Im Gespräch:Timo Reinschmidt, Swiat

„Wir sind die Plattform für alle regulierten Assetklassen“

Die Pipeline bei Swiat als Betreiber einer offenen Blockchain-Infrastruktur wächst, sagt Co-Geschäftsführer Timo Reinschmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Dabei sind die EZB-Trials zum Settlement in digitalem Zentralbankgeld der größte Katalysator. Es zeigt sich gerade, dass die DLT-Infrastruktur in diesem Kontext sehr gut funktioniert.“

„Wir sind die Plattform für alle regulierten Assetklassen“

IM GESPRÄCH: TIMO REINSCHMIDT

„Die Plattform für alle regulierten Assetklassen“

Der Swiat-Geschäftsführer skizziert, wie der Zugang von Banken zur Blockchain als Finanzmarktinfrastruktur weiter vereinfacht werden kann

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Die Entwicklung bei Swiat, einem Joint Venture von Deka, LBBW und SC Ventures, als Blockchain-Finanzmarktinfrastruktur geht rasant voran. Rund ein Jahr nachdem das Netz live gegangen ist, habe man schon mehr als 25 Institutionen als Marktteilnehmer auf der Plattform, so der Co-CEO und CCO (Chief Commercial Officer) Timo Reinschmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Dazu zählen eigentlich alle, mit denen wir schon Transaktionen abgewickelt haben, also zum Beispiel neben den Gesellschaftern Deka, LBBW und Standard Chartered die BayernLB und die Berlin Hyp. Außerdem wird in Kürze die DZ Bank dazustoßen.“

Auf der Ebene der Validatoren habe man derzeit neun Partner, wozu vor allem IT-Dienstleister wie GFT, Adesso, NTT Data, Sopra Steria und Think-Tank gehören. Diese Validatoren stellen Blockchain-Knoten bereit und gewährleisten, dass Transaktionen auf der Swiat-Blockchain regelkonform und korrekt ausgeführt werden.

Die Pipeline sieht so aus, dass wir in diesem Jahr auf ein Transaktionsvolumen von bis zu 1 Mrd. Euro kommen sollten. Dabei sind die EZB-Trials zum Settlement in digitalem Zentralbankgeld der größte Katalysator.

Timo Reinschmidt

Das Volumen der 14 Emissionen in diesem Jahr summiert sich auf über 250 Mill. Euro, wobei der Blockchain-Pfandbrief der Berlin Hyp und der digitale Namenspfandbrief von Natixis mit jeweils 100 Mill. Euro das Gros ausmachen. „Die Pipeline sieht so aus, dass wir in diesem Jahr auf ein Transaktionsvolumen von bis zu 1 Mrd. Euro kommen sollten. Dabei sind die EZB-Trials zum Settlement in digitalem Zentralbankgeld der größte Katalysator. Es zeigt sich gerade, dass die DLT-Infrastruktur in diesem Kontext sehr gut funktioniert.“

Die EZB-Tests laufen noch bis Ende November, und ich hoffe sehr, dass die Notenbank das dann fortsetzt. Denn es lassen sich Effizienzen heben, die dem gesamten europäischen Kapitalmarkt nutzen.

Timo Reinschmidt

Dabei geht Swiat in den EZB-Tests bislang nur über die Trigger-Lösung der Bundesbank. Sie sei für die Transaktionsabwicklung sowie die Darstellung der Payment-Seite gut geeignet, sagt Reinschmidt. Sprich, über die Trigger-Lösung lassen sich Wertpapiergeschäfte skaliert abwickeln. Die komplett on-chain stattfindende Lösung der Banque de France wie auch die Alternativlösung der Banca d’Italia werde man nutzen, wenn eine der kommenden Transaktionen das nahelege. „Die EZB-Tests laufen noch bis Ende November, und ich hoffe sehr, dass die Notenbank das dann fortsetzt. Denn es lassen sich Effizienzen heben, die dem gesamten europäischen Kapitalmarkt nutzen. Um nur ein Beispiel zu nennen: Weniger Gegenparteirisiken bedeuten weniger Kapitalhinterlegung – und genau das kann man beim Settlement über Blockchain-Infrastruktur darstellen.“

Kommt bei Pfandbriefen auch der Deckungsstock auf die Blockchain?

Die große Arbeit, um das branchenweit hinzukriegen, liegt dann darin, dass alle Banken ihre Prozesse dahingehend digitalisieren. Bei den Pfandbriefen sei es so, dass man jetzt schon mit dem hinterlegten Zertifikat arbeiten könne, aber so richtig rund werde es erst, wenn der Deckungsstock auf die Blockchain komme. „Damit könnte der Wertpapierprozess von Anfang bis Ende über die offene und dezentrale Infrastruktur laufen, was dann eine vollautomatisierte Wertschöpfungskette ermöglicht. Bei den Pfandbriefen kann ich mir vorstellen, dass das in zwei bis drei Jahren schon so weit ist.“

Bei den als Referenz dienenden Transaktionen der EZB-Tests sei es so, dass die Banken häufig Daten noch manuell einfügten. Dies dürfte sich nach Einschätzung von Reinschmidt mittelfristig ändern. Swiat bietet ihren Kunden schon heute die Möglichkeit der Integration in die Bestandssysteme der Bank.

In Kürze wollen wir Repo-Geschäfte abwickeln. Im ersten Schritt gehen wir von zwei bis drei Transaktionen aus. Vorstellbar sind außerdem tokenisiertes Gold und Kredite sowie Retail-Zertifikate, was dann verbrieft auf die Blockchain ginge, aber auch Stablecoins und tokenisiertes Giralgeld.

Timo Reinschmidt

Wo Swiat ihr Portfolio verbreitern will, das sind zusätzliche Assetklassen. „Im Übergang zum vierten Quartal wollen wir erstmals Repo-Geschäfte abwickeln. Im ersten Schritt gehen wir aktuell von zwei bis drei Transaktionen aus. Vorstellbar sind außerdem tokenisiertes Gold und Kredite sowie Retail-Zertifikate, was dann verbrieft auf die Blockchain ginge, aber auch Stablecoins und tokenisiertes Giralgeld.“

In Vorbereitung befinde sich auch eine Transaktion mit internationalen Partnern, die erstmals das Thema Trade Finance abdecken werde. „Wir sind die Plattform für alle regulierten Assetklassen und gewissermaßen agnostisch, was die Art der Assets angeht.“ Geplant sei darüber hinaus, bei der BaFin eine Lizenz als Kryptowertpapierregisterführer zu beantragen. Das würde es Kunden noch leichter machen, digitale Assets auf der Swiat-Blockchain zu emittieren.

Einfacher Zugang möglich

Dabei braucht man noch nicht einmal eigene Blockchain-Kapazitäten, um Swiat als Plattform zu nutzen. „Seit Ende Juni können wir zusammen mit Adesso einen Zugang anbieten, der Banken einen einfachen und regulatorikkonformen Zugang zu digitalen Assets bietet und keine Einbindung eigener IT-Ressourcen erfordert. Den Zugang können wir technologisch innerhalb weniger Tage bereitstellen.“

Wir beabsichtigen, die Blockchain-Infrastruktur auszugliedern und beispielsweise auf eine Stiftung oder Kooperative zu übertragen.

Timo Reinschmidt

Vorangetrieben wird auch der Ausbau von Swiat als Gesellschaft. Man befinde sich ständig in Gesprächen mit relevanten Marktteilnehmern, sagt Reinschmidt. Dabei stellen sie bei Swiat derzeit sehr grundsätzliche Überlegungen zur Weiterentwicklung und Aufnahmefähigkeit der Plattform an. „Wir beabsichtigen, die Blockchain-Infrastruktur auszugliedern und beispielsweise auf eine Stiftung oder Kooperative zu übertragen. Da würde dann ‚ein Anteil, eine Stimme‘ gelten. Wir würden den Zugang für Banken zur Swiat-Blockchain damit noch weiter vereinfachen und die geografische Reichweite des Netzwerks im nächsten Schritt auf Europa und darüber hinaus erweitern.“

Die Pläne seien bereits sehr konkret, und man sei derzeit bereits dabei, eine Interessengruppe mit internationalen Finanzinstituten auszuloten: „Es ist ja nicht so, dass wir heute als Whitepaper anfangen, sondern in der Version 1.0 schon voll betriebsfähig sind“, so Reinschmidt. Man könne eine Stiftung oder Kooperative als Basis für eine gemeinsame Weiterentwicklung nutzen und gleichzeitig schon produktive Transaktionen umsetzen. Aktuell seien die Blockchain-Infrastrukturen weltweit noch sehr kleinteilig.

In der nächsten Phase beginne die Konsolidierung der Netzwerke – auch getrieben durch Basel III (SCO60) mit hohen Anforderungen an den Betrieb von Blockchains. „Für die Wertpapierbranche geht es jetzt darum, all die Puzzlestücke zusammenzufügen, um den vollen Nutzen aus der Blockchain-Finanzmarktinfrastruktur zu ziehen.“

Die Pipeline bei Swiat als Betreiber einer offenen Blockchain-Infrastruktur wächst, sagt Co-Geschäftsführer Timo Reinschmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Dabei seien die EZB-Trials zum Settlement in digitalem Zentralbankgeld der größte Katalysator. Die DLT-Infrastruktur funktioniere in diesem Kontext sehr gut.

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