401(k)”-Programme für ein reges Fondsgeschäft. Mit umgerechnet 17,9 Bill. Euro per Jahresende 2015 liegt fast die Hälfte des globalen Fondsvermögens in den USA, wie der europäische Fondsverband Efama berichtet.Doch die starke Rolle der Investmentfonds in den USA hat auch eine Kehrseite: Der Markt ist weitaus umkämpfter, die Preise für Fonds sind folglich geringer und die Margen im Publikumsgeschäft schmaler (siehe Grafik). Ausgabeaufschläge sind in den USA eine Seltenheit, vergleichsweise günstige börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind weit verbreitet. Auch profitieren die US-Sparer von geringeren Kostenquoten, wenn ihr Vermögen bestimmte Schwellenwerte erreicht hat, wie die Analysegesellschaft Morningstar berichtet. Die Kosten von Aktien- und Rentenfonds sind in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten um jeweils mehr als ein Drittel gefallen, die Gebühren von Mischfonds gaben um knapp ein Fünftel nach, schreibt der US-Branchenverband ICI. Starke Marktkräfte”Höhere Wettbewerbsintensität und stärkere Marktkräfte als in Deutschland” sieht Philipp Koch, der als Seniorpartner bei der Beratungsgesellschaft McKinsey für Assetmanagement zuständig ist. Unterschiedliche Kanäle prägen demnach den Vertrieb: Klassische Broker, die eng mit einer Fondsgesellschaft verbunden sind (Wirehouses), hatten zwar zuletzt Nettomittelabflüsse erzielt, haben aber noch immer eine wichtige Stellung. Nach der Finanzkrise dominieren vier Gesellschaften: Bank of America Merrill Lynch, UBS, Morgan Stanley und Wells Fargo. Unabhängige Broker wie Raymond James, Edward Jones und Ameriprise wiederum kooperieren mit verschiedenen Fondsgesellschaften.Ebenfalls Gewicht haben aber auch unabhängige Finanzberater wie Oxford und die nach christlichen Werten ausgerichtete Ronald Blue. Sie kassieren keine Vertriebsprovisionen, also Rückvergütungen von den Fondsgesellschaften, sondern stellen dem Anleger die Vermögensverwaltung direkt in Rechnung. Die Gebühren tauchen dann nicht mehr in den Fondskosten auf. Plattformen wie Fidelity, Charles Schwab und Ameritrade wiederum richten sich an informierte Selbstentscheider und spielen im Vertrieb eine zunehmend wichtige Rolle. Auch regionale Banken, Privatinstitute und Versicherungsvermittler prägen das Fondsgeschäft.Zwar sind auch die Vertriebswege in Deutschland vielfältig, doch ist die Konzentration hierzulande stärker: Fonds werden zum Beispiel über Online-Depots der Direktbanken, unabhängige Vermögensverwalter, Honorarberater und Finanzvermittler an die Kunden gebracht, doch der weitaus größte Anteil des Neugeschäfts läuft über die Vertriebsnetze der Banken. Die großen vier Spieler im Publikumsfondsgeschäft sind dabei bekanntlich eng an ein breites Vertriebsnetz angeschlossen: Die DekaBank verkauft ihre Produkte über die Sparkassen, Union Investment über die Volks- und Raiffeisenbanken. Die Deutsche Asset Management bringt Produkte der Fondsmarke DWS etwa über die Deutsche Bank und die zugehörige Postbank an die Kunden, während Allianz Global Investors neben dem Vertrieb über die Konzernmutter Allianz auch mit der Commerzbank kooperiert. Zwar spüren die hiesigen Assetmanager den Preisdruck sehr deutlich im Geschäft mit institutionellen Kunden, der Fondsvertrieb an private Sparer gilt aber weiterhin als lukrativ. Strenge RegulierungDie Vorgaben für den Fondsvertrieb könnten sich in den USA bald verschärfen: So erwägt das Department of Labor, dass Fondsvermittler für die Altersvorsorge künftig nicht mehr nur “passende” Produkte auswählen, sondern “im besten Interesse” der Kunden handeln sollen. Finanzberater dürften somit künftig noch öfter direkt beim Anleger Gebühren erheben, anstatt von der Fondsgesellschaft Rückvergütungen zu erhalten. Genauere Regeln will das Ministerium in Kürze vorlegen.In Deutschland ist der Streit über die Zulässigkeit der für den hiesigen Vertrieb so wichtigen Vertriebsprovisionen abgeflaut. Standen im Rahmen der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II zwischenzeitig deutlich schärfere Regeln im Raum, zeichnen sich nun moderate Veränderungen ab. Der Präsident der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld, bekräftigte erst vor wenigen Tagen, dass die provisionsbasierte Beratung nicht gegenüber anderen Modellen benachteiligt werden dürfe. Der Rückhalt für das vorherrschende Vertriebsmodell ist groß.