FRANKFURT FINANCE SUMMIT 2017

Wie sich die Vergabe von Langfristkrediten verändert

Kapitalmarktunion will zusätzliche Finanzierungsquellen erschließen - Crowdfunding und Kreditfonds als Alternativen? - Pfandbrief zur Refinanzierung bewährt

Wie sich die Vergabe von Langfristkrediten verändert

BZ Frankfurt – Die Regulierung macht es möglich: Alternative Finanzmarktakteure könnten künftig das Wettbewerbsumfeld für Banken bei der Vergabe von Langfristkrediten deutlich verändern. Doch werden sich neue Möglichkeiten der Kreditvergabe durchsetzen, oder gelingt es den Banken, ihre Geschäftsmodelle anzupassen? Diese und weitere Fragen diskutieren Experten heute beim 7. Frankfurt Finance Summit im Kap Europa in Frankfurt.Alternative Intermediäre des Finanzmarktes stärken und – wie im Aktionsplan zur Kapitalmarktunion vorgeschlagen – alternative Finanzierungsquellen zu erschließen: Dies ist unverändert das Ziel der Europäischen Kommission. Sie sieht in einer stärkeren Diversifizierung des Finanzierungssystems und einer Reduktion der Abhängigkeit von der Bankfinanzierung Chancen, die Stabilität des Gesamtsystems zu erhöhen. Banken werden langfristige Kredite künftig nicht mehr im gewohnten Umgang zur Verfügung stellen können. Denn im Zuge immer neuer Regulierungsvorschriften haben sich die Rahmenbedingungen dafür maßgeblich verändert. So gilt zum Beispiel seit Januar 2014 das Richtlinienpaket CRD IV (Capital Requirements Directive), das neben höheren Eigenkapitalunterlegungen unter anderem auch eine bessere Liquiditätssteuerung der Banken verlangt. Mittlerrolle der BankenDabei haben Banken bei der Kreditvergabe aus volkswirtschaftlicher Perspektive seit jeher eine bedeutende Funktion. Als Mittler zwischen Sparern und Kreditnehmern reichen sie Kapital weiter und wandeln kurzfristige Geldanlagen in längerfristige Kredite um. Bislang waren sie in diesem Segment die wichtigsten Anbieter, weil sie mit dem Zusammenspiel aus breiter Refinanzierung, Risikokontrolle und Fristentransformation über gute Voraussetzungen für langfristige Finanzierungen verfügen, wie der Forschungsbericht “Die Bedeutung der Langfristfinanzierung durch Banken” des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (2015) aufzeigt.Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, ist unverändert von der Vorreiterrolle der Banken bei der Langfristfinanzierung überzeugt: “Banken können auf verschiedene Möglichkeiten der Refinanzierung zurückgreifen, zum Beispiel über Einlagen oder aber den Zugang zum Kapitalmarkt über Schuldverschreibungen. In Krisenzeiten hat insbesondere der Pfandbrief als Refinanzierungsinstrument seine Solidität unter Beweis gestellt und sicherte seinen Emittenten jederzeit eine stabile Refinanzierung.” Die Erfahrung in der Bonitätsprüfung und ein ausgewogenes Risikomanagement sind weitere wesentliche Bausteine und machen Banken zu prädestinierten Anbietern für langfristige Darlehen. Regulierung auch ChanceNicht zuletzt aufgrund regulierungsbedingter Vorteile sollte künftig dennoch die Kreditvergabe durch alternative Finanzierer zunehmen. Diskutiert wird dabei beispielsweise immer wieder das sogenannte Crowdfunding, bei dem potenzielle Kreditnehmer und Kreditgeber ohne Mittler auf Internetplattformen direkt interagieren. Auch Versicherungen und Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge will die EU-Kommission stärker für die Langfristfinanzierung gewinnen. Eine weitere Alternative zur Langfristfinanzierung durch Banken wird in Kreditfonds gesehen, die in Unternehmen oder Immobilien nicht als Eigenkapitalgeber investieren, sondern als Fremdkapitalgeber.Doch wird es diesen alternativen Systemen der Langfristfinanzierung gelingen, sich zu etablieren? Oder ergeben sich im Zuge der Regulierung nicht auch Chancen für Banken, ihre tradierten Geschäftsmodelle zu wandeln? Diese und weitere Fragen diskutiert Tolckmitt im Rahmen des Frankfurt Finance Summit 2017 mit Roland Boekhout, Vorstandsvorsitzender der ING-DiBa, Wolfgang Kirsch, Vorstandsvorsitzender der DZ Bank, sowie Michael Rüdiger, Vorstandsvorsitzender der DekaBank.