Wirtschaft an Rhein und Ruhr wandelt sich erfolgreich
Es bewegt sich viel in Nordrhein-Westfalens Wirtschaft. Unternehmen wachsen, neue Firmen und Start-ups entstehen. Das mit rund 18 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichste Bundesland zählt heute zu den wichtigsten Wirtschaftsräumen in Europa und beheimatet mehr Menschen als der Nachbar Niederlande. An Rhein und Ruhr wird mit 705 Mrd. Euro mehr als ein Fünftel des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet. Wäre NRW ein eigenes Land, läge es – gemessen an der Wirtschaftskraft – auf Rang 18 weltweit und damit noch vor Schweden, Polen oder Belgien. Kreativ und weltoffenVielfalt, Kreativität, Weltoffenheit und Unternehmergeist prägen diese Region im Herzen Europas. Jeder vierte deutsche Weltmarktführer stammt aus NRW. Diese Champions kommen aus allen Wirtschaftsbereichen. Neun von dreißig Dax-Unternehmen haben hier ihren Sitz. In Nordrhein-Westfalen sind außerdem rund 20 000 ausländische Firmen beheimatet. Weltkonzerne wie 3M, BP, Ford, Huawei oder Vodafone führen aus NRW heraus ihr Deutschland- oder Europageschäft. Dazu kommen zahlreiche Mittelständler, die marktführend und eine verlässliche Größe sind. Und die Tendenz ist steigend.Das liegt nicht zuletzt auch an der zentralen Lage. Sie ist ein großer Standortvorteil von NRW in Europa. Von keinem anderen Bundesland aus können in so kurzer Zeit so viele Menschen mit einer solch hohen Kaufkraft erreicht werden. In einem Radius von 500 Kilometern leben allein um die Landeshauptstadt Düsseldorf rund 160 Millionen Menschen – das entspricht fast einem Drittel der Verbraucher in der Europäischen Union. Dementsprechend ist die Region Düsseldorf seit Jahren in Nordrhein-Westfalen aktivster Treiber bei der Investitionstätigkeit, gefolgt vom Ruhrgebiet und von der Region Köln/Bonn. In Ostwestfalen findet sich eine Vielzahl von Familienunternehmen, die seit Jahren Milliardenumsätze erwirtschaften, aus dieser Region weltweit agieren und oft als Technologieführer in ihrer Branche bekannt sind.Die Wirtschaft an Rhein und Ruhr sowie in Ostwestfalen wird dennoch häufig unterschätzt. Im Kernland der deutschen Industrie steckt zweifellos mehr unternehmerische Kraft, als viele denken. Gleichwohl sollen die Probleme nicht verschwiegen werden, mit denen das Land weiterhin zu kämpfen hat. Tatsächlich gibt es nur wenige Regionen, die einen so tiefgreifenden Strukturwandel durchlaufen wie die Wirtschaft in NRW. Er wird begleitet von einer immer noch hohen Arbeitslosigkeit in vielen Regionen, von einer in die Jahre gekommenen Infrastruktur und vielerorts leeren kommunalen Kassen.Im Jahr 2018 ist zudem die Kreditvergabe im Land nur gering gestiegen. Die Investitionsquote entwickelt sich unterdurchschnittlich, ebenso wie das reale Bruttoinlandsprodukt, das seit 2010 langsamer wächst als im Bundesdurchschnitt. Auch im vergangenen Jahr konnte die bundesrepublikanische Wirtschaft um 1,4 % wachsen, während NRW mit 0,9 % erneut unter diesem Durchschnitt lag. Das alles beschleunigt nicht gerade den erklärten Umbau zum Dienstleistungs- und Wissensstandort. Umgebaut wird trotzdem in NRW, und das mit wachsendem Erfolg.Die einst recht verschachtelten Industriekonglomerate haben inzwischen so manche Häutung durchgemacht, ihre Randgeschäfte abgestoßen, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Viele der großen Dax- und MDax-Werte sind heute durch Zukäufe im Ausland viel internationaler aufgestellt als früher. Das gilt auch für das Personal in den Führungsetagen. Zugleich ist viel Neues dazugekommen: Die Gründerszene von Aachen bis Ostwestfalen muss sich nicht hinter Berlin verstecken. Rund 19 % aller deutschen Start-ups sind in Nordrhein-Westfalen zu Hause; vor allem die Metropolregion Rhein-Ruhr holt stark auf. Schon heute liegt das Land in der Anzahl der digitalen Start-up-Unternehmen vor Berlin und allen anderen deutschen Regionen.Die Tendenz stimmt also, und das Land sollte dies noch stärker in den Fokus rücken als bisher und an seiner Reputation arbeiten. In der jüngsten Vergangenheit ist zudem eine deutlich bessere Vernetzung und Zusammenarbeit von Universitäten, Kapitalgebern, Unternehmen und staatlichen Institutionen erkennbar. Banken spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle – unter anderem als Kreditgeber und Vermögensverwalter, die zum Beispiel Start-ups mit Investoren zusammenbringen können. Die aktuelle Zinssituation und die damit fehlenden Anlagealternativen sorgen für ausreichend Liquidität.Natürlich, der Strukturwandel an Rhein und Ruhr ist längst noch nicht abgeschlossen. Mit der Digitalisierung und der Frage, wie die Wirtschaft mit dem Klimawandel umgeht, stehen die nächsten großen Aufgaben schon fest. Gerade beim Thema Digitalisierung können Unternehmen, Banken und Politik noch enger zusammenarbeiten. Mittlerweile haben alle Beteiligten verstanden, dass es sich bei der digitalen Transformation nicht um eine Eintagsfliege handelt, sondern um den Beginn der vierten wirtschaftlichen Revolution. Es müssen kontinuierlich finanzielle Anreize geschaffen werden, um Innovation und Modernisierung zu fördern und den Wirtschaftsstandort NRW für die Zukunft zu rüsten. Banken können dazu als strategische Berater und Intermediäre ihren Beitrag leisten. Verändertes Denken gefordertVon Unternehmen, die langfristig wachsen und sich verändern wollen, wird heute zu Recht auch ein verändertes Denken gefordert. Sie müssen ihren Anspruch zu wachsen nicht nur gegen zunehmend knappe Ressourcen abwägen, sondern auch gegenüber einer ökologischer denkenden Gesellschaft rechtfertigen. Das wissen wir nicht erst seit der “Fridays for Future”-Bewegung. Der Gesetzgeber und die Europäische Kommission arbeiten mit Hochdruck an einem entsprechenden Rahmenwerk und fördern damit nachhaltige und grüne Finanzierungsformen. Bereits heute werden beispielsweise “Green Bonds” am Kapitalmarkt begeben und setzen einen nachhaltigen Verwendungszweck des Kapitals voraus. Auch für die Deutsche Bank muss Klimaschutz Priorität haben. Das drückt sich durch die Art und Weise aus, wie wir Kredite vergeben, sowie durch die von uns angebotenen Produkte und durch unsere Richtlinien.Der Finanzsektor spielt damit eine wichtige Rolle im Veränderungs- und Entwicklungsprozess Nordrhein-Westfalens – und zwar auf ganz unterschiedlichen Feldern. Eine prosperierende, sich stark verändernde Wirtschaft zieht generell Banken und Kapitalgeber an und ermöglicht somit zusätzliches Wachstum durch Erweiterungsinvestitionen. Im Übrigen war der Bankenstandort NRW schon immer eng mit der Industriegeschichte an Rhein und Ruhr verbunden und hat diese wesentlich mitgeprägt. Unser Bundesland ist heute nicht von ungefähr auch ein wichtiger Bankenplatz in Europa, der insgesamt 142 000 Menschen beschäftigt. Und es ist auch kein Wunder, dass Düsseldorf nach Frankfurt die zweitgrößte Banken- und Börsenstadt ist.Für uns als Deutsche Bank in NRW bedeutet dies vor allem, aus einer langen Tradition und regionalen Verankerung im Markt heraus den Veränderungsprozess aktiv zu unterstützen und voranzutreiben. Die Deutsche Bank ist seit mehr als 100 Jahren an Rhein und Ruhr präsent und hat die Bergisch Märkische Bank in Elberfeld (heute Wuppertal) im März 1914 übernommen. Bereits vor dieser Übernahme gab es zahlreiche Verbindungen in den Westen, die bis in unser Gründungsjahr 1870 zurückreichen. Diese regionale Verankerung im Markt und die Nähe zu unseren 1,2 Millionen Privat- und Firmenkunden (Region Nordwest) sind noch immer ein Pfund, das in Verbindung mit unserer internationalen Ausrichtung und einer breiten Produktexpertise zu einer großen Stärke wird.Mit der Gründung der neuen Unternehmensbank, die die zentrale Einheit für Firmenkunden der Deutschen Bank und der Postbank sein wird, sind wir in Nordrhein-Westfalen künftig noch besser in der Lage, die gesamte Bandbreite mit unserem internationalen Bankgeschäft abzudecken – von kleineren Geschäftskunden bis hin zu multinationalen Großkonzernen. Kompetenzen werden dabei verstärkt in die Region verlagert. Unser Ziel ist klar: Wir wollen unsere führende Marktposition als “Globale Hausbank” an Rhein und Ruhr sowie in Ostwestfalen weiter ausbauen. NRW bleibt durch seine schlichte Größe, seine wirtschaftliche Vielfalt und strategische Lage mitten in Europa ein hochattraktiver Standort. Die Deutsche Bank will auch in Zukunft einen positiven Beitrag zur erfolgreichen Transformation und Weiterentwicklung dieses Bundeslandes leisten. Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutsche Bank AG