Grenke

Wohlfühloase Baden-Baden

Man mag es Antje Leminsky abnehmen oder nicht, dass sie aus persönlichen Gründen die Grenke AG verlässt. Neun Monate im Auge des Orkans fordern auch von einem hartgesottenen Vorstand ihren Tribut. Und ob die Dame im Clinch liegt mit dem König des...

Wohlfühloase Baden-Baden

Man mag es Antje Leminsky abnehmen oder nicht, dass sie aus persönlichen Gründen die Grenke AG verlässt. Neun Monate im Auge des Orkans fordern auch von einem hartgesottenen Vorstand ihren Tribut. Und ob die Dame im Clinch liegt mit dem König des Unternehmens, Firmengründer und Schachfreund Wolfgang Grenke, wie es mancherorts kolportiert wird, sei nun mal dahingestellt.

Nach der jüngsten Rochade an der Spitze des Leasingspezialisten, in deren Rahmen der Ex-Landesbanker Michael Bücker den Chefsessel von Leminsky übernimmt, wird aber einmal mehr klar, dass es noch ein ganzes Stück Weg ist bis zur rundum erneuerten Grenke AG. Seit September ficht die Firmenspitze inzwischen einen zähen Kampf bei der Aufarbeitung der Vorwürfe des Short Sellers Fraser Perring, der dem Unternehmen Bilanzmanipulation und überhöhte Zahlungen für Franchisefirmen vorhält. Tatsächlich konnte die Gesellschaft inzwischen wesentliche Anschuldigungen entkräften, zum Beispiel den Vorwurf der Geldwäsche. Auch das so wichtige Testat für den Jahresabschluss 2020 wurde – wenn auch verspätet – vom Wirtschaftsprüfer uneingeschränkt erteilt.

Geblieben aber ist der Vorwurf überhöhter Zahlungen über die zwischengeschaltete Firma CTP, eine Art Anschubfinanzierer für Franchisenehmer, für den Aufkauf von Franchisefirmen. Die von der Finanzaufsicht BaFin mandatierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars konstatierte hierzu, dass die Kaufpreise zwar nicht systematisch überzeichnet gewesen seien, kritisierte allerdings die Rendite für die CTP und andere Investoren „ex post“ als überhöht. So standen laut Mazars Investitionen in Franchisefirmen zwischen 2003 und 2018 von 7,2 Mill. Euro satte Rückflüsse von 62,6 Mill. Euro gegenüber. Damit bleibt die Frage offen, welche „Related Parties“ eventuell doch von zu teuren Firmenverkäufen an Grenke profitiert haben könnten, und sei es die Lebensgefährtin des Firmengründers.

Den damit verbundenen Mangel an Transparenz mag man sich in der Wohlfühloase Baden-Baden, wo Gründer, Aufsichtsrat und Vorstand ein enges Verhältnis pflegen, nicht immer bewusst gemacht haben. Für den Kapitalmarkt aber können solche Verbindungen Gift sein, was ein Grund für den dahindümpelnden Aktienkurs sein mag. Vor diesem Hintergrund muss sich auch der Aufsichtsrat fragen lassen, welche Rolle er denn all die Jahre gespielt hat. Auf der nahenden Hauptversammlung am 29. Juli haben die Aktionäre dazu die Möglichkeit.

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