Wider das "Too big to fail"-Konzept

Deutsche-Bank-Co-Chef Fitschen: "Klingt gut, ist nur völlig daneben" - Plädoyer für die Universalbank

Wider das "Too big to fail"-Konzept

Die Deutsche Bank widerspricht der “Too big to fail-Theorie”. Stattdessen sollte man vielleicht eher von “Too strong to fail” sprechen, erklärt Co-Chef Jürgen Fitschen in Anspielung auf die milliardenschweren Handelsverluste bei J.P. Morgan.bn – Die Deutsche Bank stellt die Theorie des “Too big to fail” in Abrede. Das Konzept “klingt gut, ist nur völlig daneben”, erklärte Jürgen Fitschen, Co-Vorstandsvorsitzender des Instituts und Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, am Montag auf der Euro Finance Week in Frankfurt.Der “Too big to fail”-Theorie zufolge sind bestimmte Finanzinstitute so groß und so vernetzt, dass sie der Staat im Fall einer Schieflage oder Pleite stützen muss, um desaströse Folgen für die Wirtschaft zu verhindern. Der globale Stabilitätsrat hat auf Basis dieses Konzepts eine Liste von Banken erstellt, die ab 2016 wegen ihrer globalen Systemrelevanz zusätzliche Kapitalpuffer aufbauen müssen. Zu ihnen zählt auch Deutschlands größte Bank. “Es ist Zeit, dass wir aufhören, diesen Unsinn dauernd zu wiederholen”, fordert Fitschen aber ein Umdenken, was die von globalen Universalbanken ausgehenden Risiken angeht. Stattdessen sollte man vielleicht eher von “Too strong to fail” sprechen, erklärte er.Niemand habe gemerkt, dass “eines der größten Unglücke” in der jüngsten Zeit “im Grunde niemanden geschädigt hat, außer eventuell die Aktionäre”, spielte er auf den milliardenschweren Handelsverlust von J.P. Morgan in London und dessen kostspielige Folgen für das Institut an. Anscheinend habe niemand zur Kenntnis genommen, dass in diesem Fall nicht der Staat eingesprungen sei: “Was muss denn noch passieren, damit man weiß, dass Größe auch Teil der Lösung sein kann?”Fitschen fragte rhetorisch, ob es denn eine bessere Variante gewesen wäre, wenn “dieses Unglück in London” einer Investmentbank passiert wäre, die nicht groß ist und keinen Ausgleich durch andere Aktivitäten gehabt hätte: “Wenn Sie keine gute Antwort haben auf diese Frage, stehen Sie auf keinem festen Fundament”, argumentierte er. Pro InvestmentbankerSeiner Einschätzung nach sind globale Universalbanken auch im Interesse der Wirtschaft unerlässlich. Die Banken könnten auf Dauer keine guten Partner der Wirtschaft sein, wenn sie immer weiter schrumpfen müssten, führte er aus.Neben den Plänen für eine Finanztransaktionssteuer kritisierte Fitschen das deutsche Trennbankengesetz: “Wenn Sie die Dinge trennen wollen, dürfen Sie nicht gleichzeitig die Illusion in den Raum stellen, dass die Banken immer noch genauso agieren können wie vorher.” Er sei kein gelernter Investmentbanker, aber er gehöre inzwischen zu denjenigen, die sie am meisten verteidigten. “Warum? Weil wir das Wachstum in Europa auf Dauer nicht hinbekommen, wenn wir immer nur auf den Bankkredit, auf die Bilanzen schauen. Das muss doch mal in die Köpfe aller Beteiligten reingehen.” In den USA vollzieht sich die Unternehmensfinanzierung in einem weitaus größeren Ausmaß als in Europa über den Kapitalmarkt. Es zählt nicht nur SicherheitAuf der einen Seite werde erwartet, dass die Banken schrumpften und ihre Eigenkapitalausstattung verbesserten, andererseits sage man, sie müssten ihrer Aufgabe gerecht werden und im Wachstum Kredite bereitstellen, kritisierte Fitschen.Er vermisse in der Debatte den Hinweis, dass es nicht nur um Sicherheit gehe, verwies er überdies auf Nachteile im globalen Wettbewerb: “Wir können das sicherste System der Welt haben, es funktioniert zum Schluss nicht, weil es nicht wettbewerbsfähig ist. Wenn Sie ein Auto bauen, das nicht schneller als 20 fährt, dann haben Sie ein sicheres Auto, nur versuchen Sie mal, es zu verkaufen.”