Wirtschaftsinstitutionen warnen vor Handelsstreit

Welthandel im Fokus der Bali-Tagung

Wirtschaftsinstitutionen warnen vor Handelsstreit

BZ Frankfurt – Die Chefs der vier multilateralen Wirtschaftsorganisationen Internationaler Währungsfonds (IWF), Weltbank, Welthandelsorganisation (WTO) und Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) haben die Weltgemeinschaft am Mittwoch auf der Jahrestagung von IWF und Weltbank auf Bali dazu aufgerufen, das multilaterale Handelssystem zu stärken und Handelskonflikte beizulegen. WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo rief alle “Verteidiger des multilateralen Handelssystems” dazu auf, “ihre Stimmen zu erheben”. IWF-Chefin Christine Lagarde forderte, man müsse auf nationaler Ebene dafür sorgen, dass der Welthandel stärker den Menschen zugutekommt. Auch IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld machte darauf aufmerksam, dass die derzeit zu beobachtenden weltwirtschaftlichen Tendenzen zu weiteren Ungleichgewichten zwischen Arm und Reich führten. Der von den USA verursachte Handelsstreit bremse den Welthandel und führe damit zur Gefahr, dass wichtige Nachhaltigkeitsziele verfehlt werden.Im Handelsstreit zwischen USA und China zeichnete sich derweil auch am Mittwoch keine Entspannung ab. US-Finanzminister Steven Mnuchin warnte Peking vor einer Abwertung der chinesischen Währung, um sich Handelsvorteile zu verschaffen. “Während wir auf Handelsthemen schauen, ist es keine Frage, dass wir sicherstellen wollen, dass China keine Abwertungen vornimmt, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen”, sagte Mnuchin der “Financial Times”. Mnuchin und Vertreter Chinas werden heute beim Treffen der Finanzminister großer Industrie- und Schwellenländer (G20) aufeinandertreffen. Nach Berechnungen von WTO und IWF würden China und die USA selbst zu den Verlierern zählen, sollte es zu einem ausgewachsenen Handelskrieg kommen. Bei Anwendung der bisher eingeführten und angekündigten Maßnahmen, inklusive Autozölle, würden die USA nach IWF-Berechnung 0,9 % ihrer Wirtschaftsleistung einbüßen und China 0,6 %. Laut WTO würde bei einem ausgewachsenen Handelskrieg das internationale Handelsvolumen um bis zu 17,5 % sinken. Durchschnittlich würde jedes Land 1,9 % an Wirtschaftsleistung verlieren.Neben der Handelsproblematik warnten die Wirtschaftsexperten davor, die globalen Regeln für Finanzmärkte zurückzudrehen und sich intensiver für schwierige Zeiten zu wappnen. “Kurzfristige Risiken haben sich vergrößert und mittelfristige Risiken bleiben erhöht”, sagte IWF-Direktor für Geld- und Kapitalmärkte Tobias Adrian. Er rief die Entwicklungs- und Schwellenländer dazu auf, finanzielle Puffer gegen aufkommende Gefahren zu bilden. Sie seien durch neue Risiken an den Finanzmärkten besonders in Gefahr. Ein großes Problem auch für Industrieländer sei zudem der hohe Schuldenstand, vor allem außerhalb des Bankensektors. “Das Niveau an Schulden, die Haushalte, Unternehmen und Staaten halten, ist hoch, und es steigt weiter.”