Wirecards Ex-Interims-CEO beklagt Schaffen von „Mystik“
Bloomberg Frankfurt
Der ehemalige Interims-CEO von Wirecard, James Freis, hat das Vorgehen des mittlerweile insolventen Zahlungsdienstleisters als Strategie skizziert, die darauf abzielte, Berater wie die vier großen Wirtschaftsprüfer zu engagieren, um Kritik abzuwehren. Wirecard habe eine „Mystik“ um sich herum geschaffen, die davon abhielt, unliebsame Fragen zu stellen, sagte der Amerikaner auf einer Konferenz des CFA Institute.
Nach dem Rauswurf von Markus Braun übernahm der Jurist kurzweilig den CEO-Posten, bevor er Ende Juni 2020 für den Dax-Konzern Insolvenz anmeldete. Nach einem aufgedeckten Bilanzloch in Milliardenhöhe brach Wirecard zusammen.
Verstärkt worden sei das Problem dadurch, dass die Aufsichtsräte dem Vorstand nicht genug auf den Zahn fühlten, meinte Freis. Beigetragen dazu habe auch der Interessenkonflikt zwischen den Bereichen Prüfung und Beratung bei den großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Er sagte, es sei sofort klar gewesen, dass mit den Büchern etwas nicht stimmte. Nach seiner Meinung hätte Wirecard nach den strengeren Regeln für Finanzinstitute überwacht werden müssen und nicht wie ein Technologieunternehmen.