Aareal Bank

„Wir werden auch in diesem Jahr Hotels finanzieren“

Der Wiesbadener Immobilienfinanzierer ist mit einem denkbar ungünstigen Portfolio in die Pandemie gegangen und hat 2020 mit Verlust abgeschlossen. Jetzt schaut er optimistisch nach vorne.

„Wir werden auch in diesem Jahr Hotels finanzieren“

lee Frankfurt

Nach einem über den Erwartungen liegenden Verlust blickt der auf Hotels und Einzelhandelsimmobilien spezialisierte Immobilienfinanzierer Aareal Bank optimistisch in die Zukunft. Wie das Institut am Mittwoch in Wiesbaden betonte, deckt die im vierten Quartal gebildete Risikovorsorge von 177 Mill. Euro aus seiner Sicht alle nach heutigem Kenntnisstand er­kennbaren Risiken – einschließlich der durch die neuen Lockdowns in wichtigen Märkten wie dem britischen Einzelhandel. Im laufenden Jahr rechnet das Management nun trotz des zuletzt verschlechterten Konjunkturausblicks mit einer Erholung in seinen Geschäftsfeldern, gerade auch im Hotelbereich.

Die Entwicklung der internationalen Belegungsquoten deuteten klar darauf hin, dass die Menschen reisen, wenn sie reisen dürfen, sagte Marktvorstand Christof Winkelmann. Die Aareal Bank verfüge über ein „erstklassiges“ Portfolio im Hotelsegment. Hier habe bereits im vergangenen Jahr eine Erholung eingesetzt. „Wir werden auch in diesem Jahr Hotels finanzieren, Logistikimmobilien und sofern sich gute Gelegenheiten ergeben auch Einzelhandelsobjekte“, ergänzte er.

Für 2021 erwartet das Institut je nach Tempo der wirtschaftlichen Erholung und der damit verbundenen Entwicklung der Risikovorsorge einen Betriebsgewinn von 100 bis 175 Mill. Euro. Die Spanne sei angesichts der pandemiebedingten Unsicherheit bewusst breit gehalten, sagte Finanzvorstand Marc Heß, der den Vorstandsvorsitzenden Hermann Merkens vertritt, seit dieser An­fang November angekündigt hatte, aus gesundheitlichen Gründen für drei bis vier Monate zu pausieren. Im abgelaufenen Jahr hatte das Institut nach vorläufigen Zahlen einen Be­triebsverlust von 75 Mill. Euro eingefahren. Analysten hatten im Schnitt mit einem Verlust von 63,5 Mill. Euro gerechnet.

Konservative Risikovorsorge

Zurückzuführen sind die roten Zahlen in erster Linie auf die Risikovorsorge, bei der die Aareal Bank nach eigener Darstellung eher konservativ agierte. So hatte das Institut bereits Mitte Januar angekündigt, alle Kreditengagements, in denen es Liquiditätsmaßnahmen gewährt hatte, als „Stage 2“ zu klassifizieren. Darunter versteht die Aareal Bank mögliche, aber noch nicht eingetretene Ausfallrisiken, für die eine Risikovorsorge zu treffen ist.

„Darlehen mit einem Beleihungsauslauf von über 100% wurden konsequent als Stage-3-Risikovorsorge eingestuft“, ergänzte Heß. „Stage 3“ steht für ausfallgefährdete oder bereits ausgefallene Engagements. In der Summe schnellte Risikovorsorge dadurch von 90 Mill. Euro im Vorjahr auf 344 Mill. Euro im Jahr 2020. „Das ist für unser Haus ein extrem hoher Wert“, unterstrich der Finanzchef.

Trotz roter Zahlen will die Aareal Bank für 2020 eine Dividende von insgesamt 1,50 pro Aktie ausschütten, nachdem die Aktionäre im vergangenen Jahr auf Druck der Aufsicht leer ausgegangen waren. Auf der Hauptversammlung am 18. Mai werde der Vorstand eine Teildividende von 40 Cent pro Aktie vorschlagen, was angesichts der üppigen Kapitalausstattung des Instituts mit den jüngsten Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) veröffentlichten Vorgaben für die Ausschüttungspolitik der europäischen Banken konformgeht. Nach Abzug der angestrebten Ausschüttung von rund 90 Mill. Euro belief sich die harte Kernkapitalquote (CET 1) per Ende 2020 immer noch auf 18,8%.

Ob auch die verbleibenden 1,10 Euro ausgezahlt werden können, versah die Aareal Bank sicherheitshalber mit einem Fragezeichen. Sofern die wirtschaftliche Entwicklung, die regulatorischen Anforderungen sowie die Kapitalposition und die Risikosituation der Bank es zulasse, könne eine außerordentliche  Hauptversammlung im Schlussquartal die zweite Teildividende beschließen.