IM INTERVIEW: NASIR ZUBAIRI, LUXEMBOURG HOUSE OF FINANCIAL TECHNOLOGY

"Wir leben hier das Cooptition"

CEO des Fintech-Zentrums über Vorzüge des Luxemburger Finanzplatzes für Fintechs - Kurze Wege zu Entscheidungsträgern - EU-Expansion als Treiber

"Wir leben hier das Cooptition"

Die Fintech-Szene zeichnet sich durch ein sehr starkes internationales Wachstum aus. Auch in Luxemburg gedeiht der Bereich. Nasir Zubairi, CEO des Luxembourg House of Financial Technology, erläutert im Interview der Börsen-Zeitung die Vorzüge des Luxemburger Platzes, wer sich in Luxemburg ansiedelt und wie er die Zukunft der Szene einschätzt. – Herr Zubairi, was ist die Mission des Luxembourg House of Financial Technology (LHoFT)?Bei dem LHoFT handelt es sich um eine Public Private Partnership, die mit dem Ziel gegründet wurde, ein Fintech-Ökosystem in Luxemburg zu schaffen und dieses mit internationalen Anbindungen an andere Fintechs zu versehen. Ein wesentliches Ziel des LHoFT besteht natürlich auch darin, die künftige Wettbewerbsfähigkeit des luxemburgischen Finanzplatzes in Sachen Finanztechnologie nachhaltig zu sichern. Für mich persönlich hängt die Zukunft eines Finanzplatzes ganz stark von technologischen Innovationen und damit von dem Fintech-Sektor und seiner weiteren Entwicklung ab. Die gesamte internationale Landschaft der Finanzdienstleister befindet sich derzeit in einem enormen Umbruch. Es kommt natürlich auch darauf an, wie Finanzinstitutionen mit diesem Umbruch klarkommen und ihre technologischen Herausforderungen meistern und sich an diese neue Welt anpassen können. Es geht uns also darum, in Kooperationen mit den Institutionen am Platz dafür Sorge zu tragen, dass Luxemburg in dieser Hinsicht ein weltweit führender Finanzplatz bleibt. – Sie haben vor einem guten Jahr Ihre Tätigkeit als CEO des LHoFT aufgenommen. Welches Resümee ziehen Sie nach dieser Zeit?Das LHoFT und damit die Konzentration auf den Fintech-Bereich stellen sehr große Chancen für Luxemburg dar. Der Finanzplatz Luxemburg selbst hat einzigartige Charakteristika aufzuweisen, um die Innovationskapazitäten dieses Platzes und der Branche spürbar und vor allem schnell voranzutreiben. Momentan müssen wir in einigen Bereichen noch den Anschluss zu anderen Fintech-Zentren finden und leisten die erforderliche Arbeit hierfür. Aber Luxemburg – so stellen wir nach dieser kurzen Zeit fest – schließt recht zügig zu den anderen Fintech-Zentren der Welt auf.- Worauf ist das zurückzuführen?Das ist auf die Community hier zurückzuführen, die sehr straff organisiert ist und auch arbeitet und damit sehr erfolgreich ist. In dieser Finanz-Community kann man vor allem sehr unkompliziert und schnell Kontakt zu Entscheidungsträgern aufnehmen. Vor allem bekommt man Entscheidungsträger aus unterschiedlichen Bereichen sehr einfach zusammen an einen Tisch, und dann wird auch an einem Strang gezogen. Wir leben hier das Cooptition – also die Kooperation und den Wettbewerb zur gleichen Zeit. Hinzu kommt die enge Zusammenarbeit am Platz mit den jeweiligen Verbänden und Organisationen. Das spiegelt auch genau die Vorgehens- und Arbeitsweise in der Fintech-Welt wider, die entsprechend funktioniert. Es ist wirklich ein einzigartiges Umfeld, das man hier vorfindet, und das internationale Zusammenarbeit geradezu fördert. Ich habe ein derartiges Arbeitsumfeld und ein solches Klima noch in keinem anderen Land, in dem ich bislang gearbeitet habe, vorgefunden. Das ist es auch, was dieses Land weiterbringen wird. – Welche Vorzüge hat Luxemburg im Vergleich zu anderen Fintech-Standorten in der Welt zu bieten oder anders ausgedrückt: Was sind die Gründe für den Boom der Fintech-Start-ups, die hier nach Luxemburg kommen?Es ist zunächst einmal ein Hub wie jeder andere auch, und man muss sehen, wie man den Firmen hier weiterhelfen kann. Davor muss man sich aber die Frage stellen, warum man generell nach Luxemburg kommen will. Viele Firmen, die wir heute hier haben, und Firmen, die in unser neues Zentrum kommen wollen, das wir demnächst beziehen, sehen da vor allem einen Aspekt bei Luxemburg: Sie betrachten Luxemburg als ihren Zugang zum Markt der EU. Und damit kommen sehr traditionelle Vorteile hier am Platz zum Tragen. Luxemburg ist schlichtweg das Herz von Europa. Die Mehrsprachigkeit am Platz ist ein phänomenaler Vorzug dieses Platzes. Die Erreichbarkeit anderer Plätze in Europa von hier aus ist ebenso vorzüglich.- Und sonst?Die Größe und die Power des Bereichs Financial Services und die kurzen Wege zu ihren CEOs und anderen Entscheidungsträgern ist etwas, was viele überzeugt, da man das an anderen Plätzen in dieser Form so nicht vorfindet. Hinzu kommt auch die Schnelligkeit von Vertragsabschlüssen aufgrund der kurzen Wege und der geringen Bürokratie am Platz. Verträge werden hier viel schneller unterzeichnet als an anderen Finanzplätzen. Das geht sehr viel reibungsloser. – Welche Segmente der Fintech-Branche kommen in erster Linie nach Luxemburg?Es sind im Wesentlichen fünf Kernbereiche hier am Platz vertreten, die einen engen Bezug zum Bereich Financial Services aufweisen. Es handelt sich um Wealthmanagement und Assetmanagement sowie den Versicherungsbereich. Dann gibt es Firmen, die die genannten Bereiche unterstützen. Hier kann sehr viel Value geschaffen werden, und wir konstatieren eine hohe Nachfrage in diesen Bereichen. Dabei handelt es sich um Machine Learning, Big Data und Künstliche-Intelligenz-Technologien. Der dritte Bereich, in dem wir in Luxemburg momentan auch sehr viel Kompetenz aufbauen, ist Blockchain. Damit im Zusammenhang stehen angrenzende Bereiche wie etwa die virtuellen Währungen. Der vierte Bereich, mit dem Luxemburg aber nicht so oft in Verbindung gebracht wird, ist das sogenannte Financial Inclusion, denn Luxemburg ist das größte Mikrofinanzzentrum in Europa. Wir beim LHoFT hatten im vorigen Jahr eine sehr erfolgreiche Veranstaltung zu diesem Thema, an der Firmen aus der ganzen Welt teilgenommen haben. – Und der fünfte Bereich?Der fünfte Bereich, in dem sich Firmen ansiedeln und der auch sehr hoch von der Regierung und den hier angesiedelten Institutionen gewichtet wird, ist das Gebiet Green Finance und nachhaltige Kapitalanlagen. Zu denken ist in diesem Zusammenhang etwa an die Initiative der Luxemburg Green Exchange im Bereich der grünen Anleihen. Ein weiterer Bereich ist der der Zahlungsverkehrsdienstleister, der auch für Luxemburg sehr wichtig ist. Allerdings haben wir für diesen Bereich nicht so viel Marketingaufwand betrieben, denn den Akteuren der Szene ist es bekannt, welchen Stellenwert Luxemburg hier hat. Sie kommen ohnehin an diesen Standort. Wir konzentrieren uns also eher auf die anderen Bereiche, in denen wir im B2B-Geschäft Lösungen für die entsprechenden Player erarbeiten und offerieren können. – Aus welchen Ländern kommen die Fintechs?Die Bandbreite ist wirklich ausgesprochen groß. Zunächst einmal haben wir Firmen aus ganz Europa hier. Viele Firmen kommen zum Beispiel aus Frankreich. Aber wir haben auch ein globales Abbild. Zwei Firmen kommen zum Beispiel aus China, eine aus Japan. Die USA sind bei uns momentan aber nicht vertreten. Aber da werden welche kommen, so viel können wir sagen. Aus Finnland haben wir auch ein Fintech. Kenia ist ebenfalls hier vertreten, genauso wie Südafrika.- Hilft Ihnen die EU-Expansion?Wir gehen davon aus, dass die EU-Expansion uns weitere Firmen bescheren wird, und zwar aus den USA und Asien. Das Stichwort lautet hier doch ganz klar EU-Expansion. Das finden die Firmen attraktiv. Diese Firmen wären vorher alle nach London gegangen, aber unter unternehmensstrategischen Gesichtspunkten kann man London heute wegen des Brexit nicht mehr als Standort wählen. Es wäre eine sehr unkluge Entscheidung aufgrund der immensen Unsicherheit rund um dieses Thema, London noch als Standort zu wählen. Ein entscheidender Faktor für viele Firmen und für Luxemburg ein klarer Vorzug ist die englische Sprache. Man kann in Luxemburg nicht nur sein Geschäft und seinen Arbeitsalltag in englischer Sprache gestalten, sondern man kann hier auch problemlos seine Verträge in Englisch aufsetzen. Das ist ein sehr entscheidender Punkt für Firmen aus den USA, aber auch aus asiatischen Ländern. Und das ist ein sehr großer Pluspunkt für Luxemburg. – Wie viele Fintech-Firmen haben sich hier in Luxemburg mittlerweile angesiedelt?Es ist sehr schwierig für mich, darauf eine genaue Antwort zu geben. Denn wir arbeiten mit sehr vielen Firmen zusammen, aber wir sehen auch nicht immer alles. Hier im LHoFT ist zum Beispiel nur ein Eigengewächs, wenn man so will, das heißt eine Firma, aus Luxemburg. Die anderen 14, die in diesem Gebäude des LHoFT untergebracht sind, kommen allesamt aus dem Ausland. Und viele Firmen, mit denen wir auf einer täglichen Basis zusammenarbeiten, kommen aus dem Ausland. Das LHoFT hat 50 Mitglieder, die uns unterstützen. Und von denen kommt ebenfalls die überwiegende Mehrheit aus dem Ausland – etwa 80 %. – Können Sie sagen, wie viele Angestellte diesen Fintechs zuzurechnen sind?Da besteht zunächst einmal die Schwierigkeit, abzugrenzen, was letzten Endes ein Fintech ist. Denn es gibt heute ja auch schon große etablierte Firmen, die sich selbst als Fintech einstufen würden oder es auch tun. Wie sieht es da mit großen Nachrichtenagenturen aus, die es seit Jahren gibt und die weltweit operativ tätig sind? Sind das Fintechs? Wir können da nur wieder auf unsere Mitgliederfirmen schauen. Dann sprechen wir wohl von 200 bis 250 Personen, die beschäftigt werden. Bei den Neueinstellungen im Fintech-Bereich in Luxemburg in den vergangenen drei Monaten kommen wir auf rund 50 Personen. Dies bezieht sich auf das LHoFT. Aber die Branche wächst sehr stark. Bei einer Firma hier im Haus ging die Beschäftigtenzahl von einer Person auf 15 Personen, und das in nur einem Monat. – Sie haben es angesprochen: Die Fintech-Branche wächst sehr stark. Deshalb ziehen Sie um. Wo geht es hin?Das LHoFT-Gebäude hier in Luxemburg auf dem Kirchberg ist mit den 15 Fintechs, die hier untergebracht sind, an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Das neue Gebäude ist der Dôme fußläufig in der Nähe des Hauptbahnhofs, die Einrichtung wird künftig aber wohl House of Start-ups heißen. Das Gebäude ist in etwa sechsmal so groß wie unser jetziges Gebäude. Das Ganze ist auch eingebettet in eine größere Initiative der Handelskammer und der Stadt Luxemburg. Es gibt eine Start-up-/Innovationskampagne hier in Luxemburg, und das House of Start-ups ist ein wichtiger Teil davon. Es gibt noch zwei, drei weitere Institutionen, die mit dazukommen sollen, um den Bereich noch weiter nach vorn zu bringen. Ich persönlich spreche weniger vom House of Start-ups, sondern für mich ist es eher das House of Innovation. – Hat der Brexit Einfluss auf Ihre Aktivitäten hier beziehungsweise auf das LHoFT?Ja, hat er. Ich bin Brite und empfinde den Brexit zweifelsohne als eine sehr traurige Angelegenheit. Große Firmen aus Großbritannien haben Notfallpläne entwickelt, wie sie den Markt der EU trotz Brexit nun weiter bedienen können. Dabei spielt auch Luxemburg eine Rolle. Die Firmen haben hier neue Aktivitäten hochgezogen oder die vorhandenen Aktivitäten verstärkt. Das Gleiche gilt aber auch für Start-ups, insbesondere solche, die einer Regulierung unterworfen sind. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass Großbritannien nach März 2019 keine Rechte aus dem EU-Pass zuerkannt werden. Aber diese Firmen wollen natürlich weiterhin einen Zugang zu diesem EU-Markt mit seinen mehreren Hundert Millionen Konsumenten und den Firmen sowie sonstigen Institutionen haben. Diese Firmen brauchen also operationale Einheiten für den EU-Markt. Von daher sehen wir sehr klar einen Einfluss auf Fintechs durch den Brexit.- Eine Chance für Luxemburg?Den größeren Einfluss für Großbritannien sehe ich eher mittel- bis langfristig. Denn Firmen aus den USA, dem Nahen Osten oder aus Asien wollen den EU-Markt bedienen und eben nicht nur den vergleichsweise kleineren Markt von Großbritannien. Und hier sehe ich für Luxemburg auf mittlere und lange Sicht gute Chancen als Hub für den EU-Markt. Viele Adressen werden ihre operationalen Tätigkeiten für den EU-Markt nach Luxemburg legen aufgrund der angesprochenen Vorteile. – Wie schätzen Sie denn die Perspektiven ein für Luxemburg als Hub im Wettbewerb mit anderen Plätzen wie London, Frankfurt, Berlin, Tel Aviv oder Standorten in den USA oder auch Asien?Ich denke nicht in dieser Wettbewerbsschiene. Das kommt für mich so ein wenig aus London, das ein wenig in diesem Konkurrenzdenken verhaftet ist. Der Londoner Platz versucht immer wieder, in unterschiedlichen Bereichen die Nummer 1 zu sein. Und er will auch das Fintech-Center Nummer 1 in der Welt sein. Das interessiert mich nicht. Für mich ist diese Szene eine Community in einer globalen Welt mit globalen Institutionen. Alle sind ein Teil einer größeren Gemeinschaft, die international zusammenarbeiten.- Wie ist Ihr Ansatz?Ich versuche, die vielen Institutionen, Firmen und Hubs zusammenzubringen, um Lösungen für die Institutionen hier zu schaffen. Ich versuche nicht, mit anderen im Wettbewerb zu stehen, insbesondere nicht in Europa. Es regt mich immer auf, wenn Vertreter eines anderen europäischen Hubs nach Luxemburg kommen, um hier Fintechs abzuwerben, das heißt sie dazu zu bewegen, Aktivitäten an andere Standorte zu verlagern. Ich würde umgekehrt so etwas niemals tun. Ich versuche Kooperationen aufzubauen, und wir haben zum Beispiel gute Verbindungen geschaffen innerhalb der Benelux-Staaten mit den belgischen und niederländischen Fintech-Zentren.- Und außerhalb der Benelux-Staaten?Wir sind dabei, weitere Vereinbarungen zu unterzeichnen, so zum Beispiel mit den Spaniern oder den Schweizern. Es geht darum, gemeinsam den Sektor für alle voranzutreiben und nicht darum, besser als ein anderer zu sein. Luxemburg ist für sich genommen schon ein starker Finanzplatz. Wir haben nicht die Ambition, das Fintech-Zentrum Nummer 1 zu sein. Wir kümmern uns um unsere Kunden und achten darauf, dass unsere Anteilseigner glücklich sind. Dieses Wettbewerbsdenken kommt aus Großbritannien, und weil dort so gedacht wird, ist Großbritannien sehr viel weniger partner- und gemeinschaftlich ausgelegt als andere Länder.- Sie blenden den Wettbewerbsaspekt also völlig aus?Ich sehe nicht, warum wir in dieser Kategorie denken sollten. Meine Philosophie und meine Überzeugung sehen folgendermaßen aus: Diese innovative Zukunft und die Firmen, die an solchen Zukunftsprojekten arbeiten, lassen sich nur gemeinsam gestalten und voranbringen. Die Grundlage dafür ist Kooperation sowie partnerschaftliches Denken und Handeln. Das ist die Voraussetzung für Effizienz und Optimalität. Wir haben hier beim LHoFT begrenzte Ressourcen, und wir arbeiten sehr hart. Und ohne gemeinschaftliches Arbeiten hätten wir beim LHoFT nicht das erreicht, was wir heute erreicht haben. Und wir arbeiten dabei auch mit anderen, außerhalb von Luxemburg zusammen. Wir versuchen deshalb, nicht mit anderen im Wettbewerb zu stehen, sondern wir versuchen, uns gegenseitig zu helfen. – Nehmen Sie Firmen hier in diesem Hub unter einem bestimmten Fokus auf?Wir sind sehr breit aufgestellt und haben diverse Bereiche im Blick. Wir schauen aber auf bestimmte Kriterien. Dazu gehören bestimmte Basics des Geschäftsmodells, und dazu gehört auch, in welchem Marktsegment das Unternehmen tätig ist. Des Weiteren sind das Aspekte, inwieweit die Firma auch eine gewisse Zugkraft entwickeln kann und welche Glaubwürdigkeit sie insbesondere bei Kunden hat. Es geht im Wesentlichen darum, welchen Beitrag sie zu der gesamten Community liefern kann. Das sehen wir uns im Detail an und treffen dann eine Entscheidung. – Wo sehen Sie spezielle Herausforderungen für die Weiterentwicklung des Hubs?Jeder Hub hat Vorzüge und Schwächen. Luxemburg hat eine gute Tradition darin, wie man mit Innovationen umgegangen ist und umgeht. Man denkt voraus. Das zeigt sich beispielsweise bei Themen wie E-Commerce, Satelliten oder Weltraum. Wir versuchen, hier am Platz noch Tech-Talente zu bekommen. Man kann so etwas auch an anderen Plätzen entwickeln und hier in Luxemburg dann nur das Headquarter der Firma ansiedeln. Aber es gibt auch Vorteile, wenn man die Technologiebranche gleich mit hier vor Ort hat. Es geht dabei auch darum, diese Aspekte mit in das Schul- und Universitätssystem zu integrieren, denn auf diese Art und Weise schafft man sich eigene Technologietalente. So wird Luxemburg insgesamt dann zu einem Business-Hub, und genau darauf zielt man hier ja ab.- Wie sieht es beim Thema Funding aus?Das sprechen andere häufig an. Ich sehe darin kein größeres Problem: Wenn man ein gutes Geschäftsmodell mit vernünftigen Perspektiven hat, dann kommen auch die Investoren, und zwar unabhängig vom Sitz der Firma. Wir haben schon gezeigt, dass wir gute Fintechs hierhaben. Und die Investoren sind auch hierhergekommen. Ansonsten sehe ich nicht viel mehr Aspekte, außer vielleicht ein paar mehr Direktflugverbindungen vom Luxemburger Flughafen aus.- Welchen Regulierungen unterliegen Fintechs in Luxemburg, insbesondere in Sachen Geldwäsche, Verbraucherschutz und Datensicherheit?Das sind die gleichen Regulierungen, die auch für etablierte große Finanzdienstleister aller Art gelten. Es gibt da keinerlei Ausnahmen. Sie haben allesamt die gleichen Vorschriften, die auch beispielsweise ein großer Fonds- oder Assetmanager einhalten muss. – Gibt es spezielle Steueranreize für Fintechs?Nein. Die Fintechs zahlen hier die ganz normale Körperschaftssteuer, die für alle Firmen gilt. Es gibt spezielle steuerliche Regelungen für intellektuelles Eigentum in Luxemburg, das gilt aber nicht für Fintechs im Speziellen, sondern das gilt für jedes Unternehmen meines Wissens. Der Standort ist attraktiv genug, damit Fintechs hierher kommen; da brauchen wir keine zusätzlichen Steueranreize. – Lassen Sie uns in die Zukunft schauen: Wo steht das LHoFT in einem Jahr und in fünf Jahren?In einem Jahr werden wir schon in unserem neuen Gebäude arbeiten, und ich hoffe, dass wir dann eine große Community, bestehend aus Start-ups, Regulatoren, Verbänden, dem Staat, der Universität und diversen anderen Playern dieses Bereichs, sein werden. Dort wird dann eine sehr kreative, innovative und fortschrittliche Community etabliert sein – das ist meine Vision. Und vor allem hoffe ich, dass wir noch mehr Verbindungen zu anderen Zentren und Hubs hergestellt haben werden. In fünf Jahren haben wir hoffentlich eine derartige Community mit dem Faktor 10 verstärkt. Dann wird das LHoFT womöglich die Zukunft des Finanzplatzes Luxemburg noch um ein erhebliches Maß gesichert beziehungsweise verbessert haben. Dann haben wir wohl auch neue Kompetenzbereiche etabliert. Zum Beispiel könnte Blockchain ein für Luxemburg entscheidender Bereich sein, vielleicht sogar zum Alleinstellungsmerkmal geworden sein.—-Das Interview führte Kai Johannsen.