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Wie die USA nach dem Ripple-Urteil zum Vorreiter bei der Krypto-Regulierung wird

Die Krypto-Regulierung durch die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC wird das Land zu einem Vorreiter bei digitalen Assets machen. Davon ist Jean-Marie Mognetti überzeugt, der Geschäftsführer und Mitgründer des digitalen Vermögensverwalters Coinshares.

Wie die USA nach dem Ripple-Urteil zum Vorreiter bei der Krypto-Regulierung wird

Gastbeitrag

Wie Krypto-Regulierung in den USA zur Chance wird

Von Jean-Marie Mognetti

Die aktuellen Schlagzeilen, Tweets und zahlreichen anderen Social-Media-Posts rund um das Ripple-Urteil in den USA überdecken dieser Tage leider oftmals die eigentliche Botschaft, die Investoren aus den Bemühungen der US-Aufsicht SEC zur Regulierung der Kryptobranche ziehen sollten: Regulierung ist gut, eine Chance, ein Zeichen dafür, dass sich alte und neue Finanzwelt langsam, aber sicher annähern. Denn letztendlich heißt ein Mehr an Regulierung nichts anderes als bessere, weil verlässliche Rahmenbedingungen für Investoren.

Regulierung ohne Gräben

Wir werden also ganz sicher keine Abkehr der Investoren aus den USA zugunsten vermeintlich „Krypto-freundlicherer“ Länder erleben. Vielmehr dürften sich die USA zu einem Vorreiter bei digitalen Assets entwickeln, gerade weil sich die SEC an die Kryptoregulierung wagt und dabei durchaus geschickt vorgeht. Geschickt heißt in dem Fall, dass traditionelle und digitale Vermögenswerte nach denselben Maßstäben bewertet werden. Anstatt also digitale Assets als eigene Anlageklasse zu regulieren – der Weg, für den sich die EU entschieden hat und damit allerhand Fragen zu den dafür nötigen zusätzlichen Ressourcen aufwirft –, setzt man in den USA auf eine Integration der alten und neuen Finanzwelt.

Das ist vor allem eine große Chance für Investoren, allen voran für institutionelle, weil es für sie ein hohes Maß an Rechtssicherheit bedeutet und den Zugang zur neuen Finanzwelt immens vereinfacht. Und dieser Vorteil setzt sich weit über die Regulierung hinaus fort. Statt Abgrenzung werden auch zwischen den Innovatoren des Silicon Valley und den traditionellen Finanzinstituten Synergien gesucht, Ideen ausgetauscht und die Zusammenarbeit gefördert. Prominent ist sicherlich die Zusammenarbeit zwischen Blackrock und Coinbase, die Investoren über Coinbase einen bevorzugten Zugang zu Kryptowährungen auf der Aladdin-Plattform von Blackrock bietet. Und genau für diese Art der Kooperation braucht es klare Richtlinien, die langfristig für ein wachstumsförderndes Umfeld sorgen, das Raum für Marktinnovationen bietet.

Polarisierung fehl am Platz

Es geht also längst nicht darum, entweder blindlings für digitale Vermögenswerte einzutreten oder sie zu verteufeln. Fakt ist, dass sich digitale Assets etabliert haben und bleiben werden. Deshalb muss jetzt ein Umfeld geschaffen werden, das ein verantwortungsvolles Wachstum fördert, gleichzeitig die Verbraucher schützt und die Marktintegrität bewahrt. Wenn digitale Vermögenswerte für die Finanzwelt wichtiger werden, muss der Rechtsrahmen genau das widerspiegeln.

Unterstützt werden die USA auf dem Weg zum Vorreiter bei digitalen Vermögenswerten natürlich von der Finanzmacht der großen US-Riesen wie Blackrock oder Fidelity, deren Bitcoin-Spot-ETF-Anträge die SEC mittlerweile im Federal Register veröffentlicht hat. Mit ihrem Kapital und einem starken Kundenstamm im Rücken sind sie auch ein bedeutender Treiber der weiteren Adaption – zugunsten der USA als Digital-Asset-Standort.

Dass Krypto längst kein rein spekulatives Invest mehr ist, unterstreichen die aktuellen Ergebnisse unserer vierteljährlichen Fondsmanagerumfrage. Während der Anteil spekulativer Investoren deutlich abnimmt, werden Diversifikation, Substanz, aber auch die Wachstumsaussichten der zugrundeliegenden Technologie wichtige Argumente für ein Engagement in Krypto. Und vor allem da, wo Fondsmanager flexibel agieren können – etwa im Rahmen privater Mandate oder von Family Offices –, ist der Anteil digitaler Assets am größten.

Sobald Blackrock und Co. also leicht zugängliche Wege für die breite Öffentlichkeit geschaffen haben, in Kryptowährungen zu investieren, dürften sie ein bedeutender Treiber für die weitere Entwicklung des Kryptomarktes sein. Noch ist es auch für Europa nicht zu spät, an dieser finanziellen Revolution teilzuhaben.

Hybrid in Richtung Zukunft

Ein Weg über ein hybrides System, in dem alte und neue Finanzwelt miteinander agieren, ist unerlässlich. Denn es sind nicht nur die USA, die eine Vorreiterrolle einnehmen. Auch Hongkong ist ein Pionier, wenn es darum geht, Verbindungen zwischen neuen und etablierten Finanzakteuren zu schaffen. Einen Beweis liefert die jüngste Zulassung von Bitcoin- und Ethereum-ETFs, die einfach über die App einer lokalen Bank, nämlich HSBC, einem breiten Publikum als Vermögenswerte zugänglich gemacht wurden – ein Beispiel, das unterstreicht, welche bemerkenswerten Fortschritte im Finanzsektor erzielt werden können, wenn ein Staat auf Symbiose statt auf Abschottung setzt.

Jean-Marie Mognetti

Geschäftsführer und Mitgründer
des digitalen Vermögensver­walters Coinshares