IM INTERVIEW: UWE FRÖHLICH, BUNDESVERBAND DER DEUTSCHEN VOLKSBANKEN UND RAIFFEISENBANKEN

"Wir wollen keine konzernähnlichen Gruppenstrukturen"

Der Präsident über den Erhalt autonomer Ortsbanken in der Fusionswelle, die Datengier der Aufsicht und die fehlende Proportionalität in der Regulierung

"Wir wollen keine konzernähnlichen Gruppenstrukturen"

– Herr Fröhlich, laut Bundesbank ist jedes zweite deutsche Kreditinstitut durch die Geldpolitik der Notenbank mit Blick auf die Zinsänderungsrisiken gefährdet, die Ampel stehe vor allem bei kleinen und mittleren Adressen wie in Ihrem Verbund auf Gelb. Finden Sie diese Aussagen übertrieben?Wir sind sicher, dass unsere Gruppe potenzielle Zinsänderungsrisiken mit Blick auf unsere starke Eigenkapitalausstattung und Risikotragfähigkeit gut bewältigen kann. Wir gehen mit diesen Risiken gewissenhaft um und spielen gegenüber der Aufsicht mit offenen Karten. Durch den SREP-Prozess der BaFin/EZB und die daraus folgende Allgemeinverfügung sind die Zinsänderungsrisiken jetzt sogar doppelt abgedeckt in Säule 2 und 1 und damit auch in der regulatorischen Eigenkapitalquote. Alle Genossenschaftsbanken haben diese zusätzlichen Kapitalanforderungen problemlos erfüllt. Letztendlich dürfen wir nicht vergessen, dass der eigentliche Auslöser des erhöhten Zinsänderungsrisikos in dem durch die extreme Zinspolitik der EZB veränderten Kundenverhalten zu suchen ist.- Welcher Art?Die Verbraucher sind verunsichert, wie es um die langfristige Geldwertentwicklung steht, und nutzen die günstige Zinssituation mit dem Wunsch auf lange Kreditlaufzeiten und fragen zum Beispiel Immobilien stark nach. In dieser Situation vergeben Banken und Sparkassen Kredite mit Augenmaß, der Eigenkapitalanteil bei Immobilienkrediten ist trotz steigender Immobilienpreise prozentual in etwa gleichgeblieben. Auf der Einlagenseite positionieren sich die Anleger in der Erwartung künftig höherer Renditen tendenziell eher sehr kurzfristig – eine große Herausforderung für den Beratungsprozess in Banken und Sparkassen.- Die Aufsicht schärft bei den Zinsänderungsrisiken dennoch weiter nach. Sie sind zentrales Thema der diesjährigen Zinsumfrage von Bundesbank und BaFin, inklusive deftiger Stressszenarien, in denen man die Nachhaltigkeit des eigenen Geschäftsmodells unter Beweis stellen muss. Dies soll für einige kleinere Banken der letzte Auslöser gewesen sein, zu fusionieren. Zuletzt zum Beispiel die Volksbank Griesheim mit der Frankfurter Volksbank.Es sind vielfach mehrere Gründe, die Institute dazu bewegen, eine Fusion anzugehen: die langfristige Zukunftsfähigkeit des Instituts, die administrative Belastung durch regulatorische Themen, die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik auf die Ertragslage. Die aktuelle Niedrigzinsumfrage fragt vieles ab: einerseits die Zinsänderungsrisiken und andererseits die Frage nach der zukünftigen Ausgestaltung des Geschäftsmodells, wenn der Zins durch die EZB quasi abgeschafft ist und die Margen im Kundengeschäft wie auch im eigenen Depot A rückläufig sind. Dass Regulierung und Niedrigzins einen Strukturwandel in der Bankenbranche befördern und beschleunigen, ist ein offenes Geheimnis.- Bis zu 80 Fusionen werden in Ihrer Gruppe in diesem Jahr erwartet nach 49 zuvor.Aus Sicht von Kunden, Mitgliedern, der lokalen und regionalen Wirtschaft sind solche extern getriebenen Entwicklungen grundsätzlich kritisch zu sehen. Aufsicht und Notenbank ahnen sicherlich, dass man die derzeitige Geldpolitik nicht dauerhaft durchhalten kann. Sie ist auch Gift für den Sparer. Sie beschädigt die Banken, die Versicherer und das wirtschaftliche Handeln. Es ist darüber hinaus eine Droge, die auf hoch verschuldete Staaten nicht gerade erzieherisch wirkt.- Jenseits der Auswirkungen auf Ertragslage und Strukturen – ist diese umfangreiche Zinsumfrage für die Banken überhaupt noch technisch zu bewältigen?Die Umfrage umfasst schier unglaubliche 1 800 Abfragefelder. Es geht neben umfangreichen Datenabfragen, die zum Teil nicht automatisch aus den IT-Systemen der Banken abrufbar sind, auch um Kreditvergabestandards, Pensionsverpflichtungen oder die Struktur des Depots A. Die Belastung insbesondere für kleinere Institute, bei denen solche Aufgaben auf wenigen Schultern liegen, ist enorm groß.- Es ist irritierend, dass sich die Aufsicht genötigt fühlt, die Banken dazu zu drängen, ihre eigene Geschäftsstrategie zu hinterfragen. Das ist Aufgabe des Vorstands.Natürlich ist es die vorrangige Aufgabe von Vorstand und Aufsichtsrat, die Geschäftsstrategie zu formulieren und regelmäßig zu überprüfen. Gerade kleine und mittelgroße Häuser, die in ihrem regionalen Wirtschaftsumfeld besonders gut verdrahtet und integriert sind, haben eine tragfähige Geschäftsstrategie. Problematisch würde es dann, wenn die Rahmenbedingungen so widrig werden, dass man ein eigentlich kerngesundes Geschäftsmodell nur noch unter so großen Schwierigkeiten ausüben könnte, dass man nur in größere Einheiten eine Zukunft sieht. Gerade kleine und mittelgroße Häuser verfügen über besonders auskömmliche Eigenkapitalquoten …- In Ihrer Gruppe beträgt die Kernkapitalquote im Schnitt knapp 15 %…. und könnten diese belastende Geldpolitik besonders lange aushalten. Aber es ist nicht unsere Aufgabe, Eigenkapital und Reserven langsam aufzubrauchen, sondern das operative Geschäft so auszugestalten, dass wir im Markt erfolgreich sind, genügend Geld verdienen und die Risiken auch langfristig tragen können.- Wie viele Ihrer Mitglieder haben denn das zweifelhafte Vergnügen, die parallele Umfrage der EZB-Zinsumfrage unter 40 national überwachten Instituten mitmachen zu müssen?20 Banken aus unserer Gruppe. Sehr überraschend war für uns dabei, dass die EZB sich nicht die 20 größten herausgepickt hat, sondern eine relevante Stichprobe benannt hat. Sieben der 20 teilnehmenden Banken haben eine Bilanzsumme von unter 500 Mill. Euro. Gerade für die kleineren Adressen eine enorme Doppelbelastung. Denn die Abfragen der EZB und der Bundesbank-BaFin-Umfrage sind leider wenig abgestimmt.- Ihr Verband kämpft schon langefür mehr Proportionalität in der Bankenregulierung. Jetzt ist die Aufsicht in Sachen “Small Banking Box” vorgeprescht und beklagt, sie vermisse konkrete Vorschläge von den Banken. Lässt man sich da erneut das Heft des Handelns aus der Hand nehmen?Das Gegenteil ist der Fall. Wir sind schon lange aktiv und haben zunächst damit begonnen, die Argumentationskette der kleineren und mittelgroßen Banken für Erleichterungen bei der Regulierung wissenschaftlich zu untermauern. Hierfür haben wir entsprechende Studien an der Frankfurter Goethe-Universität und an der Bochumer Ruhr-Universität in Auftrag gegeben.- Mit welchen Ergebnissen?Diese haben unter anderem gezeigt, dass die Kreditvergabebereitschaft maßgeblich von Eigenkapital- und Liquiditätsregeln, von sogenannten Mittelstandsfaktoren für die Eigenkapitalunterlegung von Unternehmenskrediten oder Granularitätskriterien hinsichtlich des sogenannten Retailportfolios bestimmt wird. Wir ringen seit Herbst in einer Arbeitsgruppe, die durch unsere Initiative entstanden ist, unter Schirmherrschaft des Bundesfinanzministeriums mit der Bundesbank und der BaFin und zusammen mit den anderen DK-Verbänden intensiv darum, was verbessert werden kann. Parallel dazu gibt es einen intensiven Prozess in Brüssel, wo aktuell die Überarbeitung der Eigenkapitalrichtlinien CRR und CRD zur Diskussion stehen. Für beide Prozesse haben wir unter der Federführung des BVR DK-seitig konkrete Vorschläge gemacht.Ziel ist nun ein mehrgliedriges regulatorisches Regime, das kleine und kleinste Institute unterhalb einer noch heiß umkämpften Bilanzsummengrenze von einigen Anforderungen ganz freistellen will, dazu gehören beispielsweise der Veröffentlichungsbericht oder die Vergütungsregeln. Die mittlere Gruppe der Institute soll punktuelle Erleichterungen in einzelnen Bereichen wie etwa Meldewesen oder Offenlegung erfahren.- Wo steht der Prozess in Brüssel?Die EU-Kommission hat erste Vorschläge vorgelegt. Wir sind jetzt gerade in der heißen Phase der Diskussion mit den Aufsehern. Wir wollen eine gemeinsame deutsche Positionierung dazu, welche Themen wir in welcher Form in Brüssel adressieren. In Deutschland selbst gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die uns in bürokratischer Hinsicht wirklich entlasten könnten. Bei der Frage der Erleichterungen wird aber nicht nur hart zwischen Kreditinstituten und Aufsicht gerungen, sondern auch zwischen den Bankengruppen. Die nun vorliegenden Vorschläge von Bundesbank und BaFin entsprechen dem bisherigen Diskussionsstand in der Arbeitsgruppe, also begrüßen wir die Vorschläge vorbehaltlos. Und freuen uns darüber, dass unsere Aufseher selbst die Notwendigkeit zur Entlastung kleinerer Banken und Sparkassen auch in der Öffentlichkeit adressieren.- Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Vorschriften, bei denen es Erleichterungen geben sollte?Grundsätzlich geht es uns in Brüssel darum, dass Großbankenstandards nicht pauschal auf alle Institute heruntergebrochen werden. Mit Blick auf die Weiterentwicklung von Basel III sollte man die nicht systemrelevanten Banken außen vorlassen oder etwa die Berechnung der strukturellen Liquiditätsquote NSFR für Institute mit einem überschaubaren Kredit- und Einlagengeschäftsmodell einfacher gestalten. Dazu liegen Vorschläge auf dem Tisch. Es geht aber auch um eine deutliche Reduktion der Meldeanforderungen vom Umfang und der Frequenz her. Institute, die nicht kapitalmarktorientiert sind, sollten keine Offenlegungsberichte erstellen müssen, die für niemanden einen Mehrwert bieten. Bei der Vergütung sollten die erweiterten Regelungen nur für die systemrelevanten Institute gelten.- Das ist eine lange Wunschliste.Sie ist noch länger. Auch die Einrichtung von Ausschüssen, also Risiko-, Normierungs- und Vergütungsausschüssen, sollte lediglich für systemrelevante Institute zwingend erforderlich sein. Ein weiteres wesentliches Thema ist die Sanierungs- und Abwicklungsplanung. Bei Institutsgruppen mit eigenen Sicherheitseinrichtungen wie der unsrigen ist es äußerst fragwürdig, diesen zusätzlichen Aufwand zu betreiben. Dann gibt es noch ein Spezialthema bei kleineren Instituten unter 500 Mill. Euro Bilanzsumme: das Granularitätskriterium bei der Zuordnung eines Kredits zum Mengengeschäft. Da die kleinen Institute ein kleines Kreditportfolio haben, müssen dort schon recht kleine Darlehen mit unverhältnismäßig viel Eigenkapital unterlegt werden, während der gleiche Kredit bei einer größeren Adresse wegen des größeren Kreditportfolios weniger Eigenkapital verlangt. Das ist wettbewerbsverzerrend und muss geändert werden.- Haben Sie das Gefühl, dass hinter einer solchen Regulierung die Absicht steckt, den deutschen Exoten im europäischen Bankensystem mit so vielen kleinen Häusern strukturell zu verändern?Nein, ein politisches Ziel vermute ich da nicht. Allerdings erleben wir häufig eine Vorgehensweise, die wenig Rücksicht auf uns nimmt: Alles soll möglichst gleichnamig gemacht werden, auch unter dem Gesichtspunkt der Effizienz und der Durchgängigkeit für die Bankenaufsicht. Es ist schon seltsam: Die EU-Kommission singt einerseits das Hohelied auf den Mittelstand, uns eingeschlossen. Aber wenn es um Bankenregulierung und Aufsicht geht, wird vielfach ohne sinnvolle Differenzierung agiert. Es erscheint so, das die EZB vor dem Hintergrund einer gemeinsamen Bankenunion möglichst einheitliche Strukturen beaufsichtigen möchte. Dagegen wenden sich die deutschen Genossenschaftsbanken, die Sparkassen und viele Vertreter der deutschen Politik.- Die Fusionswelle sorgt doch in Ihrer Gruppe dafür, dass die kleineren Einheiten verschwinden.Wir werden eine dezentral aufgestellte Gruppe autonomer Genossenschaftsbanken bleiben. Der Konsolidierungsprozess hat bereits in den 1970er Jahren begonnen, als es noch 4 000 Genossenschaftsbanken gab. Ende 2016 waren wir noch 972 Institute. Die Fusionen werden jetzt durch die widrigen Rahmenbedingungen beschleunigt, sind aber immer das Ergebnis unternehmerisch durchdachter Entscheidungen vor Ort. Dabei werden wir die Autonomie der Ortsbanken mit aller Kraft erhalten, denn wir wollen keine konzernähnlichen Gruppenstrukturen wie zum Beispiel in Frankreich oder den Niederlanden. In Deutschland ist unser wesentlicher Erfolgsfaktor die starke Autonomie und Entscheidungshoheit vor Ort, die gute Kenntnis der Risiken in der Region und das riesige Engagement der lokal Verantwortlichen und ihrer Mitarbeiter.- Auch bei Ihren Regionalverbänden geht es noch stärker in Richtung Zentralisierung, wenn sich der Genossenschaftsverband mit dem RWGV zusammenschließt.Die Konsolidierung ihrer Mitglieder ist für die Prüfungsverbände auch eine wirtschaftliche Herausforderung. Dadurch reduzieren sich die Prüfungsaufträge und damit die Prüfungsumsätze der Verbände. Also müssen sich die Verbände die Frage stellen, wie sie den qualitativen Anforderungen der Ortsbanken entsprechen und dauerhaft eine tragfähige Kostenstruktur gewährleisten. Der neue Verband heißt “Genossenschaftsverband – Verband der Regionen”, die regionale Sicht soll nicht aus den Augen verloren werden.- Gemeinsame Regionalverbände sind keine Konkurrenz zum BVR?Nein, wir sind gut abgestimmt mit den Verantwortlichen aller Verbände und haben klar abgegrenzt, wer welche Aufgaben übernimmt. Die Prüfungsverbände bieten Prüfung, Beratung und Bildung gegenüber ihren Mitgliedern an, der BVR ist für die Interessenvertretung auf nationaler und internationaler Ebene, die Aufgaben rund um die Institutssicherung unserer Gruppe und für das strategische Kompetenzzentrum für die Genossenschaftsbanken in Deutschland verantwortlich.- Sie haben sicherlich ein Konto bei einer Genossenschaftsbank.Selbstverständlich, bei der Berliner Volksbank.- Was zahlen Sie für das Geldabheben am Automaten?Ich habe mich für ein kostenpflichtiges Kontoführungsmodell entschieden, das keine separaten Gebühren für Geldabhebungen bei Genossenschaftsbanken unserer Finanzgruppe vorsieht.- Es hat viel Aufregung darum gegeben, dass viele Institute, auch Genossenschaftsbanken, solche Gebühren verlangen.Das Bankgeschäft kann keine kostenlose Dienstleistung sein. Dies gilt umso mehr, je länger dieses Zinsumfeld anhält. Vergleichsportale im Internet, die gern auf solche Themen setzen, sind übrigens oftmals selbst Vermittler. Sie bemängeln unfaire Bedingungen und Preisverzeichnisse. Wir benennen aber die Dinge, die bepreist werden, transparent und offen. Gern wurde übersehen, dass die Verfügungsgebühren nur bei bestimmten Kontomodellen verlangt werden. Wichtig ist für die Kunden, sich beraten zu lassen, welches Kontomodell zu ihnen passt.- Natürlich kann das Bankgeschäft nicht kostenlos sein. Überhaupt war das Konto noch nie kostenlos, sondern wurde quersubventioniert durch andere Produkte.Das kommt darauf an, es ist häufig eine Mischkalkulation. Wir müssen mit offenem Visier die Dinge, die wir bepreisen wollen, gegenüber den Kunden vertreten. Man darf auch nicht vergessen, dass die Genossenschaftsbanken breit in der Fläche präsent sind und die Menschen auch in strukturschwachen Gebieten mit Bankdienstleistungen und eben auch mit Bargeld versorgen.- Die Kunden haben doch Verständnis dafür, dass Banken Geld verdienen müssen. Vielleicht ärgern sich die Verbraucher weniger über die paar Cents als über schlechte Kommunikation und unfaires Verhalten? Der Vorwurf mangelnder Transparenz steht im Raum, etwa weil Preislisten nicht veröffentlicht wurden oder das außerordentliche Kündigungsrecht unerwähnt blieb. Die Verbraucherschützer sind aktiv.Wir sind verbraucherrechtlich gehalten, bei Veränderung von Kontoführungsgebühren jeden Kunden individuell zu informieren. Das tun wir in Übereinstimmung mit den gesetzlichen Vorgaben. Ich weise deutlich zurück, dass wir unfair oder gar gesetzeswidrig mit den Kunden umgegangen wären.- Wenn es Unklarheiten über die Rechtsauslegung gibt und sich die Verbraucherschützer einschalten, dann kommen schnell auch Politiker auf den Gedanken, dass es strengere Vorschriften braucht. Dann hätte man sich ein klassisches Eigentor geschossen.Das sehe ich momentan nicht. Auch die Politik ist daran interessiert, dass wir in Deutschland drei stabile Bankensäulen haben, die jede auch Geld verdient. Es geht um den fairen Umgang miteinander, um die Transparenz und den zeitlichen Vorlauf vor Preisanpassungen.- Immerhin sind einige Institute, auch aus Ihrer Gruppe, verschreckt über den öffentlichen Aufschrei, wieder zurückgerudert, unter anderem mit der interessanten Begründung, dies sei ein Versehen.Dazu kann ich nichts sagen. Die Konditionen werden ausschließlich vor Ort gemacht, und das ist auch richtig so.- Was sind Ihre zentralen Forderungen mit Blick auf die Bundestagswahlen?Wir fordern, dass sich alle Parteien auch weiterhin für den Erhalt der dreigliedrigen deutschen Bankenlandschaft einsetzen. Die Verbundgruppen mögen im EU-Kontext kompliziert sein, aber sie leisten einen wichtigen Beitrag zu Stabilität und Prosperität der deutschen Wirtschaft. Zudem ist uns natürlich die Proportionalität in der Regulierung ein wichtiges Anliegen.- Gibt es denn auch politische Strömungen, die Sie ablehnen?Wir lehnen jede Politik ab, die sich pauschal gegen Europa und den Euro richtet. Wir glauben, dass die Zukunft Deutschlands in einem friedlichen und geeinten Europa mit einer funktionierenden Eurozone und Europäischen Union besteht. Wir als genossenschaftliche Finanzgruppe stehen hinter Europa, auch wenn wir mit den Institutionen nicht immer einer Meinung sind und den Streit dann offen austragen müssen, zum Beispiel beim Thema Vollendung der Bankenunion. Wir alle sind in der Verantwortung und müssen gemeinsam verhindern, dass der Frust über Europa überhandnimmt und schwerwiegende Defizite in einzelnen Ländern ausschließlich Europa angelastet werden.- Wie etwa der Frust über die Folgen der europäischen Geldpolitik für die eigene Altersvorsorge.Die extreme Geldpolitik der EZB kritisieren wir seit langem deutlich und dringen auf eine schnelle Änderung. Die EZB wird sich auf Dauer der Zinswende, die in den USA bereits eingeläutet wurde, nicht verschließen können. Ende 2018 muss das Tal durchschritten sein. Der erfolgreiche Weg Europas ist in der föderalen, von subsidiären Strukturen geprägten Gemeinschaft der Länder zu suchen. Dafür muss man sich auf gemeinsame Standards und Ziele einigen und bereit sein, diese auch umzusetzen – ein gemeinsames Europa funktioniert nur, wenn alle ihren Teil dazu beitragen, auch in Sachen Haushaltssanierung und -disziplin.—-Das Interview führten Silke Stoltenberg und Bernd Wittkowski.